Hilden/Haan/Langenfeld Milder Winter - Gewinner und Verlierer

Hilden/Haan/Langenfeld · Während Heizöl- und Streusalz-Lieferanten schlechte Geschäfte beklagen, profitieren Gastronomen – und die Bienen.

 Eine Kundin des Langenfelder Restaurants "Citro" raucht auf der überdachten Terrasse. Wer draußen rauchen muss, freut sich zurzeit über die milden Temperaturen des Winters.

Eine Kundin des Langenfelder Restaurants "Citro" raucht auf der überdachten Terrasse. Wer draußen rauchen muss, freut sich zurzeit über die milden Temperaturen des Winters.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Während Heizöl- und Streusalz-Lieferanten schlechte Geschäfte beklagen, profitieren Gastronomen — und die Bienen.

Der milde Winter teilt die Meinungen: Während die einen das Ausbleiben frostiger Temperaturen beklagen, freuen sich die anderen über das warme Wetter. Das sind die Gewinner und Verlierer.

 Paul Franken, Inhaber des Raiffeisen-Marktes in Monheim, ist auf seinen Streusalz-Vorräten sitzen geblieben. Er glaubt nicht mehr an Frost, Eis und Kälte in diesem Jahr.

Paul Franken, Inhaber des Raiffeisen-Marktes in Monheim, ist auf seinen Streusalz-Vorräten sitzen geblieben. Er glaubt nicht mehr an Frost, Eis und Kälte in diesem Jahr.

Foto: Ralph Matzerath

Gewinner: Die Bienen von Harry Lieske. 15 Bienenstöcke hält der Vorsitzende des Bienenzuchtvereins Haan und Umgebung. Liegt die Außentemperatur bei zehn Grad und höher, "dann wollen die Bienen raus", sagt er. 2013 sei für die Insekten ein schlechtes Jahr gewesen. Unter dem lang anhaltenden Winter "haben sie wirklich gelitten". Jetzt aber zieht es sie bereits zu den Frühjahrsblühern wie Eichkätzchen oder Krokussen, und der erste Honig wird nicht lange auf sich warten lassen. Schädlich sei der milde Winter für die Insekten nicht, im Gegenteil: "Bienen sind sehr anpassungsfähig", hat Lieske beobachtet.

Auch Sofia Kara freut sich, dass Schnee und Frost ausgeblieben sind. Sie ist Inhaberin des Restaurant "Citro" in der Langenfelder Innenstadt. "Leute, die sonst wegen schlechter Witterung nicht kommen würden, setzen sich jetzt ins Auto und kommen zu uns", erklärt sie. Das "Citro" hat eine Terrasse, die teilweise überdacht ist. "Das ist auch für die Raucher von Vorteil."

Regen und Schnee würde die Wanderer vom Sauerländischen Gebirgsverein zwar nicht von ihrem Hobby abschrecken. "Wir laufen bei jedem Wetter", sagt Bernd Sondermann vom hiesigen SGV. "Wandern im Schnee ist zwar schön, aber ohne auch."

Renate Runkel, die am Marktstand vor der Markthalle steht, hält es bis minus fünf Grad zwischen ihrem Obst und Gemüse ganz gut aus. "Kühl kann es ruhig sein, das Obst hält das aus. Schlimmer ist der Wind", sagt sie. Denn dann fliegt der ganze Stand weg oder kann gar nicht erst aufgebaut werden.

Verlierer: Der Tanklastwagen des Hildener Heizöl-Lieferanten Willi Jüntgen steht zurzeit häufiger auf dem Hof, als dass er zu Kunden unterwegs ist: "Das Geschäft ist tot", sagt Marcus Ziokowski von der Disposition. Wegen des warmen Winters sei die Nachfrage nach Heizöl um geschätzte 30 Prozent gesunken. "Weil der Winter im vergangenen Jahr so lang war, mussten viele Kunden im Frühling 2013 noch mal nachtanken", erläutert Ziokowski. Deshalb hätten sie noch ausreichend Reserven zur Verfügung, die für diesen Winter ausreichen. Erst im Frühjahr, so glaubt der Disponent, "wird die Nachfrage wieder anziehen". Sorgen muss sich der Betrieb indes nicht machen: Der Container-Verleih, zweites Standbein der Firma Jüntgen, der eigentlich in den warmen Jahreszeiten floriert, zieht bereits an.

Auch Paul Franken vom Raiffeisenmarkt in Monheim denkt mit gemischten Gefühlen an die vergangenen Jahre zurück: Immer war zu wenig Streusalz da. Aber jetzt sitzt auf dem Salz. Dabei hat er schon vorsichtig kalkuliert. Vor Monaten. Man müsse ja früh bestellen, weil sonst im Ernstfall nix da ist und nicht mal eben so geordert werden könne, erklärt Franken. Er hat seit Wochen keinen Sack Streusalz verkauft. "Wir haben Übermengen hier", sagt er. "Das Salzgeschäft ist eben schwer planbar."

Wer also vermisst eigentlich den Schnee? Eine Antwort: Diejenigen, die noch nicht Auto fahren müssen. Für Kinder ist die weiße Pracht etwas Tolles. In der Langenfelder Kindertagesstätte Jahnstraße habe das eine oder andere Kind schon gefragt, ob denn noch Schnee fallen wird, berichtet Einrichtungsleiterin Annegret Lehr.

Die Antwort auf diese Frage fällt je nach Sichtweise unterschiedlich aus. Paul Franken vom Monheimer Raiffeisenmarkt hat das Hoffen auf den späten Winter aufgegeben: "Wir stellen uns hier auf den Frühling ein." Sascha Werner hingegen, technischer Betriebsleiter bei der Hildener Firma Reifen Gerlach, rechnet noch mit einem Temperatursturz. "Da kommt bestimmt noch was." Daher rate er seinen Kunden auch ab, schon jetzt wieder die Sommerreifen aufzuziehen: "Mitte März kann man darüber nachdenken", sagt Werner und zitiert die Faustregel "Von O bis O": Autos sollten von Oktober bis Ostern mit Winterreifen ausgerüstet sein.

(RP)
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