Interview: Perlen aus dem neuen Stadtrat Haaner Politiker mit künstlerischer Ader
Hilden · Ratsmitglied Jochen Sack (GAL) wollte einmal Kunst studieren. Das klappte nicht, doch das Zeichnen lässt ihn nicht los.
Manchmal müssen auch die Sitzungsunterlagen herhalten. Dann entstehen unter der Hand von Jochen Sack auf den politischen Vorlagen Fantasiegebilde - Linien, Kreise, Verbindungen, kleine, abstrakte Bilder eben, die den Fluss der Gedanken anregen oder sie ordnen.
Kreativität und Kunst nehmen im Leben des Haaner Ratsmitglieds (Grün-Alternative Liste, GAL) einen breiten Raum ein. "Ich habe eigentlich immer schon gezeichnet", sagt er und erinnert sich an seine Schulbücher, "die bis zum Ende zugekrickelt waren", erzählt der 57-Jährige lachend. Schon früh hat er die Malschule des Haaner Künstlers Wolfgang Niederhagen besucht. "Da war ich zwischen neun und zwölf Jahre alt. Das hat mich mein ganzes Leben lang verfolgt, das zu erleben, wie ein Künstler arbeitet", erinnert er sich. "Ich habe immer noch diesen ganz typischen Geruch von Ölfarben in der Nase."
Eine Zeit lang trug sich Sack mit dem Gedanken, Kunst zu studieren. Doch Joseph Beuys, sein Wunschlehrer, war gerade von der Kunstakademie Düsseldorf entlassen worden. "Stattdessen studierte ich Sozialwissenschaften", erzählt Sack.
Heute arbeitet der Haaner als Referent in Kindertageseinrichtungen, Grundschulen und Familienzentren. Als Coach veranstaltet er NRW-weit Workshops und Seminare, die der Konzept- und Teamentwicklung dieser Einrichtungen dienen. Doch die Kunst hat er nie aus den Augen gelassen - regelmäßig besucht er Volkshochschulkurse zum figürlichen Zeichnen, "und es ist immer wieder erstaunlich, wie viel man in kürzester Zeit zeichnerisch erfassen kann", sagt Sack.
Einen bevorzugten Stil hat er nicht, "ich zeichne mit allem, womit man zeichnen kann, auch mit Kordel oder Draht", erläutert er. Dabei gehe es ihm nicht darum, "Motive abzubilden, sondern mich selbst und meine Umwelt mit dem Zeichnen selbst zu reflektieren". So entstehen abstrakte Gebilde, oft nur aus wenigen Linien und Farbflächen bestehend, manchmal in vollem Schwung gezeichnet, manchmal mit Knicken und Verästelungen.
Seine Begeisterung für die Kunst will Jochen Sack weitergeben. Daher veranstaltet er regelmäßig Workshops an verschiedenen Orten, von der Kindertageseinrichtung bis zum Seniorenzentrum. Zuletzt war er auf dem Haaner Sommer aktiv und brachte sein "Mobiles Atelier" gleich mit - ein Bollerwagen, auf den alles Nötige von der Farbtube bis zur Palette geschnallt ist. "Ich möchte die Atmosphäre eines Ateliers zu den Kindern bringen", sagt Sack. "Sie sollen sehen, wie Künstler richtig arbeiten. Das kennen die in ihrer Alltagswelt oft gar nicht." Der Bollerwagen, "der fällt immer auf", sagt Sack. Sein jüngstes Projekt: Er will auch einen Rollator zum "Mobilen Atelier" umbauen, um mit ihm Senioren zu besuchen. So könne Kunst in den Alltag von Menschen aller Altersgruppen transportiert werden, sagt er. Petra Raabe, Mit-Organisatorin des Haaner Sommer und zuständig für die Kinderkunst, würde auf den Beitrag von Jochen Sack nicht verzichten wollen. "Er hat ein sehr gutes Händchen für die Kinder", sagt sie. In diesem Sommer habe er die Kinder Portraits malen lassen, "und dabei sind sehr schöne Bilder herausgekommen", sagt sie. "Das Schöne ist, er gibt nichts vor. Er stellt das Material und lässt die Kinder kreativ sein." Petra Lerch, Vorsitzende der GAL-Fraktion im Haaner Rat, freut sich über die Impulse, die ihr Parteifreund Jochen Sack liefert: "Er ist hochintelligent, künstlerisch sehr interessiert und hat eine interessante Sicht auf die Dinge", sagt sie. Auf seine Anregung hin wurde die Geschäftsstelle der GAL mit Kunst dekoriert, darunter ein Bild von Hans-Joachim Uthke. Das schätzt Petra Lerch: "Er regt uns andere auch schon an."
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