Hilden Jugendliche erleben Kultur in Kaserne

Hilden · Rund 60 Kinder haben an drei Tagen Kulturprojekte erarbeitet, die sie bei der Jugend-Kulturmesse präsentierten.

Sieben Jugendliche stehen auf einer Bühne und führen ihre einstudierten Rocksongs vor. Trotz anhaltendem Regen stehen die Besucher unter aufgebauten Pavillons und feuern die Nachwuchsmusiker an. Bei der ersten Jugendkulturmesse am Samstag standen Kinder und Jugendliche von zehn bis 14 Jahren im Vordergrund. In der Waldkaserne an der Elberfelder Straße stellten die Jugendlichen ihre Projekte vor, die sie an den Tagen zuvor mit verschiedenen Künstlern erarbeitet hatten. Von Graffitizeichnen über Schauspiel und Tanz bis hin zu Fotografie konnten die Teilnehmer künstlerisch oder kreativ aktiv sein.

Das Landesprojekt "Kulturrucksack NRW" gibt es seit 2012. Haan und Hilden sind zum ersten Mal dabei: "Wir möchten den Jugendlichen die Kultur näher bringen, da Kultur ja immer mit Älteren in Verbindung gebracht wird. Durch das kostenlose Angebot soll die Hemmschwelle zur Kultur gesenkt werden", erzählt Mitorganisator Sven Sander von der Stadt Hilden.

Bei einer Quizrunde konnten die Messe-Besucher Kulturrucksäcke mit unterschiedlichen Preisen gewinnen. Für das nächste Jahr ist die Wiederholung des Projekts geplant: "Es gab schon provisorische Anmeldungen von begeisterten Teilnehmern", sagt Sander (34).

Besonders gut angekommen ist das Graffitiangebot von Künstlerin Doro Wengenroth: "Ich habe erst einen Kurs eingeplant, aber dann sind so viele Kinder gekommen, dass mehrere Kurse daraus geworden sind. Wir haben Skizzenbücher, Papiertüten, Poster und Leinwände mit Graffiti gestaltet", erzählt die Künstlerin. Insgesamt 26 Jugendliche haben bei dem Graffitiprojekt mitgemacht und einige wollen im nächsten Jahr wieder daran teilnehmen. "Mir hat es gut gefallen, dass wir zeichnen konnten, was wir wollten", sagt Anna (11). Lena (11) ergänzt: "Wir haben Rucksäcke bekommen, in denen tolle Stifte, Schablonen und Leinwände drin waren. Damit konnte man super malen." Über Doro Wengenroth, die Schulklassen besucht hat, hatten die Mädchen von dem Kurs erfahren.

In der historischen Kornbrennerei des Wilhelm-Fabry-Museums hat Fotograf und Hochschullehrer Michael Ebert mit sechs Teilnehmern historische Fotos nachgestellt. "Wir haben Fotos von arbeitenden Kindern aus dem 19. Jahrhundert des Protestfotografen Lewis Hine nachgestellt. Dazu haben wir die Kinder geschminkt und Kostüme besorgt." Lewis Hine hat sich mit Fotos gegen die Verbreitung der Kinderarbeit eingesetzt. "Die Kinder waren von dem Projekt fasziniert und Kinderarbeit ist ja noch in der heutigen Zeit in anderen Ländern ein Thema", erklärt Ebert.

Die Schauspieler Verena Bill (sie stammt aus Haan) und Michael Koenen haben im Niederrheintheater Buchtexte in Szenen umgesetzt: "Bei ,Theater macht Leselust vom Buch zum Stück' haben wir Passagen aus Büchern nachgespielt und mit vier Jugendlichen in neun Stunden geübt", berichtet Verena Bill.

(RP)
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