Hilden Kinder-Bücherbox bekommt neue Türen

Hilden · Der jugendliche Täter ist ermittelt. Hilden will Schadenersatzansprüche stellen, so Dezernent Reinhard Gatzke.

 "Wir trauern um die bei dem gemeinen Anschlag ums Leben gekommenen Bücher": Das steht auf dem weißen Zettel. Susan Meurer (mit Nele) ist als Nutzerin ebenfalls traurig.

"Wir trauern um die bei dem gemeinen Anschlag ums Leben gekommenen Bücher": Das steht auf dem weißen Zettel. Susan Meurer (mit Nele) ist als Nutzerin ebenfalls traurig.

Foto: Olaf Staschik

Anfang Juli 2014 wurde der erste öffentliche Bücherschrank für die Hildener Jugend auf dem Spielplatz Warrington-Platz in Betrieb genommen. Nur zehn Monate später, in der Nacht zum 1. April, ging er in Flammen auf - in Brand gesteckt von einem betrunkenen 17-Jährigen. Dank Zeugen konnte die Polizei noch in der Tatnacht den Hildener aufgreifen. Nach nur kurzer Befragung habe er die Brandstiftung zugegeben, berichtete die Kreispolizei. Der Brandleger hatte mehr als 1,1 Promille Alkohol im Blut. "Das Verfahren liegt noch bei der Polizei", erläutert Sprecherin Nicole Rehmann. "Die beiden Jugendlichen müssen noch einmal vernommen werden." Dann wird die Polizei der Staatsanwaltschaft berichten. Diese entscheidet, ob und wie der 17-Jährige nach dem Jugendstrafrecht eingeordnet wird. Unabhängig davon muss die Stadt Hilden als Geschädigte zivilrechtlich ihre Ansprüche geltend machen, erläutert Ermittler Ralf Becker.

Das wird die Kommune auch tun, betont Jugenddezernent Reinhard Gatzke: "Diesmal ist der Täter ja glücklicherweise bekannt. Wir werden Schadenersatz fordern. Wenn die Box repariert werden kann, wird sie auch repariert." Die Bücher-Box ist ein Unikat, entworfen und gebaut von der Gemeinnützigen Jugendwerkstatt Hilden. Ausbilder Peter Bolner, Leiter der Metallwerkstatt, hat sich sein "Baby" angeschaut. "Ich musste bei dem Anblick erst mal kräftig schlucken", gibt er zu: "Die Box ist mit Spendengeldern finanziert worden. Leute haben sich dafür krumm gemacht. Und dann Brandstiftung. Das macht einen echt sauer." Den Bücherschrank auf Hildens meistgenutztem Spielplatz hatten Schüler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums mit einem Charity-Lauf und das Familienbüro mit der Aktion "Hilden wärmt" finanziert. Die Box ist zu retten, glaubt Bolner: "Aber nur mit großem Aufwand. Die Hitze hat Bleche verzogen. Und die Kunststoff-Türen sind im Eimer." Die Box besteht aus teurem Edelstahl in "Lederoptik" und langer Lebensdauer, erläutert Bolner: "Edelstahl ist säure- und laugenbeständig. Graffiti lassen sich entfernen, ohne dass die Oberfläche leidet." Die Türen sind nicht aus billigem Plexiglas, sondern aus hochwertigem Kunststoff, der beispielsweise auch für Autoscheinwerfer eingesetzt wird. Die Polizei hatte den Brandschaden auf 250 Euro geschätzt. Der Konstrukteur kommt auf 2000 Euro für die Instandsetzung - ohne Arbeitslohn. Der Bauhof wird die zerstörte Bücherbox in den nächsten Tagen abbauen und von der Brandlast reinigen.

Der Brandleger ist 17 Jahre alt, also noch nicht volljährig. Führt ein Kind einen Schaden vorsätzlich herbei, muss die Privathaftpflichtversicherung der Eltern nicht zahlen, erläutert die R+V-Versicherung.

(RP)
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