Hilden Geselligkeit und Genüsse

Düsseldorf · Reportage Muslime feierten dreitägiges Opferfest. Beim Treffen der Familien kamen nur selbst gekochte und gebackene Speisen auf die Tische.

„Er ist mein ’Abi‘, mein großer lieber Bruder”, erklärt Bilal Demiraslan, Vorsitzender des Türkischen Arbeitnehmervereins Hilden und Umgebung, und blickt liebevoll zu Salih Özkaya herüber. Die beiden Männer sind im gleichen Dorf aufgewachsen und haben sich bis heute nie aus den Augen verloren. Heute ist Sonntag. Familie Özkaya feiert in ihrem Haus im Hildener Westen, wie alle Landsmänner auch, in diesen Tagen das Opferfest.

Die Jüngeren besuchen die Älteren

Drei Tage vor dem viertägigen religiösen Hochfest hat Fatma Özkaya bereits in der Küche gestanden und Essen vorbereitet. Neben dem Rammadan ist das „Kurban Bayrami” das höchste islamische Fest. Es wird zum Höhepunkt des „Hadsch” gefeiert, der Wallfahrt nach Mekka. „Beim Opferfest geht es besonders darum, Gutes für die Armen zu tun”, erklärt der Schwiegersohn der Familie, Sultan Karademir. Er selbst und seine Frau haben bereits Geld gespendet, für das in der Türkei ein Schaf geschlachtet wird, dessen Fleisch dann an Bedürftige geht.

Als Gastgeber empfangen die Özkayas, die am Dienstag zum Dank Allahs schlachten werden, heute die komplette Familie. „Ein Teil des Fleisches bekommt unser Nachbar”, berichtet Fatma Özkaya. Die älteste Tochter Selcuk und Schwiegersohn Sultan haben es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht. Auch die drei Kinder von Bilal Demiraslan sind gekommen. Die Regel ist: Die Jüngeren besuchen immer die Älteren. Demiraslan ist am Abend mit seinem langjährigen Freund Salih beim Bruder eingeladen. Zur Feier des Tages trägt man einen schwarzen Anzug, weißes Hemd und Krawatte. Auf den Tisch kommt in der Festzeit nur Selbstgemachtes der Mutter. An der Tür schellt es schrill. Demiraslans Frau Afet ist gekommen. Zur Begrüßung gibt es von den Jüngeren einen Kuss auf die Hand und den Gruß „Bayramin Mubarek olsun”, „Ich wünsche Dir ein schönes Fest”.

Moschee hat Interesse geweckt

Mehmet Demiraslan hat als Erster den Teller leer. Ihm haben Möhrenquark, Rindfleisch, türkischer Bienenhonig und Linsensuppe prima geschmeckt. „Seit die Moschee in Hilden gebaut worden ist, interessieren sich die Deutschen viel mehr und fragen nach”, hat Fatma Özkaya festgestellt. Ein Handy piept. Schwiegersohn Sultan schaut darauf: Neun Kurzmitteilungen. „Viele Verwandte und Bekannte wohnen weiter weg, so dass sie nicht kommen können. Sie wünschen dann auf dem elektronischen Wege alles Gute”, erklärt er. Zum Nachtisch gibt es die Süßspeise Baklava. Sie schiebt ihrer Tochter eine Gabel in den Mund. Diese gibt lächelnd zu: „Das gibt es in diesen Tagen überall. Weil wir als Jüngere alle besuchen, kann einem abends schon mal schlecht sein”.

(RP)
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