Luise Pawelowsky Flüchtlingsfrauen lernen Radfahren

Hilden · Luise Pawlowsky hat einen Fahrradkurs organisiert und verhalf elf Teilnehmerinnen zu Mobilität und einem Stück Freiheit.

 Luise Pawelowsky engagiert sich in der Flüchtlingshilfe Langenfeld und unterstützt Frauen, die Fahrradfahren lernen wollen, weil sie das wichtig findet.

Luise Pawelowsky engagiert sich in der Flüchtlingshilfe Langenfeld und unterstützt Frauen, die Fahrradfahren lernen wollen, weil sie das wichtig findet.

Foto: RALPH MATZERATH

Südkreis Elf Flüchtlingsfrauen haben sich in 18 Stunden ein Stück Freiheit erobert. Sie können jetzt Radfahren und sind so mobil. Das haben sie dem Engagement von Luise Pawlowsky von der Flüchtlingshilfe Langenfeld und ihrem Team zu verdanken.

Frau Pawlowsky, wieso brauchen erwachsene Frauen Radkurse?

Pawlowsky Weil sie in ihren Heimatländern - Irak, Iran, Afghanistan - oft nicht radfahren konnten und durften. Und Mobilität ist ein ganz großer Wunsch bei den Bewohnerinnen in den Unterkünften.

Und wird von allen Familienmitgliedern akzeptiert?

Pawlowsky Die Akzeptanz ist größer geworden. Wir haben viel Reklame für den Fahrrad-Kurs gemacht. Und ich bin zu persönlichen Gesprächen in die Familien der angemeldeten Frauen gegangen. Ich habe klar gemacht, dass es ein Angebot von Frauen für Frauen ist, die ungestört üben sollen. Ich habe auch darauf hingewiesen, wie man auf dem Rad gekleidet sein sollte. Die meisten Familien haben sich rührend bemüht, den Frauen dieses Drei-Tage-Training zu ermöglichen.

Und jetzt? Können sie alle radeln?

Pawlowsky Alle elf wissen jetzt, wie Radfahren geht und schaffen eine kürzere Strecke. Sie dürfen aber noch nicht in den Straßenverkehr. An der Straßenverkehrsordnung arbeiten wir noch. Im Vergleich zu den Heimatländern der Frauen geht es hier zwar sehr gesittet zu. Aber natürlich ist es auch gefährlich, sich in Sicherheit zu wähnen.

Wie alt waren die Frauen, die Ihren Kursus besuchten?

Pawlowsky Zwischen 14 und 49 Jahre.

Und lernten sie schnell?

Pawlowsky Die Jungen ja, die Älteren brauchten ihre Zeit. Wir haben eine Fahrradfahrschullehrerin von der Radstation in Köln da gehabt. Die ist mit einem Transporter voller Roller und Räder zum Üben gekommen. Wir sind erst mal auf den Rollern gestartet, um das Gleichgewicht zu trainieren.

Wie muss man sich das vorstellen?

Pawlowsky Die Frauen haben auf den Rollern geübt, die Beine zu wechseln und richtig zu bremsen - beispielsweise mit einem Säckchen auf dem Lenker, das nicht runterfallen durfte. Später auf dem Rad hatten sie das Säckchen auf dem Helm, damit sie geradeaus gucken und nicht vor sich auf den Boden starren. Dabei mussten wir immer auf Pausen achten, damit die Teilnehmerinnen nicht zu erschöpft waren.

In diesem Alter?

Pawlowsky Ja, sie bewegen sich oft einseitig, denn sie leben und organisieren Haushalt und Familie auf engstem Raum. Davon wird man nicht fit. Die Frauen waren erstaunt, dass unsere Helferinnen vom ADFC mit über 70 Jahren im Jahr noch bis zu 10.000 Kilometer im Jahr radeln und derart sportlich sind.

Wie lange haben sie insgesamt geübt?

Pawlowsky 18 Stunden, verteilt auf drei Tage im evangelischen Jugendzentrum " Alte Schule" in Richrath. Hinzu kam der benachbarte Schulhof und bei Regen der Platz unter der Brücke am Winkelsweg. Ich habe zwischendurch für die Frauen Chili con Carne und türkische Linsensuppe gekocht. Die Frauen haben es genossen, einmal bekocht zu werden. Sie haben uns zum Schluss geküsst und geherzt. Und haben sehr stolz ihr Zertifikat entgegengenommen. Sie haben jetzt den Männern etwas voraus.

Wohin wollen die Frauen nun mit ihren Rädern?

Pawlowsky Zum Einkaufen und zur Fortbildung, und hoffentlich auch mal zu Frauen in anderen Unterkünften, die sie jetzt kennengelernt haben. Und zum Frauentreffen mittwochs in die Alte Schule.

Wird es weitere Kurse geben?

Pawlowsky Auf jeden Fall, im Frühjahr. Wir haben eine täglich wachsende Warteliste. Wir brauchen nur noch Sponsoren.

ISABEL KLAAS FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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