Rp-Serie Weltkulturerbe Orgel (4) Kevelaerer Firma baute für St. Martin

Hilden · Vor zwölf Jahren wurde für die Katholische Kirche in Langenfeld-Richrath eine neue Orgel angefertigt.

 Die Frontansicht der Orgel erscheint einerseits modern, besticht aber andererseits durch einen verspielten Schwung der beiden Seitentürme. Der Richrather Organist und Chorleiter Peter Gierling (rechtes Bild) erläuterte vor einiger Zeit bei einer Führung die Besonderheiten des Instruments.

Die Frontansicht der Orgel erscheint einerseits modern, besticht aber andererseits durch einen verspielten Schwung der beiden Seitentürme. Der Richrather Organist und Chorleiter Peter Gierling (rechtes Bild) erläuterte vor einiger Zeit bei einer Führung die Besonderheiten des Instruments.

Foto: rm-/Katholische Kirchengemeinde

langenfeld Steinalt ist der um 1180 erbaute Kirchturm von St. Martin im Ortsteil Richrath. Viel jünger ist das 1967 errichtete Kirchenschiff und erst recht die vor zwölf Jahren eingebaute Orgel. Für etwa eine halbe Million Euro hatte die Kevelaerer Firma Seifert eigens für das katholische Richrather Gotteshaus dieses voluminöse Instrument gefertigt. Der Richrather Organist und Chorleiter Peter Gierling erläuterte vor einiger Zeit bei einer Führung die besondere Herausforderung für die erfahrenen Orgelbauer, "die sonst gerne hoch bauen". Orientiert am Kirchenraum hatten sie die Vorgabe, die stattliche neue Orgel mit 28 Registern und 1903 Pfeifen, teilweise 2,40 Meter hoch, rund zehn Meter breit zu bauen.

10.000 Stunden investierten die Orgelbauer aus Kevelaer 2005/06, einschließlich des über zwei Monate dauernden Anpassens des Instruments an den Raum. Die strahlenden Pfeifen und die edle Eichenholz-Ummantelung passen perfekt zum Gesamtbild des kirchlichen Innenraums. Einen Kontrapunkt zum geometrisch nüchternen Kirchenschiff im Stil der 60er Jahre setzt der dreiteilige Prospekt: Die Frontansicht der Orgel erscheint einerseits modern, besticht aber andererseits durch einen verspielten Schwung der beiden Seitentürme. "Alle Epochen sind auf diesem Instrument gut darstellbar", schwärmt Gierling. Das liegt daran, dass die 28 Register auf drei Manuale verteilt sind. Durch die damit mögliche Wechselschleife lasse sich ganz neue Literatur erschließen. Das dritte Manual, das so genannte Schwellwerk, beinhaltet französische Zungen in den Metallpfeifen.

Das Besondere dieses Instruments ist das für eine Orgel mit 28 Registern große Schwellwerk mit 16 Registern, die wechselseitig auf dem zweiten und dritten Manual gespielt werden können. So lassen sich alle Stilepochen der Orgelliteratur darstellen. "Die mechanische Spieltraktur ermöglicht dem Organisten den Druckpunkt in den Fingern zu spüren, an dem sich das Ventil unter der Pfeife öffnet, die Voraussetzung für präzises Orgelspiel", so Gierling. Die Lautstärke wird nicht durch Tastendruck verändert, sondern durch Registerwahl. Jeder Ton benötigt eine eigene Pfeife.

Rp-Serie Weltkulturerbe Orgel (4): Kevelaerer Firma baute für St. Martin
Foto: Matzerath Ralph

Einen Film über den Bau der Orgel und den Einbau in St. Martin haben Max Heribert Gierlichs und sein Team vom Filmkreis der Langenfelder Volkshochschule gedreht. Er ist auf YouTube zu sehen. "Eine Orgel ist zu 90 Prozent reine Handarbeit", meinte Gierlichs bewundernd, nachdem er die Präzisionsarbeit der Firma Seifert seit den ersten Sägearbeiten dokumentiert hatte. Bevor sie in die Kirche St. Martin in der Richrather Ortsteilmitte gebracht wurde, hatten die Erbauer die Orgel in Kevelaer bereits einmal komplett aufgebaut und danach demontiert. Gierlichs: "Nur so konnte man sehen, ob noch etwas fehlte."

Da die Orgel nur leicht erhöht auf einem Podest steht, kann der Hörer vor allem in den hinteren Reihen die Basspfeifen abwechselnd aus zwei Richtungen vernehmen. Wer den Klang der Seifert-Orgel erleben möchte und zudem gerne Rheinisches Platt hört, sollte die Mundartmesse am 28. Januar ab 18 Uhr mit Pastor Gerhard Trimborn besuchen. "Mer fiere zom 18 . Mool user Mundartmess, die sich wigg öwer de Jrenzen vun Richrooth jruusser Beliebtheit erfreut", meint Trimborn in seiner Einladung. "De Mess weet in userer Heimatsprooch jehaale, wat för su manch eenen unjewohnt sinn mag, äwer för us stund fess, dat de Wörde vun d'r Hillije Mess dodürch nit beeinträchtigt weet."

(RP)
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