Spektakulärer Kriminalfall aus Langenfeld Millionenraub von 1997 ist aufgeklärt

Langenfeld · Eine seit Oktober inhaftierte Bande soll 15 Geldtransporter in ganz NRW überfallen haben. Ihre Raubserie begann in Langenfeld. Im Juni 1997 machten sie dort eine Million D-Mark Beute.

 Das Langenfelder Archivbild vom Tag des Überfalls am 21. Juni 1997 zeigt den Geldtransporter und den zuvor gestohlenen Mercedes.

Das Langenfelder Archivbild vom Tag des Überfalls am 21. Juni 1997 zeigt den Geldtransporter und den zuvor gestohlenen Mercedes.

Foto: dpa

Einer der spektakulärsten Langenfelder Kriminalfälle der vergangenen Jahrzehnte ist offenbar geklärt: der bewaffnete Überfall auf einen Geldtransporter am 21. Juni 1997, bei dem ein Trio etwa eine Million D-Mark erbeutet hatte. In der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY ungelöst" verkündete Moderator Rudi Cerne einen Fahndungserfolg der Polizei und Staatsanwaltschaft Hagen - die Festnahme einer Bande, die seit 1997 in verschiedenen NRW-Städten mindestens 15 Geldtransporter überfallen haben soll. Zu den sieben inhaftierten Männern gehören zwei 52 und 48 Jahre alte Haaner sowie ein 53 Jahre alter Hildener.

Wie der Hagener Oberstaatsanwalt Gerhard Pauli im Gespräch mit unserer Redaktion bestätigte, wird der Räuberbande auch der bewaffnete Überfall in Langenfeld zur Last gelegt. "Damit fing vor gut 20 Jahren die Serie der in unterschiedlicher Besetzung agierenden Tatverdächtigen wohl an."

Rückblende: Am Samstag, 21. Juni 1997, überfällt zur Mittagszeit ein mit Panzerfaust und Schnellfeuergewehr bewaffnetes und mit Sturmhauben maskiertes Trio vor dem Allkauf-Supermarkt (heute: Real) an der Rheindorfer Straße einen Geldtransporter. Mit einem gestohlenen Mercedes rammen sie das gepanzerte Fahrzeug, das gerade die Sicherheitsschleuse des Einkaufszentrums passiert. Zwei Maskierte zerschießen einen Vorderreifen des Transporters und zwingen die beiden Insassen zum Aussteigen. Mit den aus verschiedenen Geschäften abgeholten Einnahmen von insgesamt bis zu 1 Million Mark entkommen die Täter in einem gestohlenen BMW, den ein Komplize steuert.

Mangels Fahndungserfolg geriet die spektakuläre Tat über die Jahre aus dem Blickfeld. Als vor zwei Jahren nach mehreren bewaffneten Überfällen auf Geldtransporter in Norddeutschland drei untergetauchte RAF-Terroristen als Tatverdächtige ermittelt wurden, kündigte für die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft deren Sprecher Ralf Herrenbrück an, die Spurenlage des Langenfelder Falls "unter neuen Gesichtspunkten zu überprüfen".

Mit der Festnahme der sieben Männer aus Haan, Hilden, Solingen, Remscheid, Wuppertal und Bochum ist diese Spur nun hinfällig. Nach Angaben des Hagener Oberstaatsanwalts Pauli gilt der 48-jährige Haaner als Kopf der Bande. Wie in Langenfeld zwangen die Räuber auch bei Taten in Neuss, Hagen, Werl oder Dortmund mit gestohlenen Autos Geldtransporter zum Anhalten, wobei sie Fahrzeuge auch rammten. Mehrere Millionen Euro sollen sie bei 15 Überfällen erbeutet haben.

Sechs Tatverdächtige haben laut Pauli die deutsche Staatsbürgerschaft, sollen überwiegend aber aus Polen stammen, einer sei Pole. Nach Angaben eines Hagener Polizeisprechers führten alle ein unauffälliges Leben, hätten normale Berufe wie Lastwagenfahrer, Schlosser oder Elektriker ausgeübt. Einer von ihnen habe zeitweilig auch in einem Werttransport-Unternehmen gearbeitet. Von dem Geld hätten die mutmaßlichen Täter Grundstücke, Motorräder und teure Uhren gekauft.

Zur Anklage vor dem Landgericht Hagen kommt laut Pauli neben den Raubvorwürfen auch versuchter Mord in zwei Fällen. Der Prozesstermin steht noch nicht fest.

(mei)
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