Mein lieber Nachbar Helfen ist ihm Herzensangelegenheit

Hilden · Hans-Joachim Schmidt ist Rentner, aber das was er einst für seinen Beruf erlernt hat, findet immer noch häufig Anwendung - in der "Nachbarschaftshilfe aktiv" in Hilden. "Ich habe keine Probleme mit Ämtern oder Formularen", sagt der ehemalige Sparkassenangestellte und kann so vor allem älteren Menschen helfen, die sonst überfordert wären.

 Hans-Joachim Schmidt hilft gehbehinderten Nachbarn, fährt sie zum Beispiel zum Arzt.

Hans-Joachim Schmidt hilft gehbehinderten Nachbarn, fährt sie zum Beispiel zum Arzt.

Foto: Olaf Staschik

Dafür geht der 70-Jährige weite Wege: Zum Finanz- und Sozialamt, mit einer Familie vor drei Jahren sogar bis vor das Sozialgericht in Düsseldorf - meist ist er erfolgreich und kann den Leuten helfen. "Das sind die Dinge, die ich bevorzugt mache", sagt Schmidt. "Einer alten Dame den Garten umzugraben, schaffe ich körperlich nicht mehr, aber der Kopf ist sehr klar."

Besonderes Lob spricht Schmidt der Stadt Hilden aus. "Die Zusammenarbeit mit dem Rathaus läuft sehr gut, wir bekommen tolle Unterstützung", sagt Schmidt. Gleichzeitig weiß er aber: "Auch wir helfen der Stadt mit unserer Arbeit." Den Rücken stärkt ihm zusätzlich seine Lebensgefährtin. Als ehemalige Mitarbeiterin im Sozialamt kennt sie sich aus, kann Tipps geben. Derzeit betreut der Senior vier Damen und Herren bei der Nachbarschaftshilfe und kümmert sich um ihre Anliegen. "Sehr häufig mache ich Arztbesuche. Ich glaube, es gibt keine Hildener Praxis, die ich noch nicht von innen gesehen habe." Dabei hilft ihm sein großes Auto. "Da bekomme ich Rollstühle und Rollatoren leicht hinein."

Das Telefon der Nachbarschaftshilfe hat er auch bei sich. Hier können sich Hilfesuchende direkt melden. Sieben Tage die Woche, Tag und Nacht. "Das kann auch mal sehr große Ausmaße annehmen", gibt Schmidt zu. Aber für ihn ist es eine Herzensangelegenheit. "Man ist mit den Leuten teilweise seit Jahren in Kontakt, kennt ihre Probleme und Bedürfnisse" - auch wenn dadurch das eigene Privatleben manchmal auf der Strecke bleibt.

Das weiß auch Ingrid Beneke, Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe. "Wann man wo helfen muss, das ist nicht zu planen, das kann jederzeit sein", erklärt die 78-Jährige. Ihren Mitarbeiter schätzt sie außerordentlich. "Er ist einer der aktivsten und identifiziert sich mit seiner Arbeit." Zudem würden sich beide wunderbar ergänzen und "er kann mich gut vertreten". Aber auch Herr Schmidt müsse mal in den Urlaub fahren, "dann vertrete ich ihn", erzählt Beneke. Dennoch wünschen sich die beiden weitere Mithelfer. "Wir brauchen dringend Leute, die zwei bis vier Stunden in der Woche wirklich Zeit zur Mithilfe haben", appelliert Schmidt.

(höv)
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