Hilden Jugendamt: Weniger Kinderschutz-Fälle

Hilden · Die Zahl der Meldungen von Kindeswohlgefährdungen geht in Hilden seit drei Jahren kontinuierlich zurück. Für Amtsleiterin Noosha Aubel ein gutes Zeichen.

 Gerda Eckelt, Sozialarbeiterin beim Bezirkssozialdienst der Stadt Hilden, im Gespräch mit einem Elternpaar.

Gerda Eckelt, Sozialarbeiterin beim Bezirkssozialdienst der Stadt Hilden, im Gespräch mit einem Elternpaar.

Foto: Olaf Staschik

4,66 Millionen Zuschauer haben am Mittwochabend den ARD-Film "Katharina Bruckner" gesehen. Weil eine Jugendamts-Mitarbeiterin ein Kind für gefährdet hält und aus der Wohnung holt, gerät die von Corinna Harfouch gespielte Sozialpädagogin in die Kritik. "Für einen Fernsehfilm sehr realistisch", sagt Noosha Aubel, Leiterin des Amts für Jugend, Schule und Sport in Hilden: "Er zeigt in der Tat den Alltag einer Fachkraft im Allgemeinen Sozialen Dienst."

Hilden: Jugendamt: Weniger Kinderschutz-Fälle
Foto: Staschik, Olaf (OLA)

Zehn Bezirkssozialarbeiter gibt es in Hilden, rund 8000 in den Jugendämtern bundesweit. Öffentlich über sie geredet wird häufig immer dann, wenn ein Kind trotz Hilfen zu Schaden kommt. Dabei gerate schnell aus dem Blick, was die Fachkräfte für Kinder, Jugendliche und Familien alles leisten, meint Aubel. Sie beraten Mütter und Väter in Erziehungsfragen, organisieren praktische Alltagshilfen, die Familien entlasten, fördern Kinder in ihrer Entwicklung - oder sorgen wie im Film zeitweilig auch für den notwendigen Schutz von Kindern.

493 Fälle hat der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) im vergangenen Jahr betreut, deutlich weniger als in 2012 (511). Auch die Zahl der Meldungen von Kindeswohlgefährdungen ist deutlich zurückgegangen: von 156 (2011) über 146 (2012) auf 113 (2013). In NRW steigen dagegen die Fallzahlen, so Aubel. 2013 prüften die Jugendämter gut 28 000 Mal, ob ein Kind gefährdet ist und ob akut Maßnahmen zu seinem Schutz ergriffen werden müssen.

Das Jugendamt Hilden hat vor einigen Jahren ein Netzwerk für den Kinderschutz mit Kinderärzten, Kitas, Schulen, Kliniken, sozialen Einrichtungen und Vereinen installiert. Dadurch stiegen die Meldungen von Kindeswohlgefährdungen zunächst stark an. "Je mehr Menschen etwas sehen, umso mehr fällt es auf", erklärt Aubel das Phänomen: "Jetzt haben wir alle Akteure im Boot. Das Kinderschutzsystem hat sich bewährt."

Beim Kinderschutz gehe es immer um den Einzelfall und schwierige Abwägungsprozesse, erläutert Sozialarbeiterin Susanne Alt: "Wir versuchen uns immer ein möglichst umfassendes Bild zu machen und vielfältige Perspektiven einzunehmen. Allein kann man eine solche Entscheidung oft gar nicht treffen, schließlich haben sie weitreichende Folgen für die Lebensläufe der Kinder." Deshalb werde jeder Fall mit den Kollegen intensiv beraten. Überforderte Eltern seien der Hauptgrund für Kindeswohlgefährdungen, hat Aubel festgestellt: "Das kommt auch bei Akademikern wie Juristen und Ärzten vor und hat nichts mit dem Einkommen oder der sozialen Herkunft zu tun." Das Jugendamt sei kein Gegner der Eltern, sondern deren Partner in Erziehungsfragen sein, betont Dirk Schatte, der den Allgemeinen Sozialen Dienst in Hilden leitet: "Wir wissen, dass Eltern in der Regel das Beste für ihre Kinder wollen. Nur manchmal sind der Alltag oder die eigene Biografie so belastend, dass Erziehung alleine nicht gelingt. Auch bei Problemen setzen wir alles in erster Linie daran, Eltern in ihrer Erziehung zu stärken und zu unterstützen und gemeinsam mit ihnen nach Lösungen zu suchen."

In Hilden erhalten Eltern bereits kurz nach der Geburt Unterstützungsangebote. Dabei arbeiten die Fachkräfte des Jugendamtes eng mit Ärzten, Hebammen und Beratungsstellen zusammen. Diese "Frühen Hilfen" werden gut angenommen, berichtet Schatte.

Für die sozialen Dienste wendet die Stadt insgesamt rund acht Millionen Euro im Jahr auf.

(RP)
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