Hilden Mikroben arbeiten im Dunkeln

Düsseldorf · In der Kompostierungsanlage des Kreises Mettmann in Ratingen-Lintorf wird aus organischen Küchenabfällen und Grünschnitt aus der Gartenlandschaftspflege wertvoller Kompost hergestellt.

Hilden/Ratingen Der Abfallberg, den der Müllwagen soeben abgeladen hat, trägt weihnachtliche Farben: Orangen-Schalen leuchten im Dämmerlicht der Anlieferungshalle auf. Auf ihrem Weg zur Rottehalle wird die Ladung grob zerkleinert, gesiebt und gesäubert. Dem Schredder haben einige Äpfel und Zier-Kürbisse getrotzt, immer wieder hüpfen sie aufmüpfig das ansteigende Förderband hinunter und kullern dann keck durch die leicht geneigte Siebtrommel, die zunächst grobe von feinen Stoffen trennt. Die Männer am Sortierband könnten die Jahreszeit an den Küchenabfällen ablesen, aus denen sie unverrottbare Stoffe wie Plastikfetzen zupfen: Tannenzweige, Zapfen und Mandarinenschalen ziehen vorüber. In vier bis fünf Monaten werden sich Advents-Grün und und Gemüse in Fertigkompost verwandelt haben, der im Frühjahr zur Bodenverbesserung und Düngung ausgebracht werden kann.

Natürliche Prozesse

Auch die Haushalts- und Gartenabfälle aus Hilden und Haan werden in der Kompostierungsanlage KDM (Düsseldorf-Mettmann) in Ratingen-Lintorf verarbeitet. Der Betrieb macht sich einen natürlichen Zersetzungsprozess zunutze. Nur dass hier ein Vorgang, der sonst einige Jahre dauert, auf einige Wochen verkürzt wird. „Wir versuchen hier ein Klima zu schaffen, in dem sich die Mikroorganismen richtig wohl fühlen“, erklärt Betriebsleiter Heinrich Schumeckers. Regelrecht angefeuert wird dieser Prozess, indem die Temperatur im Kern der künstlichen Misthaufen schnell auf eine Temperatur von 60 Grad Celsius erhöht wird. So werden Krankheitserreger und Samen abgetötet.

Wasser und Sauerstoff

Von der Decke tropfendes Kondenswasser und das Rauschen der Belüftungsanlage sind die einzigen Geräusche in der Rottehalle, in der die Mikroben still ihr Werk verrichten: fressen, verdauen, vermehren. Nur der von den Mieten aufsteigende Dampf lässt ihre Aktivität erahnen. Duster ist es hier, denn die Miniaturzersetzer brauchen kein Licht: nur Wasser und Sauerstoff. Dafür sorgt der Umsetzer, ein moderner Vertreter der Mistgabel, auf dessen Arbeitsweise die Halle ausgerichtet ist – in zwölf Rottezeilen à 50 Metern Länge ist sie aufgeteilt.

Der mit grobem Grünschnitt vermischte Küchenabfall wird an einem Hallen-Ende in fünf Mal fünf Meter großen Paketen in eine der zwölf Zeilen gesetzt und locker aufgeschichtet. Einmal wöchentlich umwälzt der Umsetzer alle neun Mieten einer Zeile um jeweils fünf Meter nach hinten. „Er kann bei Bedarf auch Wasser zuführen“, sagt Schumeckers. Sauerstoffgehalt und Temperatur in Abluft und Mietenkern werden per Computer überwacht. Wenn eine Miete die Zeile durchlaufen hat, wird sie als Frischkompost im Lager deponiert. Dort wird der Kompost in einer Körnung von 30 Millimetern für die Nutzung in der Landwirtschaft abgesiebt, der Kompost für Privatkunden ist feinkörniger und wird für weitere zwei Monate zum Ausreifen gelagert. „Der Rotteprozess muss bei Fertigkompost weitgehend abgeschlossen sein“, sagt der Betriebsleiter. Größere Teile, wie Aststücke, werden dem Prozess erneut zugeführt. Ab Ende der Woche liefern die ausgedienten Weihnachtsbäume das nötige luftige Material.

(RP)
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