Hilden Hommage an eine jüdische Dichterin

Hilden · Die Künstlerin Katharina Gun Oehlert und die Musikerin Karola Pasquay erinnern an Nelly Sachs.

 Freuen sich auf den Kulturabend: Monika Doerr und Bernd Morgner, davor die aufführenden Künstlerinnen Katharina Gun Oehlert und Karola Pasquay.

Freuen sich auf den Kulturabend: Monika Doerr und Bernd Morgner, davor die aufführenden Künstlerinnen Katharina Gun Oehlert und Karola Pasquay.

Foto: Olaf Staschik

Zart und sensibel spüren die beiden Künstlerinnen im Fassraum des Fabry-Museums den poetischen Landschaften jüdischer Lyrik nach. Seit über zehn Jahren geben Katharina Gun Oehlert und Karola Pasquay jüdischen, teils schon vergessenen Dichterinnen und Dichtern eine Stimme. Eine gemeinsame, den Zuhörern zuweilen den Atem nehmende Stimme.

Mit dem Namen Katharina Gun Oehlert und Karola Pasquay verbindet sich eine einzigartige Symbiose von Lyrik und Musik. Auch heute, im Fassraum des Fabry-Museums, erwartet die Zuhörer ein bewegender Abend mit "Wie viel schlafende Musik im Gehölz der Zweige". Worte der Dichterin Nelly Sachs. Das Schöne, das Subtile ihrer Sprache, frei von Worten des Hasses, machte sie zur Symbolfigur der deutsch-jüdischen Versöhnung.

"Es ist für Hilden ein großes Glück, mit diesen herausragenden Künstlerinnen solche Lesungen anbieten zu können", betonte Kulturamtsleiterin Monika Doerr. Die vom Kulturamt und Fabry-Museum gemeinsam präsentierten Veranstaltungen seien vom Publikum immer atmosphärisch berührend empfunden worden.

Der Lyrik hat sich Katharina Gun Oehlert, eine europaweit bekannte bildende Künstlerin, schon ihr ganzes Leben verschrieben. "Mit 14 Jahren begann es - mit der Dichtung", sagt sie lächelnd. Später habe sie Texte in ihren bildnerischen Arbeiten verwoben. "Für mich speist sich die Dichtung und die bildende Kunst aus der gleichen Quelle", sagt sie.

Katharina Gun Oehlert ist eine zierliche Frau. In ihr und um sie herum ist Stille. Ihre Hände sprechen eine eigene Sprache. Ihre Stimme ist leise, und sie geht doch unter die Haut. Mit ihr transportiert sie Schwermut, Melancholie, Hoffnungslosigkeit. Aber manchmal ist da auch ein wunderbares kurzes Aufleuchten von Unbeschwertheit, von Glückseligkeit in den oft so düsteren Texten.

Und Karola Pasquay, Flötensolistin der Klassik und der Moderne, legt ihre musikalischen Bilder wie Girlanden um diese Verse. Bettet sie in einen Klangkosmos aus Melodischem und Bedrohlichem. Experimentiert und improvisiert in beeindruckender Weise auf Flöten und unterschiedlichen Klangkörpern. "Auch für mich ist das Lesen von Lyrik ein persönliches Anliegen", sagt sie. Viele Wochen brauche sie, um sich auf die Texte einzustellen. "Dann versuche ich einen musikalischen Raum zu schaffen, der sich für die Zuhörer während der Lesung öffnet."

Die Herberge für diese Abende, das Fabry-Museum, bildet mit seinem historischen Bezug den passenden Rahmen. Bernd Morgner, stellvertretender Museumsleiter, erzählt, dass die Opferzahl während der Pogromnacht gerade in Hilden sehr hoch gewesen sei.

"In dieser Nacht ist die Familie des Besitzers der Brennerei hier umgebracht worden." Auf die Frage, wie die Künstlerinnen den oft grausamen Inhalt der Texte verkraften, antwortet Katharina Gun Oehlert: "Wir haben es auszuhalten."

(nea)
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