Hilden Glasfaser-Netz: Noch fehlen Verträge

Hilden · Die Anschluss-Quote von 40 Prozent ist nicht erreicht. Nur noch bis heute ist der Hausanschluss gratis.

Hilden: Glasfaser-Netz: Noch fehlen Verträge
Foto: Berns Lothar

Ein gutes Produkt, großes Interesse bei den Kunden, Preis okay: Und trotzdem haben erst 320 einen Glasfaser-Anschluss bei den Stadtwerken Hilden bestellt. 400 Verträge müssen es jedoch sein, damit der geplante Ausbau für den kommunalen Versorger wirtschaftlich ist.

Die ultraschnelle Lichtwellen-Technik via Glasfaserkabel ermöglicht Bandbreiten von bis zu 1000 Mbit/Sekunde für Internet, Telefon oder TV. Woran liegt es, dass "hildenMedia" trotzdem das gesetzte Limit noch nicht erreicht hat, um im Hildener Westen (dort gibt es fast 600 Unternehmen und 1300 Privathaushalte) mit dem Bau eines stadtwerke-eigenen Glasfasernetzes beginnen zu können?

Es gibt verschiedene Gründe, hat Oliver Schläbitz, Centerleiter Vertrieb bei den Stadtwerken Hilden, festgestellt. Viele Firmen seien interessiert. Der Beratungsbedarf sei aber offenbar höher als anfangs gedacht. Und die Entscheidungswege sind länger: "Je größer das Unternehmen, um so mehr Abteilungen sind involviert und umso länger dauert die Entscheidung."

Bei Privatkunden liege der Fall anders. Viele seien versorgt - und warteten deshalb erst einmal ab. Wie etwa Simon A., den unsere Zeitung bei einer Info-Veranstaltung der Stadtwerke traf: "Ich bin zwar derzeit ganz gut versorgt, denke aber an die Zukunft. Und da ist so ein Anschluss bei hildenMedia sehr sinnvoll." Dann bitte jetzt sofort einen Vertrag unterschreiben, rät Schläbitz: "Wer noch einen Vertrag bei einem anderen Provider hat, zahlt nicht doppelt, sondern erst bei seinem Wechsel zu hildenMedia."

Und er kann viel Geld sparen: Wer noch bis 28. Oktober, also heute, einen Vertrag unterschreibt, spart 978 Euro, nämlich die Bereitstellungskosten und den Glasfaserhausanschluss bis inklusive zehn Meter Anbindung ab Grundstücksgrenze. Mehrmeter sind kostenpflichtig.

Der Anschluss wird in jedes Haus gelegt, in der Regel, ohne den Garten aufzureißen. Leerrohre und Kabel werden unterirdisch durch den Boden geschossen, wenn nötig sogar um das Wurzelwerk von Bäumen herum. Die Preise liegen zwischen 42,90 und 59,90 Euro pro Monat, je nach gewählter Schnelligkeit. Der günstigste Tarif bietet 60 Mbit/s im Download (wenn ich etwas herunterladen will) und 25 Mbit/s, wenn ich etwas ins Netz stellen will (Upload). Im teuersten Tarif sind das 250 Mbit/s und 50 Mbit/s.

Wer auch sein Fernsehprogramm über Glasfaser empfangen will, muss noch mal um die zehn Euro drauf legen. Das hat aber den Vorteil, dass man über einen Receiver während des Guckens stoppen kann. Geschäftskunden zahlen zwischen 59 und bis zu 379 Euro im Monat - je nach Anforderung.

Wie geht es weiter, wenn das selbst gesetzte Limit (400 Verträge) nicht erreicht wird? Das entscheidet der Aufsichtsrat der Stadtwerke Hilden am 6. November. In dem Gremium sind alle im Ratsfraktionen nach Proporz vertreten. "Der Aufsichtsrat steht nach wie vor zu dem Projekt", betonte dessen Vorsitzender Jürgen Scholz (SPD), als die Bonus-Aktion bis zum 28. Oktober verlängert wurde: "Weil es für Hilden sehr wichtig und sinnvoll ist."

Das sieht auch Bürgermeisterin Birgit Alkenings so: "Es ist klarer politischer Wille, den Wirtschaftsstandort Hilden durch den Glasfaserausbau zu stärken. Deshalb unterstützt die Politik die Stadtwerke vollkommen dabei, dieses Großprojekt zu stemmen." Und auch für die Stadtwerke Hilden ist das geplante Glasfasernetz ein Schlüsselprojekt. Sie betreiben die Lebensadern der Stadt, das Strom-, das Gas- und das Wassernetz.

Ebenso wichtig wird die Versorgung mit schnellem Internet werden. Richtig ist: Die Stadtwerke müssen Millionen in den Aufbau eines eigenen Glasfasernetzes stecken. Aber es wäre auch eine Investition in die eigene Zukunft der Stadtwerke - und in die des Wirtschaftsstandortes Hilden. Denn Voraussetzung für "Industrie 4.0", Synonym für die vierte industrielle Revolution, ist die ultraschnelle Lichtwellenleiter-Technik.

Das haben auch schon andere Städte erkannt - und sich auf den Weg gemacht. Monheim verlegt im ganzen Stadtgebiet Glasfaserleitungen, weil die Gewerbesteuer viel Geld in die Stadtkasse spült. Langenfeld hat bereits 1500 Kunden an sein Glasfasernetz angeschlossen. Und auch Erkrath will jetzt rund 1,7 Millionen Euro in ein eigenes Glasfasernetz investieren. Zunächst wird das Gewerbegebiet Unterfeldhaus angeschlossen.

All dies könnte den Aufsichtsrat der Stadtwerke Hilden am 6. November dazu bewegen, den Ausbau eines Glasfasernetzes zu beschließen - obwohl das selbst gesetzte Limit verfehlt wurde. Weil es sich um ein Zukunftsprojekt für die ganze Stadt handelt. Vertriebsleiter Oliver Schläbitz: "Wir wollen es - und ich glaube, die Kunden auch."

(cis)
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