Kreis Mettmann Familien-Banden stehlen Wohnwagen

Kreis Mettmann · 2017 betrug der Schaden allein in NRW 7,8 Millionen Euro. LKA empfiehlt Ortungssystem - oder Reifen abmontieren.

 Wohnwagen auf einem Stellplatz (Symbolbild).

Wohnwagen auf einem Stellplatz (Symbolbild).

Foto: Ralph Matzerath

2017 betrug der Schaden allein in NRW 7,8 Millionen Euro. Das LKA empfiehlt ein Ortungssystem - oder die Reifen abzumontieren.

Der Diebstahl von Wohnwagen ist offenbar ein lohnendes Geschäft - zumindest aus Sicht der Täter. 2016 (Januar bis Ende November) zählte das Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen 122 Fälle. 2017 (Januar bis Dezember) hat sich die Zahl der Caravan-Diebstähle bereits auf 345 nahezu verdreifacht, bestätigt LKA-Sprecher Mario Lorenz. Er beziffert den Schaden auf 7,891 Millionen Euro. Und das sind nur die Zahlen für NRW. Wohnwagen-Diebstahl ist ein bundesweites Phänomen.

Wie viele Caravans wurden 2018 bereits in NRW gestohlen? Dazu könne keine Aussage gemacht werden, weicht der Kriminaloberkommissar aus. Auch nicht dazu, wie viele Täter festgenommen und wie viele von ihnen schließlich verurteilt wurden. Bei der aktuellen Zahl der gesprengten Geldautomaten gibt sich das LKA nicht so zugeknöpft. Aber es reicht ein Blick in die öffentlichen Polizeimeldungen: Alle paar Tage wird irgendwo in Deutschland ein Wohnwagen entwendet. Im Kreis wurden 2018 mindestens drei Caravans gestohlen, hat die RP gezählt: 22 in 2017.

"Dieses Kriminalitätsphänomen gewinnt an Bedeutung", hat der neue Chef des LKA-NRW, Frank Hoever, im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur bestätigt. Die Täter flüchteten "völlig rücksichtslos und mit brachialer Gewalt". In einzelnen Fällen hätten sie während einer Verfolgungsjagd die Wohnwagen abgehängt. Das geschah am 20. September vergangenen Jahres in Solingen. Als die Polizei nachts ein Wohnwagengespann überprüfen wollte, gab der Fahrer Gas und raste davon. Mit über 100 km/h fuhr er über rote Ampeln. Schließlich koppelte einer der Diebe den gestohlenen Caravan ab - in voller Fahrt. Der Wohnanhänger blieb abrupt stehen. Ein Streifenwagen konnte gerade noch ausweichen. Die Diebe entkamen mit einem Audi mit Kölner Kennzeichen über die A3.

Am Mittwoch dieser Woche hat die Polizei drei mutmaßliche Caravan-Diebe in Langenfeld festgenommen. Sie sind 17, 20 und 23 Jahren und sollen aus Köln kommen.

Wer sind die Täter? "Im Wesentlichen stehen britisch/irische oder serbisch/kroatisch dominierte Familienverbände im Fokus", sagt Mario Lorenz. Für die Polizei handele es sich nicht um organisierte Kriminalität, sondern um Bandendiebstahl. Daneben gebe es aber auch Täter mit deutscher, rumänischer oder polnischer Staatsangehörigkeit. "Es gab einzelne Festnahmen, die auf irische Landfahrer hinweisen", sagt LKA-Chef Frank Hoever: "Wir haben zudem gestohlene Wohnwagen auf der Insel wiedergefunden und Videoaufnahmen zeigen, dass die Wohnwagen an Autos mit Rechtslenker hängen, wenn sie gestohlen werden."

Die kriminellen Familienverbände kommen für eine bestimmte Zeit nach Deutschland. Um ihre Lagerplätze herum häuften sich dann Straftaten (Diebstahl, Ordnungswidrigkeiten, Ruhestörung), berichtet Lorenz. Dann verzögen sich die Clans über die Grenze, vornehmlich nach Belgien oder in die Niederlande. Dort konnte die Polizei auch vereinzelt gestohlene Caravans sicherstellen. Die genauen Absatzwege der Beute im Ausland kennt das LKA nach eigenen Angaben nicht. Man geht davon aus, dass die irisch/britischen und serbisch/kroatischen Gruppen einen Teil der gestohlenen Wohnwagen selbst nutzen. Das könnte auch erklären, warum bevorzugt Caravans der Marke Fendt gestohlen werden. Sie gilt als "Mercedes" unter den Wohnwagen. Camping Krings (Mönchengladbach/Düsseldorf) ist einer der drei führenden Fendt-Händler in Deutschland. "Unser Firmengelände ist wie Fort Knox gesichert", berichtet Geschäftsführer Bernd Kaminiski. Er kennt Kunden, denen schon zweimal ein Fendt gestohlen wurde: "Die entscheiden sich dann lieber für ein anderes Fabrikat."

Tipp für einen sehr kostengünstigen und dennoch effektiven Diebstahl-Schutz hat Kriminaloberkommissar Mario Lorenz: Einfach die Reifen abmontieren.

(cis)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort