Hilden Hildener Regisseur in Hollywood geehrt

Hilden · Das Hollywood Reel Independent Film Festival hat Hugo Niebeling für "artistic innovation" ausgezeichnet.

 Hugo Niebeling in seinem Arbeitszimmer. Für sein neues Projekt sucht er noch Geldgeber.

Hugo Niebeling in seinem Arbeitszimmer. Für sein neues Projekt sucht er noch Geldgeber.

Foto: Ralph Matzerath

Es ist so etwas wie der "Oscar", den Hugo Niebeling da bekommen hat - nur dass es beim Hollywood Reel Independent Film Festival keinen "Oscar" gibt. Vor dem Hildener wurden so bekannte Größen wie Gerard Depardieu, Tinto Brass, Frances Fisher oder Peter O'Toole mit dem HRIFF Award of Excellence ausgezeichnet. "Ich habe mich sehr gefreut. Das ist eine große Ehre", sagt der 84-Jährige. Der Filmemacher hat die Bildsprache revolutioniert - und dafür zahlreiche Preise bekommen. Die Auszeichnung aus Hollywood ist für ihn ein Beleg, dass sein Werk anerkannt wird. Eigentlich wollte Niebeling Schauspieler werden. Er wurde am Düsseldorfer Schauspielhaus unter Gustav Gründgens ausgebildet. Dann zog es ihn doch zum Film. Für seinen Erstling, den Industriefilm "Stählerne Adern", erhielt er 1957 den Bundesfilmpreis in Gold.

Die "Johannes-Passion" ist sein bekanntester Film. In der Karwoche ist er Jahr für Jahr auf vielen TV-Kanälen zu sehen. "Nur Dinner for one wird häufiger ausgestrahlt", scherzt der Regisseur aus Hilden. Er hat die Passion Christi als antike Tragödie inszeniert - im leer geräumten Dom zu Speyer (katholisch) zu Bachs (protestantisch) gewaltiger Musik. Die Choreographien, den glatzköpfigen Jesus ("Ich wollte das Image vom schönen Jesus mit Locken sprengen"), die Rolle des Pilatus ("Er hat bei mir eine eigene Passion") - alles hat sich Niebeling ausgedacht, alles hat eine tiefere Bedeutung, versteckte Bezüge. Trotz des Publikumserfolgs hat der Film nie einen Preis bekommen. Die Filmbewertung ließ die "Johannes-Passion" sogar glatt durchfallen: "Warum muss um Jesus herumgetanzt werden?", hieß es in der Begründung.

Gerade habe er einen neuen Film fertiggestellt, erzählt der lebhafte Mann, der eine beneidenswerte Vitalität ausstrahlt: "Die Apotheose des Tanzes." So hatte Richard Wagner den vierten Satz der siebten Sinfonie von Ludwig van Beethoven genannt. Diese Musik hatte Niebeling in den 1970er Jahren mit Herbert von Karajan verfilmt - und sich mit dem Maestro darüber anschließend zerstritten. "Er hat meine ganze Partitur kaputt gemacht und den Film neu geschnitten, weil er sich selbst ins Bild setzen wollte", erzählt Niebeling: "Karajan war ein Egomane, der immer nur sich selbst dargestellt sehen wollte." Durch Lichtregie, Unschärfen, Überblendungen habe sein Film die bis dahin übliche Machart von Konzerteinspielungen revolutioniert: "Ich habe die Instrument optisch erklingen lassen. Das ZDF hat meine Fassung gezeigt, nicht die Karajans. Und dann hat er mir auch noch meinen Kameramann Ernst Wild abgeworben." Für seinen neuen Film hat Niebeling eine alte Arbeitskopie seiner Verfilmung des vierten Satzes von Beethovens Siebter rekonstruiert und den Tänzer Egon Madsen hinzugefügt, den er 1969 mit 27 gefilmt hat: "Ich habe die Musik tanzen lassen." Mit acht Minuten sei das der "kürzeste Film, den ich je gemacht habe". Er soll auf einem Filmfestival in den USA uraufgeführt werden.

Vor zwei Jahren ehrte das Deutsche Museum in Berlin den Hildener mit einer Werkschau aus 14 Filmen. In diesem Jahr plane das Bundesarchiv eine Retrospektive. Kein Zweifel: Hugo Niebeling ist präsent. Und ein Projekt hat er auch: Bachs Chaconne aus der Partita für Solovioline d-moll will er verfilmen. Und er weiß auch genau wo und wie: In der Urdenbacher Kämpe ("eine einmalig schöne Urlandschaft) und im Altenberger Dom ("Tänzer der Folkwang-Schule mit zehn Meter langen Flattergewändern rasen durch das Kirchenschiff"). 250 000 Euro soll der 30-Minuten-Film kosten. Der 84-Jährige hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, das Geld irgendwie zusammenzubekommen.

(RP)
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