Auf Ein Wort Hans-Peter Gitzler Menschlich bleiben

Hilden · In den letzten Wochen und Monaten ist viel Schreckliches passiert: Terroranschläge in Belgien und Frankreich, zuletzt in Nizza und in der Kirche Saint Etienne du Rouvrayist. Dazu die Mordversuche in einem Zug bei Würzburg, bei einem Musikfestival in Ansbach und die Morde durch einen Amoklauf in München. Angst und Schrecken nehmen jetzt auch in Deutschland zu, rechtspopulistische Parteien und Gruppierungen nutzen das schamlos aus und machen Stimmung gegen Flüchtlinge.

 Hans Peter Gitzler, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Haan.

Hans Peter Gitzler, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Haan.

Foto: ola

Es gibt viele und unterschiedliche Erklärungen für das, was da passiert ist, aber wirklich verstehen können wir solche grausamen Attentate nie.

Der Philosoph Immanuel Kant sprach vom radikalen Bösen als einem Bestandteil der menschlichen Natur; und das gehört auch zum biblischen Menschenbild, das den Menschen sehr realistisch beschreibt. In München starben viele junge Menschen, fast alle mit Migrationshintergrund. Ein junger Mann, in Deutschland geboren und aufgewachsen, der selbst einen iranischen Migrationshintergrund hat, erschießt diese jungen Menschen, nachdem er laut gerufen haben soll: Ich bin Deutscher. Das alles ist furchtbar, aber wir sollten uns auch nach diesen grausamen Attentaten nicht von Wut, Hass und Rachegedanken hinreißen lassen.

Wut ist verständlich, hilft aber niemandem. Rache und Hass engen ein und machen klein. Wir, die nicht direkt betroffen sind, können mitfühlend sein mit den Angehörigen, vorsichtig im Reden über andere, auch wenn wir ihr Verhalten nicht verstehen, und achtsam im Umgang mit Menschen, die uns fremd sind.

Der Apostel Paulus schreibt: "Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem" (Röm 12,21). So gelingt es vielleicht besser, uns einen freieren Blick zu bewahren auch auf die Täter, die sich oft als Verlierer fühlten und sich zu bösen Helden machen.

Vielleicht hilft uns der freiere Blick, eine tiefe Not bei anderen früher zu erkennen und Menschen beizustehen, die sich in der Welt zu verlieren drohen.

(RP)
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