Haan Grün begleitet die Schulgeschichte

Düsseldorf · Emil Barth war 1910 alphabetisch der erste Schüler. Bei der Projektwoche wird sein Konterfei an der Fassade des Pausenhofes gemalt. Die Haaner Realschule hat vielen Schülergenerationen das Rüstzeug für das Leben vermittelt.

"Lernen im Grünen": Der Leitgedanke der Emil-Barth-Realschule ist doppeldeutig. Er bezieht sich auf die grünen Akzente in der Fassade des Schulzentrums Walder Straße, aber auch auf die Lage am Hang des Haaner Bachtales. Das Grün spielte in der 100-jährigen Schulgeschichte immer wieder eine bedeutende Rolle. Das hat Heinz Franzen, seit 33 Jahren Lehrer an der Realschule, in der Festschrift zum Schuljubiläum mehrfach herausgearbeitet.

Modernes Denken anno 1910

1909 war Haan noch keine Stadt. Gut 9000 Einwohner zählte der Ort. Die Wirtschaft war geprägt von Handwerkern und Ackerbauern. Wohlhabende Fabrikbesitzer und gut verdienende Selbstständige gab es in großer Zahl. Haan selbst hatte nur Volksschulen. Nahezu 70 Kinder besuchten auswärtige höhere Schulen. Es entstand der Wunsch, eine Rektoratsschule zu schaffen. "Den lebhaft geäußerten Wünschen nachgehend, wurde sie auch dem weiblichen Geschlecht zugänglich gemacht", ist in den Annalen vermerkt. Modernes Denken. Damals war es alles andere als eine Selbstverständlichkeit, dass Jungen und Mädchen an einer Schule und dazu noch im selben Klassenzimmer unterrichtet wurden.

Der Start in das höhere Schulwesen war recht bescheiden. Der 1909 gegründete Schulverein Haan ließ für 350 Mark Jahresmiete eine Holzbaracke auf der Wiese hinter der Dieker Schule aufstellen – durch das Dach tropfte schon am Tag der Aufnahmeprüfung der Regen, vermerkte Emil Barth (1900-1958) in seinem Buch "Der Wandelstern". Der später preisgekrönte Schriftsteller stand als erster auf der alphabetischen Liste der ersten Klasse, die Ostern 1910 mit 17 Knaben und sieben Mädchen startete.

Nur wohlhabende Bürgerkinder konnten die Schule besuchen. Denn als Schulgeld wurden zehn Mark im Monat erhoben – viel Geld, wenn man bedenkt, dass eine Magd zwischen 12 und 15 Mark, ein Arbeiter nicht einmal das Doppelte verdiente. Der erste Schulleiter, der sämtliche Fächer zu unterrichten hatte, erhielt ein stolzes Jahresgehalt von 2400 Mark.

Vielfach umgezogen

Schon 1913 besuchten 68 Kinder die Schule. Das Schulhäuschen wurde in zwei Räume geteilt. 1912 wurde ein Flügel der Dieker Schule um ein Geschoss erhöht und bot Platz für drei Klassen. 1914 wurde die Haaner Rektoratsschule der Ohligs-Walder Realschule angegliedert. 1914 bestanden sieben Haaner die erste Abschlussprüfung. Nach Beginn des Ersten Weltkrieges wurde der Unterricht eingestellt. 1922 beschloss die das Kuratorium, die Haaner Schule in eine sechsklassige Schule für Jungen und Mädchen umzuwandeln. Bis 1926 wurden in Haan nur die Klassen fünf bis acht unterrichtet. Ab der 9. Klasse mussten die Kinder nach Wuppertal oder Solingen.

Nach dem Ersten Weltkrieg zog die Schule in das St.-Josephs-Kloster um, 1925 in das alte Schulhaus am Alten Kirchplatz. Ostern 1929 startete der Betrieb im Schulneubau Alleestraße 8. Bei einem Luftangriff 1941 gingen 150 Fensterscheiben und Klassentüren zu Bruch und es gab am Dach schwere Schäden. Ende Januar 1945 wurde die Schule vorerst geschlossen. Nach dem Krieg beschloss die Stadt die Auflösung der Realschule und lagerte die Klassen nach Hilden aus.

Im Frühjahr 1950 wurde die erste Klasse im alten HJ-Heim an der Schillerstraße (später Polizeiwache) eingeschult – wieder im Grünen. Ende 1955 stand der nächste Umzug ins sanierte Schulgebäude Alleestraße an, das bis 1978 – bis zum Umzug ins neue Schulzentrum – Heimat der Realschule war. Mittlerweile ist das Domizil selbst in die Jahre gekommen. In den nächsten Jahren wird die Stadt viel Geld in Brandschutz und Raumausstattung investieren. Aktuell sind die Schüler dabei, ein Porträt von Emil Barth an die Fassade des Pausenhofes zu malen.

(RP)
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