Hilden/Haan Handel freut sich aufs Weihnachtsgeschäft

Hilden/Haan · Das Konsumklima ist gut. Meldungen eines bevorstehenden Abschwungs werden es nicht eintrüben, glaubt der Handel

Der Einzelhandel in Hilden und Haan startet zuversichtlich ins Weihnachtsgeschäft. Anlass zum Optimismus gibt offenslichtlich der gute Verlauf des bisherigen Geschäftsjahres: "Das Konsumklima war bislang positiv", sagt Björn Musiol, Regionalreferent des Rheinischen Einzelhandels- und Dienstleistungsverbandes für den Kreis Mettmann. "Wir gehen davon aus, dass die bisher gute Stimmung sich auch weiterhin hält."

Das Weihnachtsgeschäft hat für den Einzelhandel nach Angaben des BBE-Instituts für Handelsberatung eine besondere Bedeutung. Im Durchschnitt erwirtschaftet er im November und Dezember ein Fünftel seines Jahresumsatzes. In einigen Bereichen wie dem Spielwarenhandel, in Parfümerien und bei Juwelieren macht das Weihnachtsgeschäft sogar bis zu 40 Prozent des gesamten Umsatzes aus.

Entsprechend groß sind die Erwartungen bei Andrea Mettlicki, Inhaberin des Geschäftes "Spielplus" am Hildener Warrington-Platz. "Die Weihnachtszeit ist unsere Hauptverkaufszeit", erläutert sie. Die Erfahrungen des laufenden Jahres machen sie optimistisch. "Wir haben in diesem Jahr gut verkauft und sind sehr zufrieden", berichtet die Einzelhändlerin. Daher gehe sie auch für das bald startende Weihnachtsgeschäft von einem guten Konsumklima aus.

Dass führende Wirtschaftsforschungsinstitute dieser Tage von einem bevorstehenden Abschwung sprechen, werde das Kundenverhalten nicht beeinflussen, glaubt Ralf G. Kraemer, Vorsitzender des Stadtmarketing-Vereins: "Solche Meldungen können irritieren, aber die Stimmung ist eigentlich stabil", so lautet seine Einschätzung. In die Hände spiele dem Einzelhandel das nach wie vor extrem niedrige Zinsniveau. "Manch einer sagt sich, dass er sich angesichts dieser Lage lieber etwas gönnt, statt sein Geld auf dem Sparbuch zu lassen", glaubt Kraemer. "Die Menschen sind zufrieden. Ich bin sehr optimistisch."

Das sieht Boris Pintaske, Inhaber des Haaner Juweliergeschäfts Geschwister Schmidt, ähnlich. Im laufenden Geschäftsjahr habe sein Umsatz "eine kleine Steigerung zum Vorjahr" gemacht. Auch er folgt der Argumentation Kraemers und glaubt nicht, dass die Meldungen einer möglicherweise bevorstehenden europaweiten Rezession "aufs Konsumverhalten einen Einfluss haben". Die niedrigen Zinsen lassen das Geld locker sitzen: "Viele Verbraucher fragen sich, was habe ich davon, wenn ich das Geld aufs Sparbuch packe?", beobachtet Pintaske. Er kann überdies Alternativen zur Geldanlage anbieten: In seinem Geschäft ist im Moment besonders Gold- und Brillantschmuck gefragt. Kauft ein Kunde in seinem Geschäft ein Weihnachtsgeschenk, hat es in der Regel einen Wert zwischen 200 und 500 Euro.

Auch Eveline Flüchter, Inhaberin der Boutique "Alice Fashion" in Hilden, ist zufrieden mit dem laufenden Geschäftsjahr. Daher geht auch sie davon aus, dass sie im Weihnachtsgeschäft ähnliche Umsätze erzielen wird wie im vergangenen Jahr. Zurzeit sind in ihrem Geschäft vor allem Lederwaren wie Jacken, Hosen oder Röcke gefragt. "Das läuft richtig gut." Zu Weihnachten "gehen Handtaschen und Pullis immer gut als Geschenk".

Weniger zufrieden ist Brigitte Molitor, Inhaberin eines Modegeschäftes am Neuer Markt in Haan. Das liegt allerdings weniger am Konsumklima, sondern an strukturellen Schwächen des Standortes, sagt sie: Es gebe nur noch wenige Boutiquen in Haan. Sie bieten zu wenig Auswahl, der Branchenmix fehlt. "Da fahren die Kunden lieber nach Düsseldorf", hat Molitor beobachtet. Leerstände und Billigmärkte werten die Einkaufslandschaft in der Innenstadt herab.

Brigitte Molitor muss daher nun Konsequenzen ziehen: Sie wird ihr Geschäft zum Jahreswechsel vom Neuer Markt an die Friedrichstraße verlagern. Hatte sie bis dahin 150 Quadratmeter Verkaufsfläche zur Verfügung, sind es dann nur noch 60 Quadratmeter für ein reduziertes Sortiment. "Das reicht", sagt die Einzelhändlerin trocken.

(RP)
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