Kreis Mettmann Lerncoach: Jedes Kind hat seine Stärken

Kreis Mettmann · Zum erfolgreichen Lernen muss klar sein, welcher Lerntyp der einzelne Schüler ist. Dann ist eine gezielte Förderung möglich.

 Ende dieser Woche gibt es Halbjahreszeugnisse. Mancher Schüler wird nicht gerade jubeln wollen. Bis zu den Sommerferien ist allerdings noch Zeit, Defizite aufzuarbeiten. Ein Lerncoach gibt Tipps.

Ende dieser Woche gibt es Halbjahreszeugnisse. Mancher Schüler wird nicht gerade jubeln wollen. Bis zu den Sommerferien ist allerdings noch Zeit, Defizite aufzuarbeiten. Ein Lerncoach gibt Tipps.

Foto: Christian Breuer

Mit den Halbjahreszeugnissen kommt in vielen Familien Streit und Frust auf: Die Noten sind schlecht, all die teure Nachhilfe, die mühsame Lernerei haben scheinbar nicht gefruchtet. Strafen, Vorwürfe oder gar Resignation sind da allerdings keine guten Mittel - findet Lerncoach Jürgen Möller und appelliert eindringlich an die Eltern: nehmt wahr, was gut läuft, denn jedes Kind hat Stärken.

Kreis Mettmann: Lerncoach: Jedes Kind hat seine Stärken
Foto: Möller

Die Frage nach den Lernkompetenzen ähnelt der nach dem halbgefüllten Glas: Ist es voll oder leer? Ein Diktat von 100 Wörtern mit 17 Fehlern würde mit einem "mangelhaft" bewertet werden - aber ist es das tatsächlich? Der Pädagoge und Mitbegründer des deutschlandweiten gemeinnützigen Vereins "LVB Leben", Jürgen Möller, widerspricht energisch.

"Das Diktat enthält nicht 17 Fehler, sondern 83 richtig geschriebene Worte und die gilt es zu loben und in den Fokus zu stellen. Und wenn man dann noch erkennt, dass die 17 Fehler häufig Wiederholungsfehler sind, dann kann man getrost davon ausgehen, dass das Kind, trotz schlechter Schulnote, wunderbar schreiben kann." Der Verein LVB Lernen mit Hauptsitz in Berlin hat sich auf konstruktive Lernmethoden und lerntypgerechte Lernunterstützung in der Elternarbeit spezialisiert, hält kostenfreie Vorträge in Schulen.

"Viele Eltern wissen sich nicht zu helfen, wenn das Kind wieder mit einer schlechten Note nach Hause kommt und sie erhöhen dann den Druck, was zur Folge hat, dass die meisten Kinder dem erst recht nicht standhalten können", erklärt der Lerncoach. "Es gibt Kinder, die Druck brauchen, die darauf positiv reagieren mit mehr Engagement, aber das sind die Allerwenigsten." Die vielen anderen aber reagierten mit Resignation und Abwehr, so Möller. "Das ist insofern bedenklich, als dass man weiß: Kinder wollen lernen, sie sind neugierig, man denke mal daran mit wie viel Vorfreude sie der Schulzeit entgegen gesehen haben."

Mit der ersten Klasse aber beginnt der Leistungsdruck, das Kind will mithalten, die Eltern nicht enttäuschen. Zunehmend richtet sich der Blick auf das, was nicht funktioniert. Eine fatale Entwicklung, findet der Fachmann. "Selbst wenn ein Kind in Mathe und Deutsch schlecht ist, kann es vielleicht besonders toll malen oder hat enorme soziale Kompetenzen. Und ganz ehrlich: eine einzige besondere Stärke reicht eigentlich aus, um beruflich erfolgreich zu sein." Trotzdem - das Schulsystem sieht Abschlüsse vor, als Basis für eine solide Berufsausbildung, daher kommt niemand um das Lernen herum. "Wir müssen erkennen, welcher Lerntyp unser Kind ist, dann kann es gezielt gefördert werden. Es gibt abstrakte Lerntypen, die gut mit trockenen Stoffen, wie Mathe, klar kommen, viele aber sind emotionale Lerntypen, denen der Zugang dazu fehlt." Um diesen Kinder trotzdem das Lernen von etwa Kurvendiskussion zu erleichtern, sei es wichtig eine ähnlich klar strukturierte Lernsituation zu schaffen, ein möglichst reizarmes, aufgeräumtes Zimmer ohne Schnickschnack. "So kann sich das Gehirn auf das, was von ihm jetzt erwartet wird, einstellen."

Und: Kinder brauchen unbedingt feste Absprachen. "Es hat sich erwiesen, dass ein Kindergehirn sich nicht 45 Minuten konzentrieren kann. Der beste Rhythmus ist sieben Minuten lernen, zwei Minuten Pause und so weiter, insgesamt etwa 20 bis 25 Minuten."

(dani)
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