Andreas Rehm im Interview "Haan soll Fairtrade-Stadt werden"

Haan · Die Weltläden der Kirchengemeinden in Haan und Gruiten engagieren sich schon seit Jahren rund um fair gehandelte Produkte, nun soll die Gartenstadt als Ganzes mit einem speziellen Label eine Vorbildfunktion übernehmen.

 Andreas Rehm sitzt für die GAL im Rat der Stadt Haan.

Andreas Rehm sitzt für die GAL im Rat der Stadt Haan.

Foto: Archiv

In der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am kommenden Dienstag werden sich die Mitglieder unter anderem mit einem Antrag der GAL befassen. Mit diesem soll die Verwaltung beauftragt werden, Vorbereitungen zu treffen, um die Kriterien als "Fairtrade-Stadt" zu erfüllen. Hierzu zählt zum Beispiel, dass bei städtischen Anlässen wie Empfängen oder ähnlichem fair gehandelte Produkte verwendet beziehungsweise serviert werden, etwa Orangensaft, Kaffee, Blumengeschenke. Doch das Thema Fairtrade soll auch in den Schulen, Vereinen und Kirchen noch stärker in den Vordergrund gerückt werden. In die Pflicht genommen werden bei dem Vorhaben auch der Handel und die Gastronomie.

 Der Weltladen der evangelischen Kirchengemeinde wurde 1983 unter anderem von Barbara Olbertz gegründet und bietet den Kunden ein reichhaltiges Sortiment fair gehandelter Produkte.

Der Weltladen der evangelischen Kirchengemeinde wurde 1983 unter anderem von Barbara Olbertz gegründet und bietet den Kunden ein reichhaltiges Sortiment fair gehandelter Produkte.

Foto: Archiv/Tinter

Was hat es mit der "Fairtrade-Stadt" auf sich?

Rehm Wir alle kennen das Fairtrade-Label auf Produkten, die aus fairer Produktion und Handel stammen. Es gibt natürlich noch andere Label seriöser Organisationen mit gleichem Ziel. Der Verein Transfair aus Köln, der das Label "Fairtrade" vergibt, verleiht auch den Titel "Fairtrade-Stadt". Hierbei geht es insbesondere darum, dass der faire Handel in der eigenen Stadt vorangebracht wird.

Wie kam es zum Antrag, den die GAL inzwischen gestellt hat?

Rehm In Deutschland gibt es bereits über 240 Fairtrade-Städte. Ob groß, wie Düsseldorf, oder klein, wie Xanten. Fairer Handel geht uns alle an. Neben dem privatem Engagement, also die Meinungsabgabe des Kunden über das Kaufverhalten, was jeder für sich machen kann, kann die Stadt Haan mit einer Vorbildfunktion vorangehen. Der Titel "Fairtrade-Stadt" hebt dieses kommunale Engagement besonders hervor. Eines von insgesamt fünf Kriterien für die Zulassung ist ein entsprechender Ratsbeschluss - und hier kommt die Politik ins Spiel.

Warum halten Sie und Ihre Partei die Stadt Haan dafür geeignet, mit dem Titel "Fairtrade-Stadt" für sich zu werben?

Rehm Ein fairer Umgang untereinander ist ebenso selbstverständlich wie ein fairer Umgang mit Handelspartnern. Die Stadt Haan kann mit dem Titel "Fairtrade-Stadt" diesen fairen Umgang mit ihren Partnern signalisieren. Zudem ist das Thema so wichtig, dass man nicht oft genug darauf hinweisen kann.

Welche Kriterien sind schon erfüllt, und welche müssen noch erfüllt werden?

Rehm Unser Antrag ist ein erster Schritt. Wir hoffen, uns gemeinsam mit allen Parteien auf den Weg zu machen. Wir haben deshalb die Entscheidung mit Bedacht auf den neuen Rat im Juli gelegt. Es muss eine Steuerungsgruppe eingerichtet werden, die den Weg organisiert und die Fäden zusammen hält. Die praktischen Bedingungen, dass sieben Geschäfte und vier Gastronomiebetriebe auch fair gehandelte Produkte anbieten und die Stadtverwaltung, wie auch die Parteien solche Produkte mit verwenden, ist wohl einfach umzusetzen. Wichtig sind die Veranstaltungen und Bildungsaktivitäten in Vereinen und Schulen. Die Kirchen gehen hier schon vorbildlich voran.

Wer soll in der Steuerungsgruppe sitzen?

Rehm Da hoffen wir auf rege Beteiligung. Wichtig sind uns Vertreter der Bildungseinrichtungen, wie Kitas und Schulen. Auch die Vereine und die Werbegemeinschaft sollte vertreten sein. Gerne auch die Kirchen und engagierte Bürger. Je vielfältiger desto besser. Die Verwaltung sollte sich auch unterstützend und begleitend beteiligen. Also alle die, die das Projekt mit Leben füllen. In wieweit die Politik hier teilnehmen sollte, gilt es zu diskutieren. Als engagierter Bürger kann sich ja jeder angesprochen fühlen.

Ist das Konzept mit Kosten verbunden?

Rehm Jedes Konzept verursacht Kosten. In diesem Fall sind es aber überwiegend Personalkosten, denn allein die Vorbereitung eines solchen Antrags durch die Stadtverwaltung verursacht Personalkosten. Wenn Sie jedoch Haushaltsmittel meinen, dann wohl eher nicht. Der Verein Transfair arbeitet kostenlos. Die Verwendung von fair gehandelten Produkten ist eine Frage des Umgangs mit Handelspartnern und nicht eine Frage der Kosten

Was versprechen Sie sich davon, wenn Haan "Fairtrade-Stadt" wird?

Rehm Der Titel wird ja auf Zeit vergeben und muss dann neu beantragt werden. Wir hoffen, dass hier etwas eingerichtet wird, was dauerhaft wirkt. Die Gartenstadt als "Fairtrade-Stadt", damit können wir nach außen unser Engagement zeigen und mit gutem Beispiel voran gehen. Fairer Handel ist wichtig.

DANIEL OELBRACHT STELLTE DIE FRAGEN.

(doe)
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