Vom 2. bis 7. Juni steht Hilden wieder ganz im Zeichen des Jazz. Festival-Erfinder Peter Baumgärtner (57) hat ein Best-of zusammengestellt. In den vergangenen 19 Jahren ist viel passiert. Der Drummer hat ein bisschen über Promis, Punks und Pannen aus dem Nähkästchen geplaudert. 2004 konnte Baumgärtner Nigel Kennedy verpflichten. Der Punk unter den klassischen Geigenvirtuosen sei für ihn schlicht "der Killer" gewesen. Der exzentrische Superstar habe englische Verträge vorgelegt, in denen alles haarklein geregelt war: separates Hotelzimmer und Gardrobe für seine Stradivari, Raumtemperatur 21 Grad Celsius, Luftfeuchtigkeit konstant 55 Prozent.

Chauffiert werden mussten Kennedy und Geige mit einem Mercedes der S-Klasse. Am Bühneneingang musste vor dem Auftritt punkt 19.30 Uhr ein halbes gebratenes Hähnchen für den Maestro bereitstehen. "Der Caterer hat's vergessen", erinnert sich Baumgärtner: "Irgendjemand hatte noch irgendwo einen Gockel herumliegen. Den hat meine Frau Claudia in einer Mikrowelle in den Katakomben der Stadthalle schnell aufgewärmt. Kennedy hat nur kurz dran geknabbert.

"Sushi vom Caterer war für den Stargeiger nicht gut genug, befand sein Stage-Manager Steve Cox - und pochte auf den Vertrag. "Wir mussten Sushi von einem Original Japanese Chef Cook aus dem Hotel Nikko in Düsseldorf besorgen. Kennedy hat 90 Prozent weggeworfen. Für mich ist das einfach nur dekadent." Kennedy wollte seinem Sohn ein Mountain-Bike mitbringen. Hans Michalsky, bekannter Fahrrad-Händler in Erkrath, öffnete sein Geschäft für den exzentrischen Star auch an einem Feiertag.

Zum Glück waren nicht alle Stars so anstrengend wie Kennedy. US-Startrompeter Randy Brecker stand 2005 mit seiner Band auf der Bühne, als plötzlich der Strom ausfiel. "40 Minuten später kam der Caterer und sagte: Ihr müsst etwas unternehmen. Mein Weißwein ist alle", erinnert sich Baumgärtner: "Da sagte Brecker zu seinen Jungs: Lasst uns rausgehen und spielen - it's Titanic! In dem Moment kam glücklicherweise der Strom zurück.

" Billy Cobham, einer der ganz großen Jazz-Rock-Schlagzeuger, sagte nach dem Konzert: "Wenn ich gewusst hätte, dass der Sound in der Stadthalle so gut ist, hätte ich eine Live-CD aufgenommen." Baumgärtner: "Das war für mich der Ritterschlag." 2008 hatte er die Drummerin Cindy Blackman, heute Ehefrau von Carlos Santana, verpflichtet. Zwei Wochen vor den Jazztagen rief sie ihn an - verzweifelt: Ihre Familie sei in großen finanziellen Schwierigkeiten.

Sie habe das Angebot, mit Lenny Kravitz auf Welttournee zu gehen - und bräuchte unbedingt die Kohle. Die bekannte US-Drummerin Terri Lyn Carrington sprang ein. Sie kam von der amerikanischen Westküste: "Nach der Landung war ihr Gepäck und - schlimmer noch - ihre Becken weg. Jeder Drummer hat seine eigenen Becken dabei. Ich habe ihr meine zur Verfügung gestellt. Unmittelbar vor ihrem Auftritt brachte die Lufthansa ihre verloren Becken wieder.

" Baumgärtner stellte sein Schlagzeug Drummer-Legende Ed Thigpen zur Verfügung - für ihn eine Ehre. "Ed hat mich ganz vorsichtig gefragt, ob er das Schlagzeug für sich einstellen darf": Der 57-Jährige ist heute noch über so viel Feingefühl gerührt. In diesem Jahr fördert das Land NRW die Jazztage erstmals mit 25 000 Euro. Dazu wird der WDR die Jazznacht in der Stadthalle erstmals live auf WDR 3 übertragen. Für Baumgärtner ein doppelter Ritterschlag - und die Anerkennung von 19 Jahren Festivalarbeit.