Hilden/Leverkusen Kunde wartet acht Monate auf einen Tisch

Hilden/Leverkusen · Der Hildener Frank Happel hat für seine Lebensgefährtin eine Essgruppe bestellt. Das war am 30. Dezember 2015.

 So soll die Essgruppe aussehen, die Frank Happel Ende 2015 bestellt hat und auf die er weiterhin warten muss.

So soll die Essgruppe aussehen, die Frank Happel Ende 2015 bestellt hat und auf die er weiterhin warten muss.

Foto: Matzerath Ralph

Als Frank Happel und seine Freundin Ingrid zum Ende letzten Jahres durch die Möbelhäuser spazierten, waren sie guter Dinge. Eine neue Essgruppe - Tisch mit vier Stühlen - für ihre Essener Wohnung wurde gesucht, Massivholz sollte es sein, kein Billigkram. Fündig wurde das Paar bei Smidt in Leverkusen, die beiden bestellten und zahlten an.

Danach passierte monatelang nichts, anschließend reihte sich eine Panne an die andere mit dem Ergebnis, dass der gewünschte Tisch noch immer nicht geliefert ist. Die Stühle wurden Mitte April gebracht, zusammen mit einem Tisch in falscher Farbe und auf falschen Füßen. Der steht jetzt in der Essener Wohnung, weil das Vorgängermöbel bereits entsorgt wurde. "Der bestellte Tisch ist nicht aus Mondholz oder eine Sonderanfertigung", empört sich Happel, der einen Laden für Textilveredelung in Hilden betreibt. "Es ist Standardkram, den auch andere Möbelhäuser am Lager haben. Und der Lieferant sitzt nicht in Timbuktu, sondern in Holland!" Ursprünglich sei von acht Wochen Lieferzeit die Rede gewesen. "Nicht von acht Monaten."

Für Happel ist der Vorgang ein Beispiel für die "Servicewüste Deutschland" und Wasser auf die Mühlen derjenigen, die nicht mehr im stationären Handel kaufen, sondern nur noch im Internet bestellen. Tatsächlich muss selbst der relativ gut aufgestellte Hildener Einzelhandel die Internetkonkurrenz fürchten. Das Stadtmarketing arbeitet an einer Plattform, auf der sich alle Mitglieder präsentieren können. Viele Händler haben aber längst Internet-Portale für Bestellungen und Werbung, einige sind dazu übergegangen, auch auszuliefern.

Das bringt Jörg Kopp, Sprecher des Möbelhauses Ostermann mit Hauptsitz in Witten, auf die Palme. "Wir werden an unserem individuellen Auslieferverkehr noch ersticken", meint er. Das Möbelcenter Smidt gehört inzwischen zu Ostermann, letzterer hat also auch den "Fall Happel" geerbt. Kopp betont, dass diese lange Lieferzeit "nicht unser Standard" sei, aber: "Die Lieferzeit bei diesem Tischsystem liegt mit etwa zwölf Wochen leider deutlich über den normalen Lieferzeiten, da es alles Massivholz mit Sonderanfertigungen (Größe, Funktionen, Oberflächen, Farben) ist." Man bedauere ausdrücklich, dass dies im Kaufvertrag nicht hinterlegt wurde.

Der holländische Lieferant habe tatsächlich Engpässe abzuarbeiten gehabt, und dass schließlich im April der falsche Tisch ankam, bedauert der Sprecher. Der Tisch sei anders geliefert worden "als in unserer Bestellung angegeben". Nun habe man angeboten, am 9. August die Tische auszutauschen. Zudem sei der Kundin wegen der langen Lieferzeit ein Warengutschein angeboten worden, den sie auch angenommen habe.

Warum muss überhaupt bestellt werden - es gibt doch große Lager in den Möbelhäusern? Die reichten dennoch nicht aus, um auch nur annähernd die Teile da zu haben, die in der Ausstellung stehen, sagt Kopp. Das sei in den Mitnahme-Möbelgeschäften, die auch Ostermann betreibt, anders. Dort seien 95 Prozent der Möbel verfügbar zum Mitnehmen.

(RP)
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