Karneval in Hilden Erst Beamtenprüfung, dann Rathaussturm

Hilden · Hunderte Jecke übernahmen am Donnerstag die Macht etwas zu spät: Es war nicht einfach, den berühmten Schlüssel zu finden.

Der Sturm auf das Rathaus
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Voll war's vorm Bürgerhaus, mehr Narren als in den Jahren zuvor warteten auf 11.11 Uhr. Voll blieb auch das Fass mit 111 Litern Kölsch, das Bürgermeister Horst Thiele gestiftet hatte, das Volk trank lieber Altbier. "Wie bitte, der stiftet Kölsch?", hieß es prompt unter den jecken Weibern, "den kann man doch nicht wählen!" Wohlwissend, dass man das tatsächlich nicht mehr kann: Thiele tritt bei den Wahlen nicht mehr an. Für den Rathaussturm hatte er sich einen "Verwaltungsdschungel" ausgedacht, den das große und das kleine Prinzenpaar bewältigen mussten — ganz à la Dschungelcamp. Der Eingang des Bürgerhauses war mit dichten Lianen verhängt, Palmen und Giraffen standen Spalier.

Die Tollitäten gaben dann auch alles: Sie tranken Ekelbrühe (Hildanus Schnaps/Waldmeisterbrause), aßen Schimmelkuchen (grün gezuckert), stapelten Akten hoch — Thiele: "das übe ich seit 45 Jahren" — und suchten in einem widerlichen Kasten (voll Sägespäne) nach dem Rathausschlüssel. Das Kinderprinzenpaar Benjamin und Stephanie fand ihn nach mühsamem Suchen: Der Sturm konnte starten! Das hat sich auch Doris Engelhard nicht nehmen lassen: Sie kam als pinke Sahneschnitte, obwohl ihr rechter Fuß in Gips steckt und sie an Krücken geht. Die Zehen sind gebrochen, "aber das kann mich nicht abhalten!" Als sie auch noch zu den Klängen der Band "Tante Inge" tanzt, bekommt der Ausdruck vom "Tanzbein schwingen" irgendwie eine ganz eigene Bedeutung. Inzwischen haben die Jecken einen immer engeren Ring um ihre Majestäten gezogen, um alles mitzubekommen — und auch, weil vielen inzwischen richtig kalt ist. Ein eisiger Wind machte die Möhnen ungeduldig: "Wir wollen Sturm, keinen Wind", war die Devise zu diesem Zeitpunkt, auch Evi und Monika aus Hilden wollten endlich rein. "Wir feiern zwar seit 30 Jahren Karneval", erzählten sie, "aber wir sind zum ersten Mal beim Sturm aufs Rathaus dabei."

Das war der Prinzenempfang 2014 bei der Rheinischen Post
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Foto: Endermann, Andreas

Sprachen's — und waren auch schon die Treppe hoch, die endlich frei war. Rathauspfeifen und andere Ratsleute erwarteten die Schar im Bürgersaal, Premiere: Polizeichef Frank Bauernfeind war unter die Rathauspfeifen gegangen. Ingrid Benecke (Senioren Union) als Frau Holle schnitt Krawatten ab, während sich das große Prinzenpaar Detlef und Andrea auf dem Balkon zeigte und bejubelt wurde.

Drinnen feierte Caro derweil ihren 25. Geburtstag als Teufelchen und überlegte laut, ob sie nach Düsseldorf weiterreisen oder doch in Hilden bleiben sollte: "Was ist hier später denn noch los?" "Ab 15 Uhr geht es im Festzelt weiter." Was nicht heißt, dass bis dahin dort nichts los war, im Gegenteil: Der Empfang der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert war in vollem Gange, als die Jecken von der Straße noch dazustießen. Fürs Festzelt insgesamt galt: Junge und Alte feierten und tanzten gemeinsam, die organisierten Karnevalisten und die jecke Schar fanden auch zusammen.

(cwo)
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