Hilden Grenzschützer spricht über Todesstreifen

Hilden · Manfred von Reumont war beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Hilden zu Gast.

 Fred Harry Frenzel (MIT), Michael Wegmann (CDU Hilden) und Zeitzeuge Manfred von Reumont (v.l.) mit einem alten Grenzschild

Fred Harry Frenzel (MIT), Michael Wegmann (CDU Hilden) und Zeitzeuge Manfred von Reumont (v.l.) mit einem alten Grenzschild

Foto: Olaf Staschik

"Ostalgie", die verklärte Erinnerung an die Zeiten der DDR, ist ihm fremd. "Wie kann man ein Regime feiern, das die Freiheit und die Würde des Menschen systematisch unterdrückt hat?", fragte Gastredner Manfred von Reumont beim Festakt von Mittelstandsvereinigung und CDU-Stadtverband Hilden zum 26. Jahrestag der Deutschen Einheit im Alten Ratssaal des Bürgerhauses.

Der ehemalige "Grenzjäger" an der deutsch-deutschen Grenze hat in seiner Dienstzeit einiges erlebt und reist nun durch die Bundesrepublik, um als Zeitzeuge zu mahnen und zu erinnern. Mit vielen Informationen über den Aufbau der Grenzlinien, die Vorgehensweisen beider Seiten bis hin bis zu persönlichen Anekdoten teilt von Reumont seine Erfahrungen mit dem versammelten Publikum. Doch bei manchen Geschichten möchte kein Lächeln aufkommen, trotz des Anlasses, der doch eigentlich ein Tag des Feierns und der Freude sein sollte. So zum Beispiel die Anekdote über einen ehemaligen Kameraden, die sich aufgrund von Ressentiments und über Länder und Grenzen greifenden Hass zur Tragödie entwickelte. Stille herrschte im Saal, als von Reumont die Geschichte seines Freundes Hans Plüschke erzählte, der bei einem Zwischenfall an der Grenze einen DDR-Hauptmann erschoss und weit nach der "Wende" Opfer eines aus Rache motivierten Mordes wurde.

Neben der Wiedervereinigung der territorialen Gebiete stand auch die Frage nach der inneren Einheit Deutschlands im Fokus der Veranstaltung. Bereits in der Eröffnungsrede warb Fred-Harry Frenzel, Vorsitzender der MIT-Hilden, für ein Miteinander der Gesellschaft in allen Belangen. von Reumont erklärte mit Blick auf aktuelle Probleme: "Wir haben zwischen 1945 und 1989 zirka fünf Millionen Flüchtlinge aufgenommen, wir schaffen das auch heute."

Passend zur Fragerunde nach dem Vortrag erreichte die Nachricht die Runde, dass Anhänger der Pegida-Bewegung in Dresden die Bundeskanzlerin und ihre Gäste als "Volksverräter" anpöbelten. Wurden doch auch flüchtende, nach Freiheit suchende Bürger aus der DDR in der Rhetorik des Regimes mit solchen Wörtern bezeichnet. Und so war dieser Festakt nicht nur ein Akt des Feierns, sondern auch des Mahnens an die Würde des Menschen und der demokratischen Werte, so Fred-Harry Frenzel. "So dunkel einige Begebenheiten auch sein mögen, zeigt der ehemalige Grenzverlauf heute, dass auch unüberwindbare und extrem schwierige Situationen am Ende ein harmonisches Ende finden können." Nach der Wende von Naturschützern gestaltet und verteidigt, windet sich heute ein grünes Band durch Europa und bietet Menschen und Tieren ein neues Zuhause.

Mit einem kurzen Schlusswort von Michael Wegmann, dem Vorsitzenden des CDU-Stadtverbandes, und einem Gitarrentango von Sören A. Golz, mehrfach ausgezeichnetem Gitarrenspieler, der die Veranstaltung musikalisch begleitete, endete der offizielle Teil des Festaktes. Nach dem Singen der Nationalhymne wurden die Gäste zu Buffet und angeregten Gesprächen entlassen.

(RP)
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