Kreis Mettmann Niedrigzins bestimmt das Kauf-Klima

Kreis Mettmann · Immobilien-Bilanz: Die Zahl der Zwangsversteigerungen sinkt. Es geht zunehmend um besonders wertvolle Objekte.

 Der Hauskauf ist oft ein Rechenexempel. Egal, ob es um die selbst genutzte Immobilie geht oder um ein Anlageobjekt in Zeiten niedriger Zinserträge.

Der Hauskauf ist oft ein Rechenexempel. Egal, ob es um die selbst genutzte Immobilie geht oder um ein Anlageobjekt in Zeiten niedriger Zinserträge.

Foto: RP-Archiv/G. Seybert

Der Halbjahresbericht zum Zwangsversteigerungsmarkt in Deutschland zeigt, dass sich der seit zweieinhalb Jahren abbildende Trend weiter fortsetzt: Die Zahl der Versteigerungstermine ist rückläufig, wenn auch nicht mehr ganz so drastisch wie noch vor zwei Jahren. Dafür steigen die Verkehrswerte der Objekte an. So hat es Argetra, der Ratinger Fachverlag für Zwangsversteigerungsobjekte, aktuell ermittelt.

Auch die Motive für Käufer von Zwangsversteigerungsimmobilien bleiben seit rund zwei Jahren konstant: Es ist nicht mehr vorwiegend der Wunsch nach dem eigenen Heim, der antreibt. Vielmehr sind es Käufer von Zweit- oder Drittimmobilien, die sich bei anhaltend attraktiven Zinssätzen nach einer lohnenden Wertanlage und Altersvorsorge umschauen. Die Anzahl der Zwangsversteigerungsobjekte und damit auch der Termine würde erst dann wieder signifikant ansteigen, wenn die Zinsen merklich steigen.

Im Vergleich zum Vorjahr wurden im ersten Halbjahr deutschlandweit rund 2600 Termine weniger aufgerufen, was einem Rückgang von 11,3 Prozent entspricht. Die Verkehrswertgutachten hingegen fielen um gut fünf Prozent höher aus als im ersten Halbjahr 2014.

Regional schwanken die Werte allerdings beträchtlich: Die durchschnittliche Immobilie in Sachsen kostete 85 000 Euro, in Hamburg wurden dafür 444 000 Euro fällig. Der Kreis Mettmann liegt mit rund 260 00 Euro immer noch deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt, der etwa 164 500 Euro beträgt.

Die Anzahl der Zwangsversteigerungstermine ist im Kreis Mettmann sogar noch deutlicher zurückgegangen als im deutschlandweiten Mittel. 92 Zwangsversteigerungstermine bedeuten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Minus von 27 Prozent.

Die meisten davon sind im Amtsgericht Velbert mit 44 Termine (Vorjahr: 36) angefallen. Es folgt das Amtsgericht Mettmann mit 21 (35) Terminen, dann das Amtsgericht Langenfeld (zuständig auch für Hilden) mit 18 (37) Terminen und das Amtsgericht Ratingen mit neun Terminen (17). Auch die Versteigerungserträge sind um rund ein Viertel gesunken. Waren es kreisweit im ersten Halbjahr 2014 noch mehr als 31,6 Millionen Euro, wurden in den ersten sechs Monaten 2015 noch 23,82 Millionen Euro über Zwangsversteigerungen erwirtschaftet. Auch hier liegt Velbert mit rund 11,91 (8,34) Millionen Euro an der Spitze, gefolgt von Ratingen mit 5,63 (4,05) Millionen Euro, Langenfeld mit 4 (11,97) Millionen Euro und Mettmann mit 2,27 (7,25) Millionen Euro.

Axel Mohr geht davon aus, dass sich die Verkehrswerte auch im weiteren Jahresverlauf steigend entwickeln werden. "Die Attraktivität der Immobilie wird die Nachfrage nach Zwangsversteigerungsobjekten weiterhin nachhaltig hochhalten. Die Verkehrswerte sind vielerorts noch unter dem regulären Markt und bieten damit vernünftige Renditechancen." Den Rückgang der Versteigerungstermine erklärte er bereits zu Beginn des Trends mit der hohen Nachfrage nach Immobilien. Viele Objekte gingen erst gar nicht in die Versteigerung, sondern ließen sich bereits vorher erfolgreich vermitteln.

Seit über 30 Jahren erstellt und verbreitet Argetra als Verlag für Wirtschaftsinformationen den Versteigerungskalender. Zunächst beginnend in einem Teil Nordrhein-Westfalens weitete sich das Angebot aus und konnte bald in mehreren Regionalausgaben deutschlandweit aufgestellt werden. Seit einigen Jahren wird das Abonnement der gedruckten Ausgaben auch durch das Online-Angebot ergänzt, das deutlich schneller die aktuellen Änderungen verfügbar macht.

(RP)
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