Hilden Ihr machen Steuern richtig Spaß

Hilden · Petra Grabowski ist Steuerberaterin. Ihren Mitarbeiterinnen hilft sie, Familie und Beruf zu vereinbaren.

Hilden: Ihr machen Steuern richtig Spaß
Foto: Staschik, Olaf (ola)

Manchmal ist der Büroalltag für den 19 Monate alten Ben echt anstrengend. Überall sitzen nette Leute, die sich freuen, wenn er vorbeikommt. Also muss er häufiger mal vorbeikommen. Und wenn er seine Visite beendet und seine Knuddeleinheiten abgeholt hat, dann schläft er auch schon mal in irgendeinem Büro ein und wird dann von Mutter Nadja Bongartz behutsam in sein Reisebettchen gelegt. Das steht in ihrem Büro, nicht weit von ihrem Schreibtisch entfernt.

Nadja Bongartz arbeitet in der Hildener Steuerberatungskanzlei Petra Grabowski. Sie freut sich, dass ihre Chefin und die Kolleginnen sie so unterstützen, dass sie Beruf und Familie vereinbaren kann. Drei Tage lang arbeitet sie jeweils sechs Stunden in der Kanzlei. Den Rest erledigt die 29-Jährige von zu Hause aus. "Ich wollte in meinem Beruf bleiben und nicht nur Mutter und Hausfrau sein", sagt sie. Das habe ihr Petra Grabowski ermöglicht.

Die hat Verständnis für die Lage der jungen Mutter, auch wenn sie sich selbst dagegen entschieden hat, Kinder zu bekommen. Petra Grabowski, deren Kanzlei in Hilden dieses Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert, ist verheiratet, doch Kinder waren für sie selbst nie ein Thema. Dennoch unterstützt sie ihre Beschäftigten beim Spagat zwischen Familie und Beruf - durchaus auch aus Eigennutz: "Gute Mitarbeiter sind selten." Also hat sie in der Kanzlei für Ben eine Spielecke eingerichtet. Zwischenzeitlich hat sie zudem eine zweite junge Mutter eingestellt.

Petra Grabowski wusste schon früh, was sie werden will. In der Höheren Handelsschule "hat mir Buchhaltung super viel Spaß gemacht", sagt die 43-Jährige. Industriekauffrau schied als alternatives Berufsziel schnell wieder aus, also wurde sie Steuerfachangestellte. Dann hängte sie ein BWL-Studium dran, lernte die Praxis bei der renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young und startete nach zwei weiteren Jahren in einer kleineren Düsseldorfer Steuerberatungsgesellschaft als Selbstständige in Hilden durch. Ihre Mandanten sind Freiberufler und Gewerbetreibende. Sind es Unternehmer, dann in der Regel geschäftsführende Gesellschafter. Mit ihnen arbeitet sie besonders gerne zusammen, denn "einem Inhaber liegt seine Firma auch wirklich am Herzen".

Sie muss gegen Vorurteile angehen, wenn sie über ihren Beruf spricht. "Viele sagen, da hat man nur mit trockenen Zahlen zu tun, aber das stimmt nicht." Denn hinter jeder Zahl stecken Menschen, stecken Geschichten. Wenn sie etwa stutzt, weil ihr eine Wäscherei die Rechnung für ein sündhaft teures Bügelbrett im Wert von 1000 Euro vorlegt, dann fährt sie raus - und erfährt, dass dieser "Ferrari" unter den Bügelbrettern die Arbeit enorm erleichtert.

"Es freut mich wenn ich Menschen helfen kann" - daher glüht sie nach wie vor für ihren Beruf. Ohne die Unterstützung ihres Mannes, ein Biologe, sei das nicht möglich, sagt sie. Und sie hat längst gelernt, dass sich ein Einsatz rund um die Uhr, Fehler vieler Selbstständiger, auf Dauer rächt: "Anfangs mutet man sich mehr zu, als man ertragen kann" Jetzt aber hat sie gemeinsam mit ihren Mitarbeitern ein verträgliches Maß gefunden. Sie danken es mit Treue: "Es geht hier echt familiär zu", sagt Nadja Bongartz. Anderswo würde sie nur ungerne arbeiten.

(arue)
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