Entscheidung in Hilden Fabry-Schule schließt im Juni für immer

Hilden · Kaum eine andere Stadt dieser Größe hat eine derartig vielfältige Schullandschaft wie Hilden. Die städtische Wilhelm-Fabry-Realschule im Holterhöfchen schließt nach 63 Jahren für immer.

Die letzten 50 Schüler werden alle einen Hauptschulabschluss (Klasse 9) bekommen, verspricht Schulleiter Wolfgang Schoch. Am Freitag, 29. Juni, ist für Schüler und Lehrer der definitiv letzte Schultag.

Aber nicht still und leise, sagt Schoch: "Wir werden uns mit einem Paukenschlag verabschieden." Angedacht sei nicht nur eine würdige Abschiedsfeier, sondern eine ganze Projektwoche voller Aktionen und Attraktionen ab dem 22. Juni.

Reihenweise schließen Hauptschulen im Land. Sechs von acht im Kreis Mettmann haben bereits zugemacht (2016 die letzte mit der Heuss-Schule in Hilden) oder es ist bereits beschlossene Sache. Und für die Realschule sieht es auch nicht besser aus. "Die Sekundarschule ist das Modell der Zukunft", sagt Sabine Klein-Mach, Leiterin der Marie-Colinet-Sekundarschule in Hilden. Die Rheinische Landeskirche lässt die Wilhelmine-Fliedner-Realschule in Hilden auslaufen und macht daraus eine Gesamtschule. Nebenan liegt das evangelische Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium. So eine Konstellation findet man wohl nirgendwo sonst - sie sagt aber mehr als viele Worte.

Die Eltern stimmen schon seit Jahren mit den Füßen ab und schicken ihre Kinder lieber auf Sekundarschulen, Gesamtschulen und Gymnasien. Viele glauben, dass ihre Sprösslinge dort mehr Förderung bekommen und mehr Zeit bekommen und deshalb bessere Chancen haben, sich zu entwickeln. Darauf mussten Stadtrat und Verwaltung reagieren. Sie befragten rund die Eltern in Hilden und richteten nach derem klarem Votum zum Schuljahr 2013/14 eine Sekundarschule in Hilden ein - eine "kleine Gesamtschule" ohne Oberstufe. Sie ist erfolgreich gestartet und hat sich inzwischen etabliert.

Auch nach dem Aus für die Fabry-Schule finden Schüler in Hilden eine ungewöhnlich vielfältige Schullandschaft für eine Stadt dieser Größe vor. Zur Auswahl stehen das städtische Helmholtz-Gymnasium und die kommunale Marie-Colinet-Sekundarschule. Beide Schulen hat die Stadt in den vergangenen Jahren für rund 25 Millionen Euro modernisiert. Sie bieten beste Lernbedingungen.

Im Campus Holterhöfchen liegt auch das Berufskolleg Hilden des Kreises Mettmann. Es bietet rund 30 Bildungsgängen an, darunter ein Wirtschafts- und ein Technik-Abitur. Daneben betreibt Hilden zusammen mit Langenfeld die Bettine-von-Armin-Gesamtschule in Langenfeld.

Die Evangelische Landeskirche unterhält im Schulzentrum Gerresheimer Straße ein evangelisches Gymnasium und eine evangelische Gesamtschule. Auf der anderen Straßenseite zieht die Theresienschule, eine katholische Mädchenrealschule, viele Schülerinnen aus der ganzen Region an. Dieses Angebot macht Hilden für Familien mit Kindern besonders attraktiv.

Dabei hatte auch die Wilhelm-Fabry-Realschule stets einen sehr guten Ruf. Zahlreiche ihrer Absolventen haben später weit gebracht. Zu den Schülern gehörten unter anderem die beiden Hildener Altbürgermeister Günter Scheib und Horst Thiele. Oder der bekannte Stern-Fotograf Volker Krämer, der 1999 im Kosovo zusammen mit einem Kollegen und einem Dolmetscher ermordet wurde. Dietmar Schrick (Abschlussjahrgang 1966), Maschinenbau-Ingenieur, war zuletzt Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luft und Raumfahrtindustrie. Apostolos Tsalastras ist Volkswirt und seit acht Jahren Stadtkämmerer und Beigeordneter in Oberhausen.

"Die Gründung der Fabry war ein Neuanfang im Schulwesen", erklärte Bürgermeisterin Birgit Alkenings bei der großen Wiedersehen-Feier "Fabry lebt" im Juni vergangenen Jahres: "Jetzt wandelt sich das Schulsystem wieder." Mit der Marie-Colinet-Sekundarschule habe die Fabry-Realschule einen würdigen Nachfolger gefunden.

(cis)
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