Hilden Kita-Streiks - Eltern sauer, Stadt erstattet Beiträge

Hilden · Erzieher und Sozialarbeiter in städtischen Einrichtungen streiken jetzt in der dritten Woche. Ab Donnerstag sind auch alle Beschäftigten des Sozial- und Erziehungsdienstes (inklusive Jugendförderung und Offene Ganztagsschule) zu unbefristeten Streiks aufgerufen, teilt Noosha Aubel, Leiterin des Amts für Schule, Jugend und Sport mit. Unbefristet werden weiterhin folgende Bereiche bestreikt: Allgemeiner Sozialer Dienst, Pflegekinderdienst, das Familienbüro Stellwerk und die Kitas. Drei von acht städtischen Kitas sind geschlossen oder stark eingeschränkt. Daneben gibt es 18 weitere Kitas in Hilden mit anderen Trägern, die nicht bestreikt werden. Ein Ende des Arbeitskampfes ist nicht in Sicht.

Das Verständnis von Eltern für die Streiks schwindet rapide, ist in den Sozialen Netzwerken zu beobachten. Auch Nadja Hecht-Radke aus Hilden ist betroffen. "Die Arbeit der Erzieher ist wichtig", sagt die 30-jährige Mutter von zwei Kindern (2 und 8 Jahre alt): "Der Arbeitskampf darf aber nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden." Ihr zweijähriger Sohn sei gerade vier Wochen in der Kita gewesen, als der Streik begann: "Er fing gerade an, sich wohlzufühlen. Dann schloss die Kita wegen des Streiks." Ihr Sohn hat Anspruch auf einen Platz in einer Notgruppe: "Dort könne man sich aber nicht wie gewohnt um ihn kümmern, wurde uns ganz klar gesagt." Nadja Hecht-Radke arbeitet als Rechtsanwaltsfachangestellte: "Nicht nur die Arbeit der Erzieherinnen, auch mein Job ist wichtig. Und den habe ich nur noch, weil ich mich bislang um alles gekümmert habe." Ihre Mutter sei berufstätig, könne nicht einspringen: "Nicht alle haben Opas und Omas. Mein Mann arbeitet jetzt drei Wochen in der Spätschicht, um unsere beiden Söhne zu betreuen. Nach zweieinhalb Wochen Kita-Streik sind wir einfach nur noch stocksauer und haben kein Verständnis mehr für den Arbeitskampf."

Das sieht Jugenddezernent Reinhard Gatzke ganz ähnlich: "Die Situation ist untragbar. Ich verstehe nicht, warum die Tarifparteien nicht zusammenkommen." Die schwierige Situation, auch für die Erzieher, die jetzt noch arbeiten, spitze sich weiter zu: "Es wird höchste Zeit, ein Ergebnis zu erzielen."

Die Verwaltung werde dem Jugendhilfeausschuss am 11. Juni und dem Rat am 17. Juni vorschlagen, den Eltern wegen der langen Dauer des Kita-Streiks diesmal die Beiträge zu erstatten: "Und zwar vom ersten Tag an und ohne Antrag. Das ist bürgerfreundlich und machbar, weil wir alle Daten erfasst haben." Die Erstattung der Elternbeiträge sei freiwillig: "Das ist unser Signal als familienfreundliche Stadt."

(RP)
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