Hilden Großes Kino für die Ohren

Hilden · Bereits zum sechsten Mal musizierte das Sinfonische Blasorchester der Musikschule Hilden gemeinsam mit dem Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr. Ein Erlebnisbericht.

 Links oben: Das ist die Autorin. Großes Bild: Das Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr und das Sinfonische Blasorchester der Musikschule stehen seit sechs Jahren gemeinsam auf der Bühne.

Links oben: Das ist die Autorin. Großes Bild: Das Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr und das Sinfonische Blasorchester der Musikschule stehen seit sechs Jahren gemeinsam auf der Bühne.

Foto: Olaf Staschik_

Märsche sind für Militärmusiker ein Muss. Deshalb beginnt auch das gemeinsame Benefizkonzert des Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr und des Sinfonischen Blasorchesters Hilden mit einem Marsch. Dem Publikum in der Stadthalle gefällt's. Und mir übrigens auch. Ich bin 19 Jahre alt, sitze mitten unter den Musikern auf der Bühne und spiele zweite Querflöte. Rechts von mir sitzt Alina. Die 20-jährige Flötistin ist für das Musikstudium bei der Bundeswehr von Sachsen nach Hilden gekommen. Hier werden alle Musiker der Streitkräfte zentral ausgebildet. Alina ist sehr aufgeschlossen und offen. Wir haben aber nicht viel Zeit, uns zu unterhalten, weil wir uns auf die Noten konzentrieren müssen.

Die rund 60 angehenden Militärmusiker spielen schon sehr gut und professionell. Müssen sie auch. Denn sie sind Sympathieträger für die Bundeswehr und deshalb auf einer 14-tägigen Konzertreise durch ganz Deutschland. Auch die rund 60 Musiker der Musikschule Hilden sind für ein Laienorchester schon ziemlich gut - finde ich. Und einige von den Militärmusikern übrigens auch. Der Dirigent des Ausbildungsmusikkorps ist Oberstleutnant Michael Euler. Er führt wenig militärisch als gewandter Conferencier durch den ersten Teil des Konzerts. "Sponsoring von Trump gibt es aber nicht", kündigt er das Stück "Manhattan" mit Valentin Köbitz an der Solo-Trompete an. Das Publikum lacht. Wenn Thomas Volkenstein lächelt, geht's los. Das wissen alle Musiker des Sinfonischen Blasorchesters der Musikschule. Uns vermittelt das ein sicheres Gefühl. Einige wissen, dass er auch mal Militärmusiker gewesen ist. Er nimmt die Zuhörer mit auf eine Reise um die Welt in 80 Tagen. 120 Musiker sorgen für ein echtes Klangerlebnis. Das ist großes Kino für die Ohren. Adrenalin pur. So geht es jedenfalls mir. Und Thomas Volkenstein am Dirigentenpult offensichtlich auch.

Das Publikum applaudiert begeistert. Das sorgt für einen zusätzlichen Kick bei uns Musikern auf der Bühne. Applaus macht glücklich und ist Belohnung für drei Monate harte Probenarbeit. "Die Kombination aus klassischen und neueren Werken hat mir total gut gefallen", erzählt Zuhörerin Annika Bieber. Ohne Zugabe lassen uns die Zuhörer nicht gehen. Es ist der berühmte Radetzky-Marsch - das ist der Renner in Hilden. Durch die gemeinsamen Konzerte mit dem Ausbildungsmusikkorps beherrscht auch das Sinfonische Blasorchester das schwierige Stück richtig gut, findet Thomas Volkenstein. Danach folgt die Nationalhymne. Die spielen wir immer zum Abschluss unserer Gemeinschaftskonzerte. Dazu stehen alle auf: wir Musiker auf der Bühne und das Publikum im Saal.

Nach zwei Stunden merkt man plötzlich, wie anstrengend das Konzert war. "Es war eine Ehre neben dir zu sitzen", verabschiedet sich Soldatin Alina von mir - und fügt lächelnd hinzu: "Jetzt wegtreten."

(RP)
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