Hilden Minister: "Betriebe müssen mehr bieten"
Hilden · Garrelt Duin sprach beim Unternehmertag über Fachkräftemangel. Hilden stehe vergleichsweise gut da.
Es gibt drei Bereiche, in denen die NRW-Firmen zu wenig tun, um zukunftsfähig zu bleiben: Frauen, schlecht qualifizierter Nachwuchs und ältere Mitarbeiter. Das sagte Landeswirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) beim Hildener Unternehmertag gestern im Gewerbepark Süd. Deshalb müsse in diesen Bereichen nachgebessert werden, wenn der Fachkräftemangel sich nicht deutlicher auswirken soll.
Dass Fachkräfte fehlen, ist nicht strittig, allerdings sind die Lösungsansätze durchaus unterschiedlich. Daher hatte der insgesamt zwölfte Unternehmertag erneut ein packendes Thema. Er wird einmal im Jahr vom Industrieverein Hilden gemeinsam mit dem Stadtmarketing, dem Wirtschaftsblatt und der Wirtschaftsförderung ausgerichtet. Gut 200 Vertreter aus Unternehmen und örtlicher Politik waren dabei. "Allerdings: Fachkräftemangel gab es auch vor 60 Jahren schon, als der Industrieverein gegründet wurde", sagte Norbert Roth vom Vorstand des Vereins bei seiner Begrüßung. Da es jetzt offenbar auch nicht anders ist, gelte es, über neue Konzepte nachzudenken.
Hier hakte Duin ein: Die Betriebe müssten heute weit mehr machen als "nur" zu bezahlen, und junge Nachwuchskräfte müssten mobiler werden. "Nirgendwo in Europa gibt es so wenige berufstätige, aber ausgebildete Frauen", sagte der Minister. "Warum gelingt es uns nicht, die Quote zu erhöhen?" Auch für Ältere werde in den Betrieben zu wenig getan: "Welches mittelständische oder kleine Unternehmen hat denn schon ein Gesundheitsmanagement?" Zugleich seien aber 99 Prozent der 770 000 Unternehmen in Nordrhein-Westfalen klein oder mittelständisch - auch wenn die ganz großen die Nachrichten dominierten. Jungen Leuten ohne Arbeit bescheinigte Duin, zu wenig mobil zu sein: Etliche seien nicht willens, einen 30 Kilometer entfernt liegenden Betrieb anzufahren. "Das kann es nicht sein." Mit Jugendlichen, die nicht genügend qualifiziert seien, sollten es Ausbilder aber durchaus versuchen.
Hilden habe die Probleme, die andere Regionen im Land hätten, nicht im gleichen Ausmaß, betonte der Minister - und die anschließende Diskussionsrunde mit Vertretern des örtlichen Handels und Handwerks gab ihm recht. Sowohl Iris Klunk vom Vorstand der Talanx-Versicherungen mit 700 Mitarbeitern als auch Werkstatt-Betreiber Marcel Prause mit 30 Mitarbeitern beklagten sich nicht wirklich. Klunk gab zu, dass Informatiker und Mathematiker nicht leicht zu finden seien - das war's aber auch schon. Thomas Grünendahl, Kreishandwerksmeister aus Hilden, betonte den Wert der Dualen Ausbildung: "Wir müssen aufhören, immer nur nach Abitur und Studium zu fragen", so Grünendahl. "Ich habe beides nicht. Bin ich deswegen bildungsfern?" Doch derzeit sieht es in Deutschland anders aus: Immer mehr Jugendliche machen Abitur und wollen studieren, dafür sucht das Handwerk in manchen Bereichen händeringend Azubis.
Wenig diskutiert wurde die Zuwanderung. Duin: "Das ist kein Zaubermittel." Sie solle erst in Betracht kommen, wenn seine zuoberst genannten Punkte nicht genügend griffen. Das klang allerdings so, als könne und müsse man Menschen aus dem Ausland "holen" - statt sich darauf zu besinnen, dass es auch unter den Flüchtlingen eine ganze Reihe ausgebildeter oder ausbildungswilliger Menschen gibt. Einig waren sich alle in dem Punkt, dass lokale Konzepte fruchtbarer sind "als darauf zu warten, dass andere etwas tun", wie es Oliver Frey von der Firma Wachtel nannte.
Es hörten zu: Bürgermeisterin Birgit Alkenings und Ex-Bürgermeister Horst Thiele, Kämmerer Heinrich Klausgrete und Dezernent Norbert Danscheidt, Ulrich Schneider von den Stadtwerken sowie viele Ratsmitglieder.