Hilden Fahrrad schlägt Auto in der Innenstadt

Hilden · Wir testeten eine Strecke, die stellvertretend für andere steht. Wie fahrradfreundlich erleben Sie Hilden?

 Beim Start am Ohligser Weg sagt das Navi, dass Rad und Auto die Strecke gleich schnell bewältigen.

Beim Start am Ohligser Weg sagt das Navi, dass Rad und Auto die Strecke gleich schnell bewältigen.

Foto: Köhlen

In Hilden werden kreisweit die meisten Fahrräder gestohlen - 385 angezeigte Diebstähle waren es im Vorjahr. Das könnte mit daran liegen, dass es besonders viele Radler und Räder in Hilden gibt. Die Stadt hat Absperrboxen für Räder aufgestellt und will sich als "fahrradfreundlich" verstanden wissen. Doch was heißt das eigentlich? Die Antwort ist vielschichtig. Schutzstreifen auf den Fahrbahnen sind das eine, Fahrradständer an viel frequentierten Orten gehören sicher auch dazu. Beim Stadtradeln machen von Jahr zu Jahr mehr Hildener mit, diesmal schickte sogar die Feuerwehr eine Truppe nach Nové Mesto, die "Feuerradler". Wichtigster Punkt für den Umstieg aufs klimafreundliche Bike dürfte aber sein, dass sich Strecken schneller auf zwei als auf vier Rädern bewältigen lassen. Wir machten den Test.

 Eindeutiger Sieger: Das Rad brauchte sechs Minuten.

Eindeutiger Sieger: Das Rad brauchte sechs Minuten.

Foto: gök

Wir sind von der Haltestelle "Tulpenweg" am Ohligser Weg jeweils mit dem Fahrrad und mit dem Auto losgefahren und haben das St.-Josefs-Krankenhaus an der Walder Straße als Ziel festgelegt. "Mein Weg führte mich über den holprigen Fahrradweg am Ohligser Weg in die Lindenstraße. Dieser bin ich gefolgt bis zum Lindenplatz. Bereits dort ist mir aufgefallen, dass die Autos bei jeder Ampel zunächst warten mussten", sagt der Radler Leonardo Schenk de Oliveira. Er kommt aus Hilden und ist eigentlich immer mit dem Rad unterwegs, kennt sich bestens aus in der Stadt. Das kann Autofahrerin Gökçen Stenzel zwar auch von sich behaupten, aber es stimmt: Die grüne Welle ist anscheinend auf die Geschwindigkeit von Radlern abgestimmt: "Ich stand an jeder Ampel, während Leonardo ohne zu stocken einfach durchfahren konnte." Das bestätigt er: "Positiv aufgefallen sind mir auf der Strecke die Grünschleifen. Ich konnte fast ohne zu halten durchfahren, was mir gegenüber dem Auto einen riesigen Vorteil verschafft hat."

Vorbei an dem kleinen Kiosk, geht es nach rechts in die Kirchhofstraße. Nachdem wir die Polizeiwache passiert haben, führt der Weg des Rades an der Gabelung in die Walder Straße. "Dass ich dort rechts abbiegen durfte, verdanke ich der für Fahrradfahrer glücklich regulierten Straßenregelung." Richtig, für Autos ist die Durchfahrt verboten, der Wagen muss den Umweg über die Kreuzung Berliner Straße nehmen, es geht nur im Stop and Go vorwärts - und natürlich ist jede Ampel rot.

Damit ist das Fahrrad eindeutiger Sieger: Während de Oliveira nur sechs Minuten für die Strecke brauchte, dauerte sie für Stenzel neun Minuten. Und die Strecke kann stellvertretend für andere stehen: Räder können und dürfen über Wege, die den Autos verwehrt sind, geöffnete Einbahnstraßen gehören dazu. Aber: "Es wäre wichtig, wenn die Wege für Fahrräder in einem besseren Zustand wären", sagt der erfahrene Radler. "Wer mit dem Fahrrad in Hilden unterwegs ist, plagt sich oft mit unebenen Wegen oder aus dem Asphalt stoßenden Wurzeln." Andere Radler kritisieren ebenfalls den Zustand der Radwege zum Beispiel am Westring, an Teilen der Gerresheimer sowie an der Düsseldorfer Straße.

(RP)
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