Hilden/Langenfeld 123 Kaninchen aus Wohnung befreit

Hilden/Langenfeld · Gerichtsvollzieher traf bei einer Zwangsvollstreckung auf die Tiere. Tierheim Hilden bittet um Futter und Streu.

 Um die 123 Kaninchen überhaupt artgerecht unterbringen zu können, musste das Tierheim Hilden auch Flächen aus dem Kleintier- und Katzenhaus hinzunehmen.

Um die 123 Kaninchen überhaupt artgerecht unterbringen zu können, musste das Tierheim Hilden auch Flächen aus dem Kleintier- und Katzenhaus hinzunehmen.

Foto: Staschik

Bei einer Zwangsvollstreckung in einer Mietwohnung in Langenfeld ist ein Gerichtsvollzieher am Freitagmorgen auf 123 Zwergkaninchen gestoßen. Er ließ die Tiere vom Tierheim Hilden (es ist auch für Langenfeld zuständig) abholen und sicherstellen. "Und dann hat uns das Tierheim Hilden um Hilfe gebeten": So schildert Christian Benzrath, Leiter des Langenfelder Ordnungsamtes, die Situation. Die Mieter können nicht zurück in die Wohnung. Benzrath hat auch den Kreisveterinär eingeschaltet: "Ich hoffe, dass der Kreisveterinär ein Tierhalteverbot ausspricht und die Tiere sicherstellt (dem Besitzer wegnimmt)." Der Ordnungsamtsleiter geht davon aus, dass es sich um einen Fall von "Animal Hoarding", das krankhafte Halten und Sammeln von Tieren handelt. "Ob eine psychische Erkrankung vorliegt, ist noch offen." Benzrath verspricht: "Wir werden das Hildener Tierheim mit den Kosten nicht allein lassen."

Als der Anruf am Freitagmorgen das Tierheim erreichte, fuhr eine Mitarbeiterin direkt nach Langenfeld. Es brauchte zwei Fahrten und viel Organisation, bis die Zwergkaninchen in Hilden ankamen. Es gab nicht genug Boxen, um alle Tiere gleichzeitig zu transportieren.

Das Tierasyl hat bereits über Facebook um Hilfe gebeten. Viele Spender kamen am Wochenende vorbei und brachten Gemüse, Obst, Kräuter und Streu. Stellvertretende Tierheimleiterin Saskia Bautz ist den freiwilligen Spendern und Helfern sehr dankbar. Jedoch wartet schon die nächste Herausforderung auf das Team.

Das Problem? Viele der 80 Weibchen sollen trächtig sein. Da Kaninchen im allgemeinen fünf bis sechs Jungtiere pro Wurf austragen, werde sich im nächsten Monat die Anzahl der Tiere mit aller Wahrscheinlichkeit verdoppeln. Schon jetzt ist das Tierheim überlastet. "Ich war erschlagen", erzählt Saskia Bautz. "So eine große Sicherstellung habe ich in meinen viereinhalb Jahren als stellvertretende Tierheimleiterin in Hilden nie zuvor miterlebt." Um die Tiere artgerecht halten zu können, mussten zusätzliche Käfige im Quarantäne-Bereich und im hinteren Bereich des Katzenhauses untergebracht werden.

Direkt am Freitag begann die Erstuntersuchung der 50 Böcke und 80 Weibchen, darunter etwa 20 Jungtiere. Alle Zwergkaninchen waren abgemagert und litten unter langen Krallen und Ohrmilben. Teilweise hatten die Tiere Bissverletzungen, Zahnfehlstellungen oder Hodenentzündungen. Um vieles konnten sich die Tierpfleger im Heim selbst kümmern, nur sieben Kaninchen brachte man unverzüglich zum Tierarzt. "Für die gegebenen Umstände und die riesige Anzahl der Kaninchen halten sich die Verletzungen und Krankheiten noch im Rahmen", berichtet die stellvertretende Tierheimleiterin. Jedoch muss der Tierarzt fast täglich vorbeischauen, um alle Kaninchen zu impfen und die Böcke zu kastrieren. Da das Hildener Tierheim für Langenfeld zuständig ist, muss das Team die Kaninchen zunächst einmal aufnehmen. Nun hoffen sie, dass sie von anderen Heimen Unterstützung erhalten und die Tiere umverteilt werden können. Denn eines steht fest: Die Kapazitäten, normalerweise sind 20 bis 25 Kaninchen im Tierheim untergebracht, sind vollkommen ausgeschöpft - und das auch schon ohne den zukünftigen Wurf.

(RP)
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