Hilden Grundwasser braucht Chemikalien-Filter

Hilden · Perfluorierte Tenside (PFT) wurden im Grenzbereich zu Benrath entdeckt. Jetzt wird nach der Quelle gesucht.

 Auf einem Brachgelände in Düsseldorf-Gerresheim ist kürzlich eine PFT-Filteranlage in Betrieb genommen worden. Eine ähnliche Apparatur wird auch an der Hildener Stadtgrenze nötig sein.

Auf einem Brachgelände in Düsseldorf-Gerresheim ist kürzlich eine PFT-Filteranlage in Betrieb genommen worden. Eine ähnliche Apparatur wird auch an der Hildener Stadtgrenze nötig sein.

Foto: Bauer

Perfluorierte Tenside (PFT) sind synthetisch hergestellte organische Stoffe, die in der Natur nicht vorkommen. Sie sind giftig, nicht abbaubar und stehen im Verdacht krebserregend zu sein. PFT belastet auch das Hildener Grundwasser - und zwar im Grenzbereich zwischen Hilden und Benrath. Dort wurde eine maximale Konzentration von 3870 Nanogramm/Liter PFT gemessen (ng= 1 Milliardstel Gramm). Das hat das Umweltamt Düsseldorf entdeckt und die Kollegen in Mettmann informiert. "Wie groß das Ausmaß ist, können wir noch nicht sagen", erläutert Heiko Frentjen vom Umweltamt des Kreises Mettmann: "Die PFT-Verunreinigung reicht von der Kreisgrenze bis zur Düsseldorfer Straße und in Hilden bis zur Horster Allee. Das geht aber sicher noch darüber hinaus." Auch die Quelle der Belastung sei noch nicht gefunden worden. Dabei könne es sich um Unternehmen handeln (PFT wird in industriellen Prozessen eingesetzt) oder Brände, bei denen Löschschaum eingesetzt wurde.

Klarheit soll ein Gutachten bringen, das auch aufzeigt, wie die Gefahr beseitigt werden kann. Die Untersuchung soll bis zum Jahresende vorliegen. Von den Kosten übernimmt das Land 24.000 Euro, 6000 Euro der Kreis Mettmann, informiert die Kreisverwaltung am Montag den Kreis-Umweltausschuss.

Belastet ist auch der mit Grundwasser gespeiste Schlupkotensee, etwa 250 Meter südlich der Düsseldorfer Straße nahe des Hildener Klärwerks. Die Angler, die ihn nutzen, sollen keine Fische aus dem See mehr essen und keine neuen mehr einsetzen.

Das Grundwasser im Hildener Westen ist zudem mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen (LCKW) belastet. Dieses Lösungsmittel wurde in der Industrie früher häufig für die Entfettung von Metallteilen eingesetzt. Die LCKW-Fahne im Grundwasser ist rund 800 Meter breit und reicht etwa drei Kilometer weit bis Benrath. Seit sechs Jahren steht an der Reisholzstraße eine Brunnen- und Reinigungsanlage, die geschätzt sechs Milliarden Liter Grundwasser mit Aktivkohlefiltern reinigen soll. Das wird noch viele weitere Jahre dauern und viele Millionen Euro kosten. Dort wurden rund 2000 ng/l PFT gemessen. "Die Anlage holt auch das PFT aus dem Grundwasser", berichtet Frentjen. "Die Forschung zu PFT steckt noch in den Kinderschuhen. Aktivkohle gilt bislang als bestes Reinigungsmittel." Messergebnisse zeigten, dass das in den Mönchengraben eingespeiste, gereinigte Wasser keine Schadstoffe mehr enthalte.

PFT wird seit über 50 Jahren in verschiedenen Industriezweigen eingesetzt und galt nicht als umwelt- oder gesundheitsschädlich. Im Frühjahr 2006 wurden erhöhte PFT-Werte in Ruhr und Möhne gemessen. Seitdem steht das Problem im öffentlichen Focus. Inzwischen ist PFT weltweit verbreitet. Selbst in Blutproben von Eisbären in der Arktis wurden erhöhte PFT-Konzentrationen gemessen. Obwohl PFT als krebserregend gilt, gibt es keine gesetzlich festgelegten Grenzwerte für Wasser und Boden. "Um ihr Trinkwasser müssen sich die Hildener keine Sorgen machen", betont Sabine Müller, Sprecherin der Stadtwerke Hilden. Das Hildener Trinkwasser stammt aus Brunnen in Hilden-Karnap und aus Baumberg am Rhein. Gefördert werde Grundwasser, das aus dem Bergischen Land in Richtung Rhein strömt. "Das Rohwasser ist so rein, das es schon trinkbar wäre", betont Müller: "Es wird aber zusätzlich noch aufbereitet." Das Rohwasser wird ständig untersucht - auch auf PFT. "Einzelne Verbindungen sind nachweisbar, aber nur im Ultraspurenbereich. Wir orientieren uns am Gesundheitlichen Orientierungswert, den das Bundesumweltministerium festgesetzt hat." Der GOW wird so niedrig angesetzt, dass auch bei lebenslanger Aufnahme kein Anlass zur gesundheitlichen Besorgnis besteht, erläutert Müller.

(RP)
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