Hilden Das "Nostromo"-Team wagt den Neustart im Area 51

Hilden · Live-Musik, Kabarett und Poetry-Slam: Mit einer "Neustart-Party" nahm das Nostromo-Team seinen Kulturbetrieb am Area 51 wieder auf.

Nostromo - so heißt ein 1904 erschienener Roman des englischen Schriftstellers Joseph Conrad. Und der Name steht auf Raumschiffen der apokalyptischen Alien-Filmreihe. Seit Samstag sind "Nostromo Live Soundz" erneut im Area 51 gelandet. Mit einer selbst organisierten Veranstaltung aus Live-Musik, Kabarett und Poetry-Slam. Doch aus der "Restart-Party" am Samstagabend wurde auch ein kreatives Treffen derer, die nach 20 Jahren und mehr als 1000 Konzertterminen plötzlich als Aliens, als durch und durch Fremde, durch die eben noch vertrauten Räume gingen. Es gab laute Musik, kostenfreien Nudelsalat und selbst geschriebene Gedichte - zum Beispiel vorgetragen von Benedikt Ruhland. Poetry Slam gegen ein städtisches Vorgehen, das von den Betroffenen bis heute niemand versteht.

Rückblick: Zunächst wollte Bürgermeisterin Birgit Alkenings im vergangenen Herbst nach 20 Jahren den Stecker ziehen. Offiziell wurde dies mit Sparmaßnahmen begründet, was mit den Kleinbeträgen, die für das Programm im Hildener Haushalt standen, kaum jemand zusammenzubringen vermochte. Beeindruckt durch den breiten und lauten Szene-Protest verwandelte die Bürgermeisterin dann ihren Entschluss in eine Art Todesstrafe auf Bewährung: Zwölf Termine dürfen Peter Brack und seine Mitstreiter im Area 51 jetzt absolvieren. Mietfrei zwar, aber die schützende Hand hat die Stadt Hilden entzogen; selbst das schmale Budget von 6000 Euro für ein Veranstaltungsjahr gibt es nicht mehr. Organisator Peter Brack wurde die monatliche 400 Euro-Pauschale gestrichen. Er musste sein Büro im Area räumen und sämtliche Schlüssel abgeben. Doch sie wollen weitermachen.

Sieben Organisatoren stecken nun mitten in einer Vereinsgründung, die derzeit an Formulierungen der Satzung hängt. Mit Schanklizenz für die zwölf Termine, Werbekosten und Honoraren sind bislang bereits 2000 Euro Kosten aufgelaufen - ohne dass das Area 51 geglüht hat so wie früher. Der Paukenschlag ist für den 17. Mai, 20 Uhr geplant: Ein großes Köln-Düsseldorfer Kabarett-Festival soll dem lieblos ausgespuckten Team die Solidarität bezeugen und finanzielle Spielräume eröffnen. Zugesagt haben Jens Neutag aus Wuppertal, Martin Maier-Bode vom Kom(m)ödchen-Ensemble, Thilo Seibel, Anny Hartmann und Sabine Wiegand (Dat Rosi aus der Kölner Stunksitzung). Die Karten gibt es für 20 Euro bei der Ticketzentrale Hilden im Vorverkauf. Alle Auftretenden verzichten auf ihre Gage und kommen für einen Teller Möhreneintopf.

Für den Juni ruft Peter Brack ein Konzert mit der Heavy Metal-Gruppe "Fortress" und zwei weiteren Acts auf, im Juli sollen im Area 51 "John Porno Punk Explosion" und die "Beleidigte Liederwurst" auftreten. Auch für August bis November seien Termine geplant, sagt Peter Brack. Ein weiteres Benefiz-Konzert könnte bis dahin angelaufene Verluste ausgleichen - hoffen er und die sechs Vereinsgründer. Unterkriegen lassen wollen wir uns nicht - so lautet das Motto.

Doch beim gemütlichen Teil der Restart-Party springen die Gedanken der Beteiligten immer wieder zurück in das vergangene Jahr mit seinem extremen Wechselbad der Gefühle. Erst habe man mit dem scheidenden Jugenddezernenten Gatzke auf erfolgreiche 20 Jahre angestoßen, dann machten auf einmal Gerüchte über finanzielle Unregelmäßigkeiten die Runde. Aus Sicht von Peter Brack wurden diese nie belegt. Das Misstrauen, das dadurch entstanden ist, schwingt weiter mit - bei allem, was Nostromo macht. Ohne plausiblen Grund habe das Rathaus die Kontakte zur jungen, manchmal gewöhnungsbedürftigen Off-Szene gekappt.

(dne)
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