Hilden Hochhaus ist seit Wochen ohne Aufzug

Hilden · Eigentümer ist eine englische Firma auf der Isle of Man. Der Verwalter ist für Mieter nur schwer zu erreichen.

 Bärbel Schliwa wohnt in dem Hochhaus und ärgert sich. Dass Häuser internationalen Gesellschaften gehören, ist auch in Hilden zu sehen.

Bärbel Schliwa wohnt in dem Hochhaus und ärgert sich. Dass Häuser internationalen Gesellschaften gehören, ist auch in Hilden zu sehen.

Foto: RP-Foto Ralph Matzerath

Das Hochhaus mit der Anschrift Beethovenstraße 31 und 33 in der Nähe der evangelischen Friedenskirche ist nicht zu übersehen. Zwölf Stockwerke hoch ist der Betonklotz. Das Gebäude dürfte etwa 50 Jahre alt sein. Das sieht man ihm auch an. Die Scheibe der Eingangstür Hausnummer 33 ist zersplittert und mit Folie notdürftig repariert. "Servicearbeiten. Bald wieder fahrbereit", steht auf der Aufzugtür.

Für Mieterin Bärbel Schliwa klingt das wie Hohn: "Seit mindestens drei Wochen ist der Aufzug defekt." Ständig sei etwas kaputt - und keiner kümmere sich darum. Seit einigen Wochen gebe es auch keinen Hausmeister mehr: "Dem alten wurde gekündigt." Hausverwalter ist die Firma Peloton. "Das ist schon die vierte Hausverwaltung", erzählt die 72-Jährige: "Der Ansprechpartner ist immer der selbe. Als ich hier vor 33 Jahren eingezogen bin, war das ein schönes Haus."

Laut Klingelschild wohnen in Nummer 33 gut 50 Parteien. Schliwa kennt nur wenige Nachbarn. "Hier ist häufig etwas kaputt", bestätigt Mieter Jürgen Nagel. Er wohnt seit vier Jahren auf der zehnten Etage. Es sei schwer, bei der Hausverwaltung jemanden ans Telefon zu bekommen. Den Aufzug in Haus Nummer 33 wartet die Firma Knizia und Strelow in Essen. Die Aufzugtüren seien nach einem Vandalismus-Schaden defekt und könnten nicht mehr repariert werden, heißt es dort: "Die neuen Türen sind schon vor Wochen in der Schweiz bestellt worden. Lieferzeit: sechs bis acht Wochen. Die Mieter in Hilden tun uns ja auch leid. Aber es geht nicht anders." Im Hauseingang hängt ein Schild der LEG mit durchgestrichenen Notruf-Nummern. 2008 verkaufte das Land die Landesentwicklungsgesellschaft NRW GmbH mit ihren damals 93 000 Wohnungen für rund 787 Millionen Euro an den Goldman-Sachs-Ableger Whitehall, eine der größten Immobiliengesellschaften der Welt. Darunter waren auch rund 500 LEG-Wohnungen im Hildener Norden und Osten. Die Gesellschafterversammlung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft WGH (Stadtrat) lehnte den Kauf von 419 LEG-Wohnungen damals ab. Das Hochhaus Beethovenstraße 33 gehört heute der Firma Patchill Limited. Sie hat ihren Sitz in Douglas auf der Isle of Man in der irischen See. Die Insel ist direkt der britischen Krone unterstellt, kein Mitglied der Europäischen Union und gilt als Steueroase. Immobiliendienstleister Peloton betreut mit 175 Mitarbeitern etwa 19 000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten in ganz Deutschland. Eine Stellungnahme gebe es nur auf schriftliche Anfrage. Die Antwort lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

Der Fall Beethovenstraße 33 sei kein Einzelfall, sagt Rechtsanwalt Martin Holzapfel, Fachanwalt für Miet- und Wohnungseigentumsrecht beim Mieterbund Rheinisch-Bergisches Land: "Gesellschaften, die wenig investieren, aber viel Geld verdienen wollen, kalkulieren eiskalt." Er rate Mietern in solchen Fällen, die Mängel beim Vermieter schriftlich anzuzeigen: "Wenn sie nicht behoben werden, darf der Mieter unter Umständen die Miete mindern. Das sollte er aber nur mit juristischem Beistand tun. Selbst bei einen aktuellen Mietrechtsproblem ist eine Mitgliedschaft mit einer individuellen Beratung beim Mieterbund jederzeit möglich." Zum Auszug rät er nicht: "Der Wohnungsmarkt ist ist Moment nicht einfach."

(RP)
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