Hilden Fettweg 2.0 nimmt Behörden aufs Korn

Hilden · Kabarett-Ensemble präsentiert kurzweiliges Programm, regt zum Nachdenken an und wird mit Riesenapplaus belohnt.

 Szenenbild aus dem Eröffnungs-Sketch - vier Fettweg 2.0-Mitglieder sind auf der Suche nach den besten Plätzen.

Szenenbild aus dem Eröffnungs-Sketch - vier Fettweg 2.0-Mitglieder sind auf der Suche nach den besten Plätzen.

Foto: Staschik

Ein bisschen mutig ist es schon, das neue Programm der Hildener Kabarett- und Comedy-Truppe "Fettweg 2.0", wird doch schon in der ersten Szene das eigenen Publikum parodiert. Petra Kriehn, Stefan Aust, Carola Pfrommer und Maik Bergmeier betreten als Kabarettbesucher die Bühne, die extra früh gekommen sind, um den besten Platz zu ergattern. Kaum sitzen sie, als die Nörgelei losgeht. "Es zieht!" "Es ist zu eng!" "Wir sind zu nah an der Bühne!" So suchen sie sich "bessere" Plätze, um dann gleich festzustellen, dass wieder nichts passt. Wieder wechseln sie die Plätze. In der Zwischenzeit füllen sich die Reihen und nur noch die schlechtesten Plätze bleiben übrig. Am Ende entschließen sich die vier Kabarettbesucher, die Eintrittskarten "in den Wind zu schießen" und nach Hause zu gehen, wo sie "eine freie Sicht auf den Fernseher" haben. Dass das Publikum im vollbesetzten Saal des Kulturzentrums QQTec mehr Sitzfleisch hatte, lohnte sich. Denn das neue Programm "Behörden und andere Katastrophen" bot eine muntere Reihe an pointierten Szenen, die die menschlichen Unzulänglichkeiten mit viel Augenzwinkern und Situationskomik aufs Korn nahmen. Ob nun in aller Deutlichkeit die Besonderheiten des Rheinländers im aufs Minimalistische reduzierten Telefonat mit dem Autohändler anschaulich gemacht wurden oder aber der englische Portier (Bernd Rossmüller) in seiner Dösigkeit nicht begreift, dass der Herr von Zimmer 19 ein Zimmer in Paris braucht und nicht im eigenen Hotel - die mit liebevoller Ironie überzeichneten Situationen dürften den meisten Zuschauern durchaus bekannt gewesen sein.

Ein besonderer Angriff auf die Lachmuskeln war der Blick in die deutsche Amtsstube, wo Petra Kriehn vom Ausländeramt über die Wirtschaftsförderung bis zum Ordnungsamt alle Ämter übernahm. So sprach sie mit dem russischen Besucher so überdeutlich und laut, dass er ihr am Ende riet, einen Deutschkurs zu besuchen. Zwischendurch sorgten die Durchsagen für zusätzliche Lacher. Und als eine genervte Besucherin das Amt als "Irrenhaus" betitelt, bekommt sie zur Antwort: "Zur geschlossenen Anstalt werden wir erst ab 15 Uhr."

In dieser Szene trat auch das jüngste Mitglied von "Fettweg 2.0" als "fluchendes Balg" auf - Dustin Aust, der das Publikum mit seinen Klavierkompositionen auch zwischen den Szenen unterhielt. Doch auch kritische Töne schlug das Ensemble an, wie bei der Gegenüberstellung von Kassen- und Privatpatient in der "Hildener Krösus-Klinik", wo der bedauernswerte Kassenpatient Maik von der ungeduldigen Krankenschwester Liv Kionka einen deftigen Einlauf verpasst bekommt.

Mit "Behörden und andere Katastrophen" ist "Fettweg 2.0" ein kurzweiliges und abendfüllendes Programm geglückt, das zum Nachdenken anregt, aber vor allem für reichlich Unterhaltung sorgt. Das Publikum belohnte die Truppe mit begeistertem Applaus.

(sue)
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