Hilden/Haan Feuerwehren: Oft zu wenig Verstärkung

Hilden/Haan · Freiwillige Einsatzkräfte können sich tagsüber häufig nicht mehr vom Arbeitsplatz lösen. Die Wehren müssen reagieren.

 Schwerer Unfall auf der Autobahn 46: Im Januar 2013 stürzte ein Paketwagen um. Die Haaner Feuerwehr musste den eingeklemmten Fahrer bergen.

Schwerer Unfall auf der Autobahn 46: Im Januar 2013 stürzte ein Paketwagen um. Die Haaner Feuerwehr musste den eingeklemmten Fahrer bergen.

Foto: Staschik, Olaf (OLA)

Immer mehr Feuerwehren im Kreis Mettmann haben das Problem, freiwillige Einsatzkräfte tagsüber nicht mehr in erforderlicher Zahl anfordern zu können. Das bestätigt Kreisbrandmeister Markus Lenatz: "Wir können den Trend beobachten, dass wir zwar konstante Mitgliederzahlen haben, aber die Tagesverfügbarkeit sinkt", sagt Lenatz. #

Soll heißen: Weil die ehrenamtlichen Einsatzkräfte in ihren Hauptberufen gebraucht werden und sich nicht von ihren Arbeitsplätzen lösen können oder dürfen, müssen bei einem Brand mehr freiwillige Feuerwehrleute alarmiert werden, um noch die nötige Gruppenstärke zu bilden. Der Aufwand steigt also.

In anderen NRW-Städten wie zum Beispiel Kürten hat dies bereits schwer wiegende Folgen. Die so genannten "Hilfsfristen" können dort nicht mehr eingehalten werden. Diese in den Brandschutzbedarfsplänen verankerten Fristen sehen eine bestimmte Zeit vor, innerhalb derer die Einsatzkräfte vor Ort sein müssen. In Hilden und Haan sind dies, wie in vielen anderen Kommunen auch, acht Minuten.

Diese Fristen können, so betonen die Sprecher beider Feuerwehren, nach wie vor eingehalten werden. Doch die Freiwilligen vom Arbeitsplatz loszueisen sei in den letzten Jahren immer schwerer geworden. "Es gibt für die Unternehmen zwar eine gesetzliche Verpflichtung. Aber wir können keinen dazu drängen, sonst gefährden wir letztlich den Arbeitsplatz des Mitarbeiters", gibt Mirko Braunheim, stellvertretender Leiter der Feuerwehr und Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr in Haan, zu bedenken. Daher habe die Stadt bereits reagiert: "Wir haben tagsüber eine hohe Wachstärke mit hauptamtlichem Personal", sagt Braunheim. Nachts würden dann entsprechend weniger hauptamtliche und dafür mehr freiwillige Feuerwehrleute eingesetzt.

Doch nicht nur auf den Wachen, auch am Einsatzort erfüllen freiwillige Feuerwehrleute wichtige Aufgaben. Sie sind spätestens als Verstärkung beim so genannten zweiten Angriff und bei der Sicherstellung der Wasserversorgung unverzichtbar, erläutert Kreisbrandmeister Markus Lenatz. "Die Ehrenamtlichen werden auch vor Ort gebraucht." Daher ist den Feuerwehren in Hilden und Haan auch an einer langfristigen Lösung des Problems sehr gelegen. Sie sehen ein wichtiges Ziel vor allem in der Nachwuchswerbung, um so auf Dauer einen umfangreicheren Pool an freiwilligen Einsatzkräften zu erzeugen. "Wir brauchen einen größeren Puffer", erläutert Braunheim.

So präsentiert sich die Hildener Feuerwehr am Samstag, 10. Mai, bei der Ausbildungsbörse. Das berichtet ihr Leiter Bernd Janeck - auch wenn es sich beim Feuerwehrmann eigentlich gar nicht um einen klassischen Ausbildungsberuf handele. Denn Bewerber müssen vorher schon eine andere Ausbildung abgeschlossen haben. Dennoch diene der Auftritt auf der Ausbildungsbörse der Imagewerbung, ebenso wie der Tag der offenen Tür am 30. August, sagt Janeck. In Haan plant eine Arbeitsgruppe der Feuerwehr für das kommende Schuljahr sogar eine AG Feuerwehr im Schulzentrum Walder Straße, bei der die Einsatzkräfte aus ihrem Arbeitsalltag erzählen und neben der Theorie auch Einblicke in die Praxis geben.

Für Kreisbrandmeister Markus Lenatz sind diese Maßnahmen genau richtig: "Die Jugendfeuerwehren sind für uns Haupt-Nachwuchsgaranten", sagt er und verweist auf hohe Übernahmequoten - wer in der Jugendfeuerwehr anfängt, bleibt der Organisation oft auch noch im Erwachsenen-Alter treu.

(RP)
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