Hilden Kunst-Symbiose zweier Kulturen

Hilden · Die neue Ausstellung "juXtaposition" im Gewerbepark bietet ab Sonntag Werke israelischer und deutscher Künstler.

Vielfältiges, Emotionales, Symbolträchtiges, durchzieht die Hildener Ausstellung "juXtaposition" anlässlich der 4. Jüdischen Kulturtage im Rheinland. Der Titel bedeutet "einander nahe", aber auch unabhängig, unterschiedlich sein. Für Monika Doerr, die Kulturamtsleiterin, ist sie auch ein Brückenschlag zu Tel Aviv, sie dankte den Kuratorinnen Naamah Berkowitz und Karin Dörre für ihr starkes Engagement, Künstler aus Israel und Deutschland zusammenzubringen.

Ganz individuell habe man das Thema der Kulturtage - "angekommen" - umgesetzt. Auch die Kuratorin Karin Dörre freut sich über die gute Zusammenarbeit der Künstlergruppe. Das Thema "angekommen" habe viele Bezüge. Aspekte, wie Migration, Zerstörung, Sprache, Identität und Religion.

In der Tat - Zeichnungen, Installationen, Video- und Foto-Kunst der sieben israelischen und der vier deutschen Künstler dokumentieren das. "Let's talk", ein Trio Graphit-Zeichnungen von Dörre, verinnerlicht subtil das Wort "Sprache". Ihre Menschen wenden sich ab, sind in sich gekehrt, offenbaren den Verlust der Sprache und auch der eigenen Identität. Daneben fasziniert das kleine Bild "Die Heimkehr" in Ätztechnik von Gali Grinspan. Still, traumverloren, entrückt, sitzt ein junges Mädchen. Altdeutsch ist die Schrift aus dem Tagebuch der Großmutter von 1914.

Heimkehr - damit beginnt für die israelische Künstlerin eine Spurensuche durch Kultur und Identität. Thematisch ähnlich bewegt sich der israelische Fotograf Michael Igudin. Die Fotografie "Harbin" erzählt eine Geschichte. Ein Stillleben, assoziativ, wie Codes, die es zu entschlüsseln gilt: Frauengesichter, eine Geige, Kästen mit Spielgeld - Strandgut von Bewohnern und Flüchtlingen der chinesischen Stadt Harbin. Blickfänge sind die Photo- und Chemigramme von Wilfred H.G. Neuse. In Licht- und Schatten-Kompositionen und im farbigen Kontrast einer Serie von acht Bildern.

Alle Werke kommunizieren miteinander - der rote Faden der Ausstellung. Da ist Shira Tabachniks Fotografie "Displaced Tree Camp". Eine Baumschule in Israel mit knorrigen dünnen Bäumen, die irgendwann verpflanzt werden - wie Menschen, nicht mehr verwurzelt, auf der Flucht. In ihrer Installation "Sehnsucht" hat sich Ulrike Siebel aktuell mit Religionen, mit Menschlichkeit auseinandergesetzt. Mit dem, was unter die Haut geht. Spürbar bei den pendelnden weißen Hemden, mit Symbolen der drei Religionen.

Einer der Video-Beiträge stammt von Naamah Berkovitz. "The German Parrot". In seinem Käfig flötet und quatscht ein Papagei auf Deutsch. Im Gesang manifestiert sich einiges für die Künstlerin - deutsche Wurzeln und Sprache als Brücke und zugleich Barriere. Das Video "Camel" von Oscar Abosh begleitet eine Gruppe Europäer, die in Jerusalem den Ölberg besuchen.

Ein Hauch von Poesie geht von winzigen Drucken "Self-Portrait as a shell" von Reut Asimini aus. Inspiriert habe sie der Fund einer Muschel aus der Zeit so 600 vor Christus, mit eingeschnitztem Gesicht. Nun hat die Künstlerin ihr eigenes Gesicht auf die Muschel projiziert.

Eine besondere Stimmung transportiert Katharina Gun Oehlert mit "universal essence", Pigmentprint auf Papier. Zart und licht, fließend, verflüchtigt sich eine Frauengestalt, ein Wesen, das in wunderbar gezeichnete Schwingen hinein gleitet, ins Gestern, in den Morgen, ins Jetzt?

Eröffnung ist am Sonntag, 1. März, um 11 Uhr im Gewerbepark Süd.

(nea)
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