Hilden Jugendliche Alkohol-Testkäufer unterwegs

Düsseldorf · 14-Jährige, die sich am Büdchen literweise Wodka zum "Koma-Saufen" holen (können), sollen in Hilden bald der Vergangenheit angehören: Einen besonders drastischen Fall aus dem vergangenen Jahr skizzierte Ordnungsamtsleiter Michael Siebert beim gestrigen Pressegespräch zur Aktion "Hier gibt's für Kids nichts zu holen".

Unter diesem Motto werden Mitarbeiter des Ordnungs- und Jugendamtes ab sofort die etwa 60 Alkohol- und Tabakwarenhändler in der Itterstadt aufsuchen, um sie mit den aktuellen Jugendschutz-Richtlinien zu versorgen. Zusätzlich gibt's die Information, dass sich in den kommenden Monaten minderjährige Testkäufer in Supermärkten, bei Kiosken und Trinkhallen mit den für sie verbotenen Waren einzudecken versuchen – natürlich in Absprache mit den Eltern und in verdeckter Begleitung.

Projektreihe "Sucht"

"Mit dem bloßen Erwerb von Alkohol und Zigaretten machen sich die 14- bis 17-Jährigen noch nicht strafbar", betont Projekt-Koordinatorin Kerstin Holzapfel. Und zum Konsum wird es nicht kommen – dafür sorgen schon die Begleiter des Jugendschutzes. Bereits vor drei Jahren hätten Jugendparlamentarier unter dem Motto "Nüchtern ist cooler" die heimischen Getränkehändler für den immer exzessiveren Alkoholkonsum von Teenagern zu sensibilisieren versucht, erinnert Roman Kaltenpoth von der Jugendförderung.

Die aktuelle Aktion geht noch weiter: "Die Testkäufe sind nur ein Baustein in der Projektreihe Sucht", erklärt Jugendamtsleiterin Noosha Aubel, die im Laufe des Jahres auch Schulen, Eltern und Multiplikatoren stärker in die Ursachen- und Wirkungsforschung einbinden möchte. "Früher kannte man seine Grenzen, heute wird bewusst darüber hinaus getrunken", verweist Reinhard Gatzke auf die bekannten Bilder minderjähriger "Schnapsleichen", die sich vor allem an lauen Sommerabenden am Fritz-Gressard-Platz, im Stadtpark oder am Elbsee finden. Nicht zuletzt deshalb, so der Jugenddezernent, finanziere die Stadt Hilden einen Suchtberater für Jugendliche: Bei der sozialpädagogischen Einrichtung SPE Mühle hat Hans-Jörg Becker diesen Posten gerade von Henning Klöppelt übernommen.

Geldbuße für hilfreiche Freunde

Ein zentrales Problem, weiß Klaus Fitzner von der Kreispolizei, wird sich freilich nicht ausrotten lassen: "Wenn der mir nichts verkauft, schick' ich meinen 18-jährigen Kumpel", sei die gängige Reaktion sauffreudiger Minderjähriger auf konsequente Einzelhändler. "Diese hilfsbereiten Freunde", warnt der Kriminalhauptkommissar aus dem Bereich Prävention, "müssen dann mit einer Geldbuße rechnen".

(RP)
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