Auf Ein Wort Joachim Rönsch Gute Gewohnheiten

Hilden · Gewohnheiten sind erst Spinnweben, dann Drahtseile, sagt ein Sprichwort. Gewohnheiten werden durch die Ausübung immer fester und unveränderlicher. Es gibt Gute und Schlechte. Die Schlechten tendieren zur Sucht, gegen die nicht mal Willenskraft mehr etwas ausrichtet. Die guten Gewohnheiten geben eine gewisse Festigkeit und Verlässlichkeit.

Auf Ein Wort Joachim Rönsch: Gute Gewohnheiten
Foto: Evangelische Kirchengemeinde Hilden

Wie ich darauf komme? Ich habe das Wort Gewohnheit neulich zum ersten Mal in meiner Bibel mit Jesus und dem Gottesdienst wahrgenommen. "Jesus ging, wie es seine Gewohnheit war, am Sabbat in die Synagoge." (Lukas 4,16) Bei Jesus hätte ich gar nicht mit Gewohnheiten gerechnet: Jesus - so dachte ich immer - handelt aus Überzeugung, spontan, nicht aus Gewohnheit. Aber hier tut er es doch. Er besucht den Gottesdienst. Nicht spontan, weil es ihm gerade danach war, auch nicht aus Pflichtgefühl; es war schlicht seine Gewohnheit. Von Kindheit an hatte er es geübt. Offenbar brauchte er feste Orte und Zeiten. Er schöpfte daraus Kraft und innere Klarheit. Gottesdienst als gute Gewohnheit? Eine seltsame Vorstellung. Liebe, Beziehungen, auch Religion - sollte man sich hier nicht hüten vor äußerlichen Ritualen, vor dem Gewöhnungseffekt? Wahrhaft, ehrlich ist für viele nur das Spontane, die innere Überzeugung. Was und wie ich etwas tue, ist von meiner augenblicklichen Gefühlslage abhängig. Ob ich, wie Jesus, einen Gottesdienst besuche, würde sich dann daran entscheiden, ob irgendetwas mir gerade Lust oder Druck dazu macht, etwa, ob ich ausgeschlafen bin, oder ob ich gerade nichts anderes vorhabe. Aber - viele Dinge funktionieren nur, wenn man sich daran gewöhnt hat: die Beweglichkeit des Körpers bis ins Alter hinein: Sie verdankt sich der Gewohnheit, jeden Tag ein paar Schritte zu gehen. Und das Gedächtnis? Ich kenne ältere Menschen, die lernen jeden Tag ein Gedicht oder einen Bibelvers auswendig. Eine Gewohnheit um den Verstand hellwach zu halten. Auch der Glaube braucht Gewohnheiten. Er braucht feste Orte und Zeiten, in denen er wohnen kann. Der Blick in die Bibel, ein Gebet, auch der Gottesdienst: Solche Gewohnheiten geben Kraft.

(RP)
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