Peter Heinze "Hilden punktet anders als Monheim"

Hilden · Der Leiter der Wirtschaftsförderung will sich stärker um ältere Gründer und Flüchtlinge als Arbeitskräfte kümmern.

 Wirtschaftsförderer Peter Heinze vor dem Hildener Stadtplan

Wirtschaftsförderer Peter Heinze vor dem Hildener Stadtplan

Foto: ola

Wie sieht es mit den Gewerbeflächen in Hilden aus?

Heinze Am ehemaligen Güterbahnhof haben wir gerade das letzte von elf kleineren Grundstücken verkauft. Dort will sich unter anderem der Verband des Kfz-Gewerbes NRW ansiedeln. Eine Kletterhalle ist geplant. Auch im Gewerbegebiet Kreuz Hilden tut sich was. Mehrere Unternehmen (Loosberg, Windmann, Zippy Technology Europe) haben sich bereits angesiedelt. Ein Hotel ist im Bau. Das Familienunternehmen Eickenberg errichtet dort Büro- und Lagerräume.

Das Gewerbegebiet Kreuz Hilden ist Hildens letzte große zusammenhängende Gewerbefläche. Wie viel ist noch frei?

 Das Gelände rund um die Otto-Hahn- und die Johann-Vaillant-Straße gehört zu den "gewachsenen" Gewerbegebieten in Hilden. Der Branchen-Mix zeichnet Hilden aus.

Das Gelände rund um die Otto-Hahn- und die Johann-Vaillant-Straße gehört zu den "gewachsenen" Gewerbegebieten in Hilden. Der Branchen-Mix zeichnet Hilden aus.

Foto: Hans Blossey

Heinze Die Fläche ist zu einem Drittel belegt. 125.000 Quadratmeter sind noch frei, davon gehören 104.000 Quadratmeter der Stadt und rund 20.000 Quadratmeter zwei privaten Eigentümern, die aber verkaufen wollen. Anfragen gibt es viele, aber wir wollen die Flächen nicht verschleudern. Pro 1000 Quadratmeter Fläche sollen 10 Arbeitsplätze entstehen, hat der Rat festgelegt. Natürlich siedeln wir gerne neue Unternehmen an. Der Großteil unserer Arbeit ist aber Bestandspflege.

Wie ist die Situation bei Gewerbe-Mietflächen?

Heinze In Hilden werden maximal 12,50 Euro pro Quadratmeter verlangt, in Düsseldorf leicht das Doppelte. Hilden versucht aber nicht, mit dem Preis zu punkten, sondern mit seiner Verkehrslage. Hilden ist viel besser zu erreichen als Düsseldorf. Zudem kann Hilden die Kombi von Hallen und Flächen bieten. Das gibt es in Düsseldorf praktisch nicht.

Die Stadt Hilden betreibt gemeinsam mit dem Gewerbepark Süd ein Gründerzentrum. Wie läuft das?

Heinze Aus unserer Sicht gut. Alle zwölf Einheiten sind belegt. Im vergangenen Jahr hatten wir in Hilden 400 neue Gewerbeanmeldungen. Diese Zahl weicht von der Statistik der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf ab, weil diese nur die IHK-Mitglieder zählt. Handwerker beispielsweise fallen bei der IHK unter den Tisch. Gleichwohl geht die Zahl der Gründer in Hilden zurück.

Woran liegt das?

Heinze Die Arbeitslosigkeit ist niedrig. Deshalb machen sich weniger Menschen selbstständig, um so eine drohende Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Es gibt aber mehr ältere Gründer (50+), stellen wir fest: Sie haben viel Erfahrung und kennen ihre Märkte deshalb häufig sehr gut. Wir machen uns Gedanken, wie wir diese Gruppe gezielter fördern können.

Wie können Flüchtlinge rasch in den Arbeitsmarkt integriert werden?

Heinze Viele Unternehmen sind sehr daran interessiert, Flüchtlinge zu beschäftigen. Deshalb ist das auch für uns ein Thema. Aber noch gibt bürokratische Hürden, auch weil Behörden (Arbeitsagentur, Ausländerbehörde etc.) beteiligt sind. Wir arbeiten intensiv daran, diese Hürden für die Betriebe abzubauen. Wenn wir das geschafft haben, werden wir damit rauskommen. Vorher hat das keinen Zweck. Wir müssen den Unternehmen, die Flüchtlinge beschäftigen wollen, einfache und praktische Wege aufzeigen können.

Die Wirtschaft in Hilden hat die höchste Pro-Kopf-Exportquote im Kreis Mettmann. Ist das gut?

Heinze Wir haben viele Unternehmen in Hilden, deren Produkte international gefragt sind. Denken Sie etwa an Qiagen, 3M, Wenko, Wachtel (Bäckerei-Technik), Montz oder auch kleinere Unternehmen wie Ceta Testsyteme. Die trauen sich was und bieten ihre Produkte weltweit an. Die wahre Stärke der Hildener Wirtschaft ist allerdings der starke Mix von Branchen. Wir haben knapp 5000 Betriebe aus Industrie, Handel oder Handwerk in Hilden. Wenn es einer Branche schlecht geht, schlägt das in Hilden nicht so durch wie in anderen Städten.

Monheim senkt den Gewerbesteuerhebesatz ab 2016 auf 265 Prozentpunkte. Macht Ihnen das als Wirtschaftsförderer Angst?

Heinze Das ist zweifellos ein ganz großer Marketing-Vorteil für Monheim. Wir fahren in Hilden eine andere Strategie. Wir sind eine preisbewusste Kommune. Hilden hat sich entschieden, die Gewerbesteuer seit 2006 nicht zu erhöhen. Das schätzen Unternehmen. Mit 400 Prozentpunkten hat Hilden den drittniedrigsten Gewerbesteuersatz unter 76 NRW-Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern. Wir können mit anderen Standortvorzügen punkten: sehr guter Verkehrsanschluss, attraktive Innenstadt, S-Bahn-Anschluss zum Flughafen Düsseldorf - all das hat Monheim nicht.

CHRISTOPH SCHMIDT STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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