Hilden/Haan Flüchtlinge müssen Deutsch lernen

Hilden/Haan · Die Städte, Kirchengemeinden und Freiwilligen tun viel, um Asylbewerbern beim Spracherwerb zu helfen.

 Integrations-Sprachkursus an der Erkrather Volkshochschule. 130 Flüchtlinge lernen aktuell in sieben VHS-Kursen in Hilden und Haan Deutsch.

Integrations-Sprachkursus an der Erkrather Volkshochschule. 130 Flüchtlinge lernen aktuell in sieben VHS-Kursen in Hilden und Haan Deutsch.

Foto: jd-

In Europa werden mehr als 200 verschiedene Sprachen gesprochen. Deshalb hat die Europäische Union den 26. September zum "Europäischen Tag der Sprachen" erklärt. Damit will sie darauf hinweisen, wie wichtig es ist, Sprachen zu lernen. Weil sie der Schlüssel zu allem sind. Das gilt ganz besonders für die Einwanderer, die aktuell bei uns leben: gut 500 Flüchtlinge gib es in Hilden und etwa ebenso viele in Haan.

"Im Moment haben wir mehr Sprachkurse als Nachfrage", berichtet Michaela Neisser, Flüchtlingsbeauftragte der Stadt Hilden. Am Freitag schließt die Bezirksregierung ihre Notunterkunft in der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule in Hilden. Die 350 Plätze dort wurden auf das Aufnahmesoll der Stadt Hilden angerechnet. Deshalb rechnet Neisser ab Oktober fest mit der Zuweisung von weiteren Flüchtlingen nach Hilden - "etwa 100 pro Monat, am Anfang vielleicht sogar mehr".

Dann wird auch die Nachfrage nach Sprachkursen steigen. Zahlreiche Kurse wurden und werden von ehrenamtlichen Helfern organisiert. Hanni Trespe hat mit Kindern Deutsch geübt: "Mit Russisch Brot zum Beispiel: Wer den Buchstaben kannte, durfte ihn essen." Elisa Probst und das Ehepaar Fonrobert haben mit erwachsenen Flüchtlingen in der Notunterkunft Deutsch trainiert. Sie wollen sich auch weiterhin für Flüchtlinge einsetzen. Rund 130 Asylsuchende aus Hilden und Haan lernen aktuell in sieben Kursen bei der Volkshochschule Deutsch, berichtet kommissarischer Leiter Heiner Fragemann: "Das wird mit Geld aus dem Europäischen Sozialfonds und von den beiden Städten finanziert." Zwei dieser Kurse sind Aufbaukurse. Das bedeutet: Die Asylsuchenden haben bereits einen Deutschkursus gemeistert. "Wir hoffen, einen Kursus bis zur B1-Prüfung zu bringen", sagt Fragemann: "Das entspricht der Abschlussprüfung im Deutsch-Test für Zuwanderer." Was die Flüchtlinge aus den Deutschkursen mitnehmen, sei sehr unterschiedlich und hänge von jedem einzelnen ab. "Viele Syrer sind gut ausgebildet und lernen schnell", so Fragemann. Es gebe aber auch andere, die sich sehr schwer täten. Will heißen: Es gibt genügend Flüchtlinge, die weder schreiben noch lesen können. Deshalb bietet die Volkshochschule zusätzlich einen Alphabetisierungskursus für Hilfesuchende an.

Ist der Aufenthaltsstatus geklärt, können Asylbewerber unter bestimmten Voraussetzungen Integrationskurse besuchen. "5000 Unterrichtsstunden bieten wir dort bereits pro Jahr an", erläutert der VHS-Leiter. "Das entspricht zehn Integrationskursen mit mehr als 200 Teilnehmern. Ein Integrationskurs umfasst 600 Stunden." Die VHS könne den aktuellen Bedarf decken, betont Fragemann, aber: "Die Nachfrage ändert sich ständig. Wir haben einen großen Pool von qualifizierten Lehrern und können kurzfristig reagieren. Wir als VHS stehen bereit." Haan will in diesem Jahr zusätzlich 9600 Euro und in 2017 zusätzlich 28.800 Euro für Deutschkurse für Flüchtlinge zur Verfügung stellen. Mit Unterstützung des Landes wird unter anderem das Schülercenter der Stadtbücherei um drei Computer erweitert. Dort können dann zehn Flüchtlinge gleichzeitig über das kostenfreie Lernportal "Ich will Deutsch lernen" ihre Sprachkenntnisse verbessern - als Ergänzung zu den Deutsch-Kursen der VHS und außerhalb der üblichen Öffnungszeiten, erläutert Sozialdezernentin Dagmar Formella. "Es besteht hohe Nachfrage nach diesen Sprachkursen."

(RP)
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