Haan Kitas brauchen mehr Personal

Düsseldorf · NRW-Familienminister Armin Laschet besuchte gestern das Ökumenische Familienzentrum. Er sprach von einer Erfolgsgeschichte, machte die Herausforderungen der Zukunft deutlich und hörte den Praktikern vor Ort zu.

Eine verschleierte Braut lief dem NRW-Familienminister buchstäblich über die Füße, zwei Jungen rannten zum Bewegungsraum, ein kleines Mädchen suchte den Rollwagen für gebrauchtes Geschirr. Minister Armin Laschet stand mitten im Geschehen, als er auf Einladung des CDU-Landtagsabgeordneten Harald Giebels gestern die katholische Kindertageseinrichtung St. Chrysanthus und Daria besuchte. Sie ist Teil des Ökumenischen Familienzentrums, von denen es landesweit nur ganz wenige gibt. Dr. Karlheinz Disch vom Kirchenvorstand und Leiterin Andrea Lukaschewski nutzten im Beisein der Elternratsvertreter die Gunst des Besuches, um für weitere Unterstützung zu werben, aber auch, um dem Minister zu berichten, wie Regelungen des Landesgesetzgebers sich vor Ort auswirken.

2010 und 2011 dürften für den seit 90 Jahren betriebenen katholischen Kindergarten Jahre des Wandels werden. Zum einen strebt die Pfarrgemeinde an, eine Gruppe für Kinder zwischen drei und sechs Jahren umzuwandeln in eine Gruppe für Kinder zwischen vier Monaten und drei Jahren. Daneben gibt es zwei Gruppen für Kinder zwischen zwei Jahren und dem Schulalter. Zudem plant die Gemeinde einen Um- und Anbau. In den zwei Geschossen zwischen dem heutigen Kindergartenbau und der Kirche soll Platz geschaffen werden, dass jede Gruppe einen Differenzierungs- und Nebenraum erhalten kann, die Sanitäreinrichtungen auch für Wickelkinder ergänzt werden können und die Mitarbeiter mehr Raum zur Verfügung haben. Anträge hat die Pfarre bereits gestellt, die aber von den zuständigen Stellen noch bearbeitet werden.

Mitarbeiter-Notstand

Andrea Lukaschewski führte dem Minister vor Augen, wie knapp die Personaldecke durch das seit August 2008 geltende Kinderbildungsgesetz (KiBiz) geworden ist. Durch Urlaub und Krankheit war das zehnköpfige Team dezimiert und nur der Einsatz von Praktikanten ließ einen halbwegs geregelten Betrieb zu. Die Leiterin appellierte an den Minister, an der Wertigkeit des Erzieherberufes zu arbeiten. Auch müsse über die Personalausstattung unter KiBiz nachgedacht werden. "U3-Kinder brauchen deutlich mehr Betreuung, allein schon durch das Wickeln. Aber die anderen fordern auch ihr Recht", sagte sie. Da rannte sie bei Laschet offene Türen ein: "Wir brauchen noch viel mehr Personal", sagte er unter Hinweis auf bundesweit 50 000 fehlende Erzieher und die noch deutlich auszubauende Betreuung für Kinder unter drei Jahren. Das der Markt schon jetzt wie leergefegt ist, merkte die Pfarrgemeinde zuletzt an den Problemen, mehrere vakante Stellen in der Kita Maria vom Frieden neu zu besetzen. Laschet kündigte an, dass die KiBiz-Regelungen 2011 überprüft werden sollten.

Nachfrage hat sich gewandelt

Der Minister sprach sich dafür aus, lieber Geld in bessere Gruppenstrukturen und Personalausstattung zu investieren als Kindergartenplätze kostenfrei anzubieten. Innerhalb von vier Jahren sei die Zahl der U3-Plätze von 11 800 auf jetzt 90 000 ausgeweitet worden. Immer mehr Eltern seien berufstätig und ließen ihre Kinder ganztags betreuen, stellte Andrea Lukaschewski fest. "Früher haben wir es zehn Prozent der Kinder, über Mittag betreut, heute sind es zehn Prozent, die mittags abgeholt werden."

(RP)
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