Hilden Flüchtlingsfamilie hat 550 Unterstützer

Hilden · Stiven (28), Jelena (27) und ihre drei kleinen Kinder werden Ostern getauft – und sollen dann abgeschoben werden.

Stiven (28), Jelena (27) und ihre drei kleinen Kinder werden Ostern getauft — und sollen dann abgeschoben werden.

Stiven und Jelena sind im August 2012 mit ihren Kindern Dena (5) und Ivona (3) nach Deutschland gekommen und haben Asyl beantragt. Vor fünf Monaten wurde ihr Sohn Markus geboren. Der junge Vater (28) ist Moslem, seine Frau (27) serbisch-orthodoxe Christin. Deshalb sei das Paar von den eigenen Familien bedroht worden und habe Zuflucht in Deutschland gesucht. Ostern wollen sich Stiven und Jelena mit ihren Kindern in St. Jacobus taufen lassen. "Ende Januar haben wir erst den Ernst der Lage erkannt", sagt Pastoralreferent Frank Göbel, der die Flüchtlinge im Glauben unterweist und mit anderen betreut. Der Antrag auf Asyl ist Ende 2013 abgelehnt worden. Bis 27. April soll die Familie ausreisen.

Inzwischen hat die katholische Kirchengemeinde mehr als 550 Unterschriften für ihren Verbleib gesammelt. "Sie haben keinen Rückhalt mehr in den eigenen Familien", erläutert Pfarrer Monsignore Ulrich Hennes: "Sie würden bei einer Abschiebung im Nichts ankommen — und das mit drei kleinen Kindern. Deshalb werden wir alles tun, um das zu verhindern."

Juristisch sei da nicht mehr viel zu machen, erläutert Dorothea Weiß, Sachgebietsleiterin für Asylangelegenheiten bei der Ausländerbehörde des Kreises Mettmann. Für eine Daueraufenthaltserlaubnis müssten die Antragsteller legal einreisen. Asylbewerber reisten jedoch prinzipiell illegal nach Deutschland ein. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge habe den Asylantrag der Familie geprüft und abgelehnt. Die Familie habe einen Folgeantrag gestellt. Aber auch der sei abgewiesen worden. Damit sei der Rechtsweg ausgeschöpft. Die Ausländerbehörde des Kreises müsse nun die Entscheidung des Bundesamtes umsetzen. Weiß: "Wenn die Familie freiwillig ausreist, kann sie auch wieder einreisen. Wenn sie ausgewiesen werden muss, hat das eine Einreisesperre zur Folge." Nur wenige der abgelehnten Asylbewerber reisten freiwillig aus. Die meisten kämen zurück, stellten erneut einen Asylantrag oder versuchten mit allen Mitteln, irgendeine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen. Im Kreis Mettmann gebe es rund 1300 Asylverfahren, die sich in unterschiedlichen Stadien befänden. "Eines der Hauptherkunftsländer ist das ehemalige Jugoslawien. Die Anerkennungsquote beträgt 0,1 bis 0,3 Prozent."

Vater Stiven habe gesundheitliche Probleme und seine Tochter Dana einen Herzfehler, berichtet Frank Göbel. Die St.-Jacobus-Gemeinde werde sich an die Härtefall-Kommission beim Innenministerium wenden und an den Petitionsausschuss des Landtages.

Stiven, seine Frau Jelena und ihre Kinder hätten sich trotz vieler Probleme in der Gemeinde eingelebt. Beide wollten arbeiten, was sie bislang nicht durften. "Ehrliche Leute wie Stiven und Jelena werden rausgeworfen, Kriminelle aus Bulgarien und Rumänien dürfen dagegen bleiben", ärgert sich der Pastoralreferent: "Ich möchte nicht, dass sie in die Illegalität gedrängt werden."

Die katholische Kirchengemeinde Hilden habe sich auch schon in der Vergangenheit für Flüchtlinge eingesetzt, betont Pfarrer Ulrich Hennes. Er erinnert an einen jungen Mann Anfang 20 aus dem Irak, der nach einer Odyssee in Deutschland landete. "Er wurde in St. Jacobus getauft, eine Familie aus der Gemeinde hat sich sehr um ihn gekümmert." Die Gemeinde habe für ihn den Rechtsweg finanziert. Der junge Mann durfte bleiben, lebe in der Gemeinde und habe inzwischen eine Wohnung gefunden.

(RP)
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