Hilden Furioser Auftakt der Hildener Jazztage

Hilden · Markus Stockhausen spielt mit Quadrivium im Kunstraum Gewerbepark Süd. Zum Jubiläum ein "Best of".

Trompeter Markus Stockhausen und seine Quadrivium-Mitstreiter brillierten im Kunstraum an der Hofstraße. Das Eröffnungskonzert der Jazztage was ausverkauft.

Trompeter Markus Stockhausen und seine Quadrivium-Mitstreiter brillierten im Kunstraum an der Hofstraße. Das Eröffnungskonzert der Jazztage was ausverkauft.

Foto: Olaf Staschik

"Es war einmal ..." ein kleines Jazzfestival, das noch im Säuglingsalter in eine Kesselpauke voller optimistischer Töne gefallen ist. 19 Jahre lang wuchs es heran. Es versammelte mehr Spielorte, mehr Konzerte, mehr Spaß. Als jetzt zum 20-jährigen Jubiläum Markus Stockhausen mit seinem Projekt "Quadrivium" die ersten Töne anstimmte, da hatte das einstmals kleine Jazzfestival seinen Adelstitel in Form eines Zettels an der Eingangstür sicher. "Ausverkauft" stand da drauf. Und alle, die gehofft hatten, im abendlichen Handstreich eine Karte für das Eröffnungskonzert der 20. Hildener Jazztage zu ergattern, mussten schmerzlich erkennen: Improvisiert wird nur auf der Bühne. Wer hören will, muss schnell sein. Die RP gehört übrigens mit zu den Unterstützern der Jazztage.

"Es war einmal" war zugleich der Name der ersten Komposition von Quadrivium (lateinisch für "vier Wege"). Der Kern dieser vier europäischen Jazz-Musiker sind Markus Stockhausen mit seiner Trompete und seinem Flügelhorn und Angelo Comisso an Flügel und Synthesizer. Zusammen gewannen sie Christian Thomé am Schlagzeug für sich, das eigens für ihn "Streichelzeug" umbenannt werden müsste. Denn da wird vibriert und gestreift, wohltemperiert percussioniert. Mit Jörg Brinkmann am Cello ist Quadrivium komplett - vier hervorragende Könner, die auch aus dem aberwitzigsten Solo zurück zum "wir" finden. Das gab keine fünf Minuten nach Konzertbeginn den ersten Extraapplaus.

"Wir spielen unsere Stücke in einer sehr freien Weise. Etwa 80 Prozent sind Improvisation, entstehen in dem Moment", beschrieb Markus Stockhausen der RP vor Konzertbeginn den Klangkörper. Vor vier Jahren waren sie schon einmal bei den Hildener Jazztagen. "Und weil wir jetzt in einer sehr liebevollen, sehr persönlichen Weise gefragt worden sind, ob wir wiederkommen möchten, sind wir heute Abend hier in Hilden."

Dieser Akkord in Worten galt dem "spiritus rector" der Hildener Jazztage Peter Baumgärtner. Der Schlagzeuger hat es zwei Jahrzehnte lang verstanden, ein organisches Wachstum zu erzeugen. Heute fragt niemand mehr "Wo, um Himmelswillen ist Hilden?" Die vermeintliche Stadt bei... ist längst ein fetter, wohlklingender Hot-Spot auf der Jazz-Landkarte. Baumgärtner will das immer nicht hören - auch nicht als Bürgermeisterin Birgitt Alkenings ihm zum Festivalauftakt ausdrücklich dankt. Doch es ist ihm zu verdanken, dass die Hildener Jazztage stetig gewachsen und nicht - wie benachbarte Veranstaltungen - zu einem Moloch ausgeufert sind.

Dabei ist der Festival- auch immer ein Neugier-Macher. Zuhörerin Karin Budde zum Beispiel gibt offen zu, dass sie Musik mag, aber kein eingeschworener Jazz-Fan ist: "Ich habe den Peter gefragt, ob der Markus Stockhausen sehr modern ist oder eher klassisch." Dass da niemand a-melodisch quietschen wird, hat sie zusammen mit ihrer Freundin in den Kunstraum Gewerbepark-Süd gelockt.

Diese beiden Besucherinnen - und mit ihnen weitere 148 Gäste sahen ein tolles Auftaktkonzert eines sehr dichten Programm, das im Jubiläumsjahr zu recht den Titel "Best of" trägt.

(dne)
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