Hilden Experten setzen Einbrechern Riegel vor

Hilden · Großen Anklang fand die Aktion "Riegel vor" der Polizei im Hildener Rathaus. Wegen des Erfolgs wird sie wiederholt.

 Rüdiger Heidenreich (l.) zeigt Ulrich Rüther so genannte Pilzkopfbeschläge. Sie können ein Fenster so absichern, dass es nicht oder nur noch mit viel Mühe aufgebrochen werden kann.

Rüdiger Heidenreich (l.) zeigt Ulrich Rüther so genannte Pilzkopfbeschläge. Sie können ein Fenster so absichern, dass es nicht oder nur noch mit viel Mühe aufgebrochen werden kann.

Foto: Olaf Staschik

Drei mal muss Klaus Fitzner mit seinem Schraubendreher an dem Fensterrahmen ansetzen. Drei mal knackt es. Dann ist das Fenster aufgestemmt. Ein junger Mann zieht die Augenbrauen hoch. "Dass das so einfach geht, hätte ich nicht gedacht", sagt er. Klaus Fitzner, Mitarbeiter bei der Kriminalprävention Opferschutz der Kreispolizei Mettmann, kennt diesen Effekt: "Die Leute sind entsetzt", berichtet er. Und erklärt sogleich, welches Zubehör das handelsübliche Fenster einbruchsicher machen würde: Riegel an der Griff- und Scharnierseite zum Beispiel. Oder so genannte Pilzkopfverriegelungen.

"Riegel vor", unter diesem Motto hatte die Polizei gestern gemeinsam mit Kooperationspartnern ins Foyer des Hildener Rathauses eingeladen. "Helfen Sie uns, indem Sie diese Botschaft ,Riegel vor' weitertragen", appellierte Ulrich Koch, leitender Polizeidirektor der Kreispolizeibehörde Mettmann, an seine Zuhörer. Und die kamen reichlich. Die Informationsstände von Handwerksbetrieben aus der Region, die Sicherheitszubehör für Heim und Garten anbieten, waren seit Beginn der Veranstaltung um 10 Uhr unaufhörlich umlagert. Einige Interessierte brachten sogar Fotos von ihren Häusern mit, die sie per Handy geschossen hatten, und zeigten sie den Fachleuten. Das Besondere an den Betrieben: Sie sind von der Kriminalpolizei zertifiziert und werden von ihr daher als vertrauenswürdig empfohlen.

Zum ersten Mal bei einer solchen Aktion dabei war Birgit Kugler, geschäftsführende Gesellschafterin der Hildener Firma Kugler-Alarm, die ebenfalls zertifiziert ist. "Ich finde es toll, dass es das gibt", sagt die Unternehmerin, die mit ihrem Team Alarm- und Brandmeldeanlagen vertreibt und einbaut. Die Resonanz sei überraschend gut. Auch Rüdiger Heidenreich, Inhaber der gleichnamigen Schreinerei aus Mettmann, ist von dem Interesse der Hildener begeistert: "Das Informationsbedürfnis ist riesig groß. Die Leute kommen mit konkreten Fragen." Das lasse darauf schließen, dass sich die Bürger schon im Vorfeld über das Thema informiert haben.

Doch welche Maßnahmen empfiehlt der Sicherheitsfachmann? Zum Beispiel einen Sperrbügel, um die Wohnungseingangstüre "nur auf einen Spalt öffnen zu können", rät Heidenreich. Für die Fenster sei hingegen eine Pilzkopfverriegelung sinnvoll. Heidenreich führt sie vor. Bei diesem Mechanismus haken die sogenannten Pilzköpfe - Stahlzapfen mit einem verdickten Ende - in ein Schließblech aus Stahl so fest ein, dass das Fenster arretiert und nicht mehr aufzuhebeln ist.

Das eigene Haus mit Sicherheitstechnik nachzurüsten ist durchaus bezahlbar, berichtet Heidenreich. Die Sicherung einer Terrassentüre kostet seiner Schätzung zufolge rund 350 Euro. Allerdings unterscheidet sich die Investitionssumme ganz individuell. "Entscheidend ist, dass wir vor Ort gucken, was möglich ist", betont Heidenreich.

Dass es sich dabei um sinnvoll investiertes Geld handelt, weiß Horst Keilpflug von der Opfer-Betreuung "Weißer Ring" in Mettmann. Auch er stand gestern als Ansprechpartner bereit. "Bei einem Einbruch wird der Sachschaden von vielen als gar nicht so schlimm empfunden", berichtet er. "Viel entscheidender ist, dass Fremde in die eigene Intimsphäre eingebrochen sind." In drei Vierteln aller Fälle, die er betreue, seien die Opfer dadurch traumatisiert. Doch Keilpflug kann auch trösten: "Mit zunehmendem zeitlichen Abstand reduziert sich das schlimme Erlebnis." Bei der Verarbeitung helfe der Weiße Ring - mit Erfolg: "Einer jungen Frau, die ein Verbrechen beobachtet hat, konnte ich mit Gesprächen helfen. Daraus schöpft man Motivation", sagt Keilpflug.

Wegen des Erfolgs wird die Veranstaltung in Hilden am Donnerstag, 23. Oktober, von 10 bis 19 Uhr im Foyer des Rathauses wiederholt. Die Teilnahme ist kostenlos. Informationen zu zertifizierten Betrieben des von der Polizei gegründeten Netzwerks "Zuhause sicher" gibt es auch unter www.zuhause-sicher.de

(RP)
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