Hilden Firmen klagen über Chaos am Flughafen Düsseldorf

Hilden · Die Probleme an den Sicherheitskontrollen und die Flugausfälle bei Air Berlin treffen auch viele Geschäftsreisende. Sie verzichten teilweise aufs Reisen.

Zornige, frustrierte, wartende Menschen - das ist der Anblick, der seit Tagen am Düsseldorfer Flughafen herrscht. Hauptgrund ist das Chaos an den Warteschlangen für den Sicherheitsbereich, seit die Sicherheitsfirma Kötter wegen Personalmangels nicht mehr mit den Kontrollen der Passagiere nachkommt. Inzwischen gibt es aber noch ein weiteres Problem: Seit sich im Zuge der Air-Berlin-Insolvenz zahlreiche Piloten krank gemeldet haben und dadurch Flüge ausgefallen sind, hat sich die Situation noch verschärft. Das merken außer den Urlaubern vor allem Geschäftsreisende, die von Düsseldorf in die Großstädte Frankfurt, München und Berlin fliegen.

"Bei uns melden sich viele Unternehmen und beschweren sich", sagt Gregor Berghausen, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Düsseldorf. Die Kammer sei aber ziemlich sicher, dass es nicht zu einer dauerhaften Schädigung für die Unternehmen, die Wirtschaft und die Standortqualität Düsseldorfs komme, sagt er. Die Unternehmen und ihre Mitarbeiter müssten allerdings flexibler sein: "Sie müssen öfter auf die Bahn umsteigen oder früher anreisen", sagt Berghausen. Dass ein Unternehmen wegen des Flughafens seinen Service gar nicht mehr anbieten könne, ist seiner Kenntnis nach noch nicht vorgekommen. Gespräche zwischen der IHK und dem Flughafen Düsseldorf hat es bereits gegeben. "Wir vertrauen darauf, dass der Flughafen eine kurzfristige Lösung für die Situation findet", sagt Berghausen.

Die großen Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf kommen nach eigenen Angaben bislang ohne einschneidende Probleme durch das Flughafen-Chaos. "Bei uns ist das nicht einschneidend spürbar", sagt Eon-Sprecher Christian Drepper. Bei Siemens hat man schlicht umdisponiert: Meetings, für die Mitarbeiter normalerweise per Flugzeug in andere Städte reisen würden, finden nun eben digital statt. Also zum Beispiel per Video-Schalte.

Die Messe Düsseldorf hat die Auswirkungen des Chaos am Flughafen zu spüren bekommen: "Beim Deutschen Apothekertag kam es zu vermehrten Problemen", sagt Sprecherin Eva Rugenstein. Ein wichtiger Redner habe seine Teilnahme an der Eröffnungsveranstaltung absagen müssen, weil sein Flug gestrichen worden sei. Zudem seien auch zahlreiche Vertreter der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände "nur mit erheblichen Verspätungen in der Messe angekommen, da sie noch auf die Bahn umsteigen mussten". Die Deutsche Bahn könnte also der große Gewinner der aktuellen Situation sein. Das sei aber nicht der Fall, sagt Sprecher Torsten Nehring: "Diesen Rückschluss kann man nicht ziehen. Für den Fernverkehr läuft es schon seit einiger Zeit deutlich besser", sagt er.

Nachdem es durch die Flugausfälle von Air Berlin in den vergangenen Tagen zumindest an den Kontrollen wieder etwas ruhiger gewesen war, wurde es zum Wochenende wieder voll. Das Personalkarussell bei Kötter dreht sich indes weiter: Nachdem am Dienstag zu den Stoßzeiten erstmals acht Mitarbeiter in Ausbildung zum Luftsicherheitsassistenten im Einsatz waren, hat die Firma nun auch sie wieder abgezogen. Die Gewerkschaft Verdi hatte den Einsatz der Mitarbeiter heftig kritisiert: "Sie sind nicht dafür bezahlt worden und dass man im Sicherheitsbereich Leute einsetzt, die noch nicht dafür ausgebildet sind, ist gefährlich", sagt Gewerkschaftssekretär Özay Tarim. Kötter verteidigt deren Einsatz und erklärt, die Mitarbeiter hätten ausschließlich das Stapeln der Sicherheitswannen, in die Passagiere ihr Gepäck vor dem Durchleuchten legen, übernommen. Dies sei ein "Training on the Job" gewesen, ein Bestandteil der Ausbildung, bei dem man praktische Erfahrungen sammelt. Nun seien die Mitarbeiter wieder planmäßig in ihrer Ausbildung.

Als nächste Maßnahme plant Kötter nun, Mitarbeiter aus einem Unternehmen aus Belgien in Düsseldorf einzusetzen. "Diese Beschäftigten werden kurzfristig gemeinsam mit der Bundespolizei für die nationalen Spezifika geschult", heißt es in einer Stellungnahme.

(RP)
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