Hilden Miteinander reden - das ist schon große Hilfe

Hilden · Rund 50 Ehrenamtliche engagieren sich im "Café International", das sich zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt hat.

 Irma Schildgen (l.) spricht mit Thana Amer, Aya (10) und Walid Amer. Sie kommen aus Syrien.

Irma Schildgen (l.) spricht mit Thana Amer, Aya (10) und Walid Amer. Sie kommen aus Syrien.

Foto: Stefan Köhlen

Die Tische im Atrium St. Jacobus an der oberen Mittelstraße sind alle besetzt. Selbst im Foyer sitzen die Menschen zusammen, unterhalten sich, essen ein Stück Kuchen oder spielen gemeinsam ein Gesellschaftsspiel. Aya (10) hat an diesem Samstag schon zwei Mal beim Rommé gegen Uwe Peiler (57) und ihren Bruder Gatya (6) gewonnen, während ihre Mutter Thana Amer (40) mit einem Lächeln die Gäste am Kaffee- und Kuchentisch bedient. Mit ihrer Familie floh sie aus Syrien. Seit neun Monaten leben die Amers nun in Hilden. Das Café International der Katholischen Kirche ist für sie zu einem festen Anlaufpunkt geworden.

"Wir haben hier Freunde gefunden", sagt Thana Amer und blickt dabei mit einem Lächeln zu Irma Schildgen (68), die sich seit dem Start des Café International im November 2015 ehrenamtlich für den beliebten Treffpunkt für Flüchtlinge und Hildener Bürger engagiert. Schildgen ist für das Catering zuständig, hat aber vor allem die Gäste ins Herz geschlossen. "Man kriegt so viel zurück", schwärmt die gebürtige Niederländerin, die es nachvollziehen kann, wie man sich in einem fremden Land fühlt.

Neben einigen Familien sind es vor allem junge, alleinstehende Männer, die das Angebot wahrnehmen. Um die 80 Besucher kommen jeden Samstag. Ob Christ oder Moslem spielt bei den Begegnungen keine Rolle. Oft reicht der Kontakt auch über das Café hinaus. Schildgen hat Familienvater Walid Amer (45) zum Beispiel zum Jobcenter begleitet. "Er ist ein ganz toller Koch, hatte ein eigenes Restaurant. Er hätte hier auch fast schon eine Stelle bekommen, aber sein Deutsch muss sich noch verbessern", erzählt die engagierte, offene Ehrenamtlerin und nickt Amer dabei aufmunternd zu. "Wir sind nach Deutschland gekommen, um für die Kinder ein besseres Leben zu haben", erklärt der vierfache Vater Walid Amer. Dafür haben sie in Syrien alles zurückgelassen. Auch Georg Friedrich, ehemaliger Lehrer, hat über das Café Kontakt zu jungen Eritreern aufgebaut und hilft ihnen bei Amtsbesuchen oder der Wohnungssuche. Es seien sehr nette Begegnungen, betont er, auch wenn man nicht allen helfen kann. Dass das Ehrenamt auch Grenzen habe, sei ihm bewusst und wichtig. Die Atmosphäre im Café schätzt er. "Es ist ganz toll, weil sich viele Leute hier einbringen", lobt Friedrich. Das schätzen auch die Amers, die aus Hilden nicht mehr weg wollen. "Ich möchte mich für die Hilfe bedanken", sagt Thana Amer. Über ihre Mitarbeit beim Café, für das sich rund 50 Ehrenamtliche engagieren, gibt sie ein Stück zurück.

(RP)
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