Auf Ein Wort Stefan Mergler Geborgenheit in Gott finden

Hilden · In diesen Tagen tummeln sich traditionell wieder viele Menschen auf den Advents- und Weihnachtsmärkten in unseren Städten und Gemeinden. Bei Glühweinduft, allerlei Leckerem, was so angeboten wird, und weihnachtlichen Melodien im Hintergrund wird versucht, die Stimmung einzuatmen, die stimulierend der Vorfreude auf das nahende Weihnachtsfest Ausdruck verleihen möchte. Wenn die Tage kürzer und kälter werden, spüren wir mehr denn je die Sehnsucht, die in unseren Herzen schlummert. Es ist die Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Frieden, nach Liebe, nach Heil. Weihnachten ist ja für viele das Fest der Liebe, der Familie und des Friedens.

Gleichzeitig sind bedrohliche Wolken aufgezogen, die dieser Sehnsucht entgegenstehen: Tiefe Sorgenfalten auf unserer Stirn geben uns nicht gerade Anlass, zuversichtlich und voller Hoffnung in die Zukunft zu blicken. Es bleiben viele offene Fragen: Wie soll es weitergehen mit den Flüchtlingsströmen? Wer kann uns die Angst vor Anschlägen und Terror nehmen? Wie wird sich die Klimaveränderung auswirken und wie kann man sie in den Griff kriegen? Das wären nur einige.

Und da geschieht etwas Merkwürdiges, ja Erstaunliches in Rom: Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte und beginnt damit ein außerordentliches Heiliges Jahr. Ein Jahr, das der Barmherzigkeit Gottes gewidmet ist. Nicht von ungefähr beginnt es am 8. Dezember 2015, genau 50 Jahre nachdem das II. Vatikanische Konzil zu Ende gegangen ist. Ein Wiederbeleben des "Aggiornamento" soll damit eingeläutet werden. Eine besondere Zeit, in der wir Christen eingeladen sind, uns verstärkt mit unserem Gott und seinem Wesen zu beschäftigen und dieses Wesen zu erfahren: Sein Wesen ist Liebe, ist Barmherzigkeit. Dieses Wesen gewinnt gerade an Weihnachten seine Aktualität: Für uns Christen heißt Weihnachten, dass Gott uns Menschen entgegenkommt, sich mit uns solidarisiert. Er wird ein armseliger, schwacher Mensch und er ist so der Gott mit uns, der "Immanuel". Er kennt all unsere Sorgen, Ängste und Leiden bis in die tiefste Faser unseres Daseins. Er leidet mit uns und gibt allem einen Sinn, denn er ist und bleibt der Herr der Geschichte. Seine Liebe geht tatsächlich soweit, dass er sich ohnmächtig für uns dem Tod aussetzt, und für uns stirbt. Aber seine Liebe ist stärker als der Tod! Nur er, der Gott der Barmherzigkeit, der Gott der Liebe kann Antworten geben. Auf diesen Gott dürfen in diesen Tagen vertrauensvoll schauen, auf den, der in der Krippe liegt. Und wir sind gerufen, uns seiner Zuwendung nicht zu verschließen.

Beim Schreiben dieser Zeilen musste ich auch an das Motto des letzten Deutschlandbesuchs unseres emeritierten Papstes Benedikt XVI. denken: "Wo Gott ist, da ist Zukunft". Eine andere haben wir nicht.

(RP)
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