Hilden Hilden kann Flüchtlinge gut versorgen

Hilden · Kommune beherbergt 150 Asylbewerber aus 33 Nationen. Von den tatsächlichen Kosten erstattet Land nur 20 Prozent.

Jede Stadt im Land muss nach einem bestimmten Schlüssel Asylbewerber aufnehmen, keine kann sich drücken. Manche Kommunen bringen die Flüchtlinge mangels Alternative in Containern oder Hotels unter. Hilden nicht. "Wir haben ausreichend Vorsorge getroffen", erläutert Sozialdezernent Reinhard Gatzke. Obwohl die Stadt in den vergangenen Jahren vier Unterkünfte aufgegeben hat, seien die aktuell 150 Flüchtlinge in Hilden gut untergebracht und betreut. Die Zahl der Asylbewerber ist im vergangenen Jahr um fast 50 Prozent gestiegen.

Deshalb hat die Stadt die Unterkunft Richrather Straße nicht wie geplant verkauft, sondern wieder reaktiviert. Im Erdgeschoss wurden kurzfristig drei Wohnungen barrierefrei hergerichtet. Unter den Flüchtlingen leben ein alleinstehender Rollstuhlfahrer und eine Familie mit einem Kind im Rollstuhl. Als Nächstes sollen die beiden Obergeschosse wieder in Betrieb genommen werden. Das Asyl bietet 15 bis 18 Wohnungen. Gatzke: "Schwer zu sagen, wie lange das reicht."

Die Bundesregierung habe sich verpflichtet, 5000 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien aufzunehmen. Sie werden nach einem bestimmten Schlüssel auf die Bundesländer verteilt. NRW muss 1060 Flüchtlinge aufnehmen. Hilden beherbergt zwar schon Flüchtlinge aus Syrien, aber noch nicht aus dem angesprochenen Kontingent.

"Wir machen uns Gedanken, wo wir noch Menschen unterbringen können", betont der Sozialdezernent. Eine Möglichkeit wäre der Ausbau des Dachgeschosses im Übergangsheim an der Forststraße: "Deshalb wurde dies für die Haushaltsplanberatungen 2014 als Planungsprojekt aufgenommen." 40 bis 50 weitere Plätze könnten dort geschaffen werden. "Im Moment hat sich die Zuweisung auf hohem Niveau stabilisiert", schätzt Gatzke die Lage ein: "In vier Jahren hat sich die Zahl der zugewiesenen Flüchtlinge in Hilden nahezu verdreifacht." Das relativiere sich aber, wenn man sich die Zahlen aus den 1990-er Jahren anschaue. 1994 beherbergte Hilden 652 ausländische Flüchtlinge und Aussiedler (die Zahlen wurden damals nicht getrennt ausgewiesen). Mit der Zahl der Asylbewerber steigt auch die finanzielle Belastung für die Stadt. Rund 970 000 Euro musste die Kommune im vergangenen Jahr für die Asylbewerber aufwenden — 270 000 Euro mehr als geplant. Ein Grund ist unter anderem der Anstieg der Krankheitskosten. Die Flüchtlinge haben Anspruch auf dieselben Leistungen wie Sozialhilfeempfänger. Neben Unterkunft, Verpflegung und Taschengeld muss die Kommune die Kosten für die ärztliche Behandlung übernehmen. Anders als Sozialhilfeempfänger können Asylbewerber nicht krankenversichert werden. Bezahlt wird aber nur die Behandlung akuter Erkrankungen und Schmerzzustände. Was notwendig ist, entscheidet der Amtsarzt. Von den tatsächlichen Kosten erstatte das Land nur 20 Prozent, klagt Gatzke: "Flüchtlinge sind eine gesamtgesellschaftliche, keine kommunale Aufgabe."

Um die Obdachlosen in Hilden kümmert sich die Sozialpädagogische Einrichtung Mühle — im Auftrag der Stadt Hilden. Zurzeit werden 41 Menschen ohne eigene Wohnung betreut. Für den Bereich "Obdach" wendete die Stadt Hilden 2012 insgesamt 914 000 Euro auf, davon erhielt die SPE Mühle knapp 432 000 Euro für ihre Leitungen. Das Obdachlosen-Heim Krabbenburg soll aufgegeben, die Menschen ohne Dach über dem Kopf sollen an der Ost- und an der Hegelstraße untergebracht werden. Im Frühjahr 2013 wurde der Stadt Hilden — zum ersten Mal seit zwei Jahren — wieder eine dreiköpfige Spätaussiedlerfamilie zugewiesen. Für sie wurde eine Wohnung auf dem freien Markt gefunden. Spätaussiedler würden nur noch vereinzelt zugewiesen im Wege der Familienzusammenführung, so der Sozialdezernent. Mit der Anzahl der Spätaussiedler liege die Itterstadt unter dem Soll.

(RP)
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